Schneeschuhtour rund um die Drei Zinnen in den Dolomiten
Ein wahres Winterwunderland bieten die Dolomiten Wanderern in der kalten Jahreszeit. Bei einer Schneeschuhtour rund um die Drei Zinnen offenbaren sich wunderbare Panoramen. Fast mutterseelenallein können Wanderer die wohl bekannteste Felstrilogie der Welt in Ruhe genießen.
Essen.
„Fantastico, heute bekommt ihr wundervolles Wetter“, prophezeit der Wirt vom Chalet Lago d’Antorno. Er schwingt schon im Morgengrauen die Schneeschaufel, während wir gerade mal die Fensterläden aufmachen. Noch hängen zwar ein paar Wolkenfetzen über dem tiefgefrorenen See. Doch die letzten Sterne verblassen, der schwarze Himmel verwandelt sich langsam in ein Sattblau. Also, nichts wie raus aus den Federn. In Windeseile das Frühstücksbuffet abgrasen und rein in die Schneeschuhe.
Schwer ächzt der Nadelwald unter der Last des Neuschnees. Nur langsam kriecht die Sonne über den Lago d’Antorno. Kleine Schneebomben lösen sich von überfrachteten Ästen. Unsere Atemwölkchen leuchten im Gegenlicht. Die fleißig wippenden Schneeschuhe katapultieren feinen Pulverschnee in die Luft, der in der Morgensonne regelrecht explodiert. Anfangs bewegen wir uns noch etwas ungelenk mit dieser eigenartigen Schuhvergrößerung, schlurfen breitbeinig wie John Wayne durch die tief verschneite Prärie. Doch schon bald stellt sich von ganz alleine der richtige Stapfrhythmus ein.
Weg durch ein wahres Winterwunderland
Wahrlich – die verschneiten Dolomiten bieten die perfekte Kulisse für unser Schneeschuh-Wintermärchen. Die schroffen Gipfel der Dreitausender sind mit Schneeschuhen zwar kaum zu bezwingen, dafür bieten die zahlreichen Höhenwege und Zwischengipfel um die Zweitausend-Meter-Marke das perfekte Gelände, um sich den Felsgiganten anzunähern.
Unweit der im Sommer enorm frequentierten Mautstraße zickzackt der Weg durch ein wahres Winterwunderland hoch zur Auronzo-Hütte auf der Südseite der Drei Zinnen. Schon dort offenbart sich ein gewaltiges Panorama: der markante Doppelgipfel des Monte Cristallo, die unzähligen Türme der Tofana und die wie Igelstacheln über dem Falzarego-Pass in den Himmel ragenden Felsnadeln der Lagazuoi-Gruppe.
Eine Tour mit Suchtpotenzial
Unsere Umrundung der Drei Zinnen entwickelt sich schon zu Beginn zum absoluten Sahnestück, zu einer Schneeschuhtour mit enormem Suchtpotenzial.
Fast eben führt die Route unterhalb der Südwände weiter zur Lavaredo-Hütte. Die steileren Kehren hoch zum Paternsattel lassen den Puls nochmals hochschnellen. Und erst hier treffen wir auf eine Handvoll Menschen. Eine Dreiergruppe mit Bergführer. Auch sie können es wohl genau so wenig wie wir fassen, dass wir uns dieses majestätische Dreigestirn, diese wohl meistfotografierte Felstrilogie der Welt ganz in Ruhe zu Gemüte führen dürfen.
Unfassbar – aber doch erklärbar: Normale Winterwanderer haben hier keine Chance. Auch dann nicht, wenn sie sich mit dem Schneemobil zur Auronzo-Hütte hochshutteln lassen. Nach der Hütte ist zu Fuß definitiv Ende. Und für Skitouren-Freaks ist die Abfahrt einfach nicht spannend genug. Bei dieser Geländeform hat die Schneeschuhfraktion eindeutig ein Ass mehr im Ärmel.
Großartiges Bergkino genießen
Je weiter wir den Paternsattel hinter uns lassen, desto gewaltiger wird die Aura der Drei Zinnen. Wir kürzen ab, queren parallel zu den berühmt-berüchtigten Nordabstürzen über die Lange Alm. Hier sind wir tatsächlich mutterseelenallein und bestaunen mit Ehrfurcht und Grausen die zum Teil überhängende Nordwand der großen, mittleren Zinne.
Andächtig sitzen wir auf den Logenplätzen und genießen einfach das großartige Bergkino, bis die Uhr dann leider zum Aufbruch mahnt. Über die Forcula de Col de Mezo steigen wir von der Nordseite wieder in den Süden. Auf der teilweise vereisten Rampe kommen erstmals die Frontzacken der Schneeschuhe zum Einsatz. Bei der Auronzo-Hütte schließt sich die kongeniale Rundtour. Es sind immer noch keine anderen Wanderer zu sehen – so exklusiv und intensiv kann man die Drei Zinnen wohl nur mit Schneeschuhen erleben.