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Zu Fuß entlang der Pader

Zu Fuß entlang der Pader

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Foto: MATTHIAS GRABEN
Die Pader durch Paderborn ist der kürzeste Fluss Deutschlands. Nur 4,4 Kilometer ist er „lang“. Eine Reise von der Quelle bis zur Mündung.

Paderborn. 

Es ist ein faszinierendes Schauspiel. Einem starken Regenguss gleich, bilden sich Bläschen auf der Oberfläche des kleinen Wasserbeckens mitten im Stadtkern Paderborns. Doch wenn man die Hand ausstreckt, versucht die Tropfen einzufangen, passiert nichts. Die Sonne scheint. Wie kann das sein? Die Lösung ist überraschend. Es handelt sich um ein Druckphänomen. Die Bläschen, sie kommen nicht von oben, sie kommen von unten. Durch eine Kalkschicht am Boden wird das Wasser stetig nach oben gepresst, so entstehen die Blasen. Das Becken ist eine Quelle, die Dammpader. Sie ist der Beginn der Pader. Des kürzesten Flusses Deutschlands. Gerade einmal 4,4 Kilometer Strecke legt sie zurück. Schlängelt sich quer durchs nach ihr benannte Paderborn (übersetzt: Pader-Quelle). Wir haben uns auf die gut fünf Kilometer langen Wanderwege entlang des Flusses begeben, auf eine Reise durch Historie, Erholungsgebiet und prachtvolles Bautum.

Los geht’s mitten in der Stadt

Der Beginn des Weges liegt innerstädtisch, in einem kleinen Park, keine 200 Meter vom – im hellem Kalkstein erbauten – Dom. Wie ein Lichtquell strahlt er in der Sonne. In seinem Schatten sprudeln gleich drei Quellen. Die Dammpader, die Börnepader und die warme Pader. Letztere ist im Vergleich zu den anderen Quellen stets zwei Grad wärmer, was im Winter zu einem interessanten Anblick führt. Dampft sie doch bei den eisigen Temperaturen.

Hat sich der Wanderer vom Anblick des sprudelnden Wassers gelöst, führt die Route durch die alten Gassen und entlang der Fachwerkfassaden des Inselspitzenweges bis hin zum 1684 aus Bruchstein erbauten Pesthaus. „Es wurde genutzt um die Pestkranken von der Stadt fernzuhalten. Heute ist es eine Mischung aus Wohn- und Bürohaus“, erklärt Karl Heinz Schäfer. Besonders schön, Anwohner haben sich einen Steg direkt an die Pader gebaut. Ein kleiner Tisch und ein Stuhl stehen, an Idylle kaum zu überbieten, für ein Stück Kuchen bereit.

Folgt man dem kleinen Weg weiter, führt er direkt auf das Grün der Paderwiesen. „Das ist quasi der englische Garten Paderborns. Hier kommen an warmen Tagen die Paderborner zusammen und grillen oder sonnen sich“, preist Schäfer die Grünfläche an. Doch heute ist es zu frisch zum Outdoor-Schmaus. Weiter also, einen kleinen, gepflasterten Weg an der Pader entlang. Zur Linken reihen sich die Gärten von Einfamilienhäuser aneinander, auf der Rechten wuchert Grün wild durcheinander. Der Fluss ist kaum noch zu erkennen. Grillen zirpen lautstark vor sich hin. Nach etwa zwei Kilometern lichtet es sich. Im Blickfeld erscheint der, von der Pader gespeiste Padersee. Blau und grün schimmert das glasklare Wasser. So klar, dass man bis zum Grund schauen kann. Kleine Fische flitzen durch die Algen. Sogar Schwäne haben sich am Seerand niedergelassen, lautstark wetteifern sie um die Gunst des im kalten Nass schwimmenden Weibchens. Findet sich etwas Zeit, lässt sich die Natur bei einem kühlen Bierchen in dem kleinen Pader-Café auf der gegenüberliegenden Seite des Baggersees beobachten. Herrlich.

Wie man weiß, ist irgendwann auch das letzte Glas leer. Nun folgt die letzte Etappe, hin zum Wasserschloss Neuhaus. Hier fließen Pader und Lippe v-förmig zusammen, vereinen sich zur Lippe. Ein imposanter Anblick. Die, mit 5000 Litern pro Sekunde, fast schon reißerische Pader rauscht geradezu in die, mit nur 750 Litern die Sekunde, deutlich langsamer fließende Lippe. Gemeinsam entsteht ein schaumiger Zusammentreff, aus dem sich auch der Graben des Schlosses Neuhaus speist.

Es ist das Ziel der Wanderung. Im Jahr 1257 begann der Bau, über 200 Jahre dauerte es, bis er fertiggestellt war. Prächtig anzuschauen, ist der mit Pflanzen aller Couleur bestückte Garten. Dem Wiener Vorbild Schönbrunn nachgeahmt, sind sie zu einer Empore hin gepflanzt. Ein würdiger Abschluss.