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Wo die Schlaglöcher in der Region am meisten nerven

Wo die Schlaglöcher in der Region am meisten nerven

Schlagloch
Schlaglöcher zieren die Sontumer Straße in Velbert. Foto: Dirk Honsberg/Scoopshot
Schlaglöcher sind nervig, sehen hässlich aus und sind gefährlich. Via Scoopshot haben wir unseren Lesern die Aufgabe gestellt, die nervigsten Schlaglöcher zu fotografieren. Hier kommen nun fünf Beispiel aus fünf Städten und die Frage, wie die Kommunen mit Kratern und Rissen im Asphalt umgehen.

Essen. 

Tiefe Krater im Asphalt und bröckelige Fahrbahndecken – jedes Jahr im Frühjahr zieren unzählige Schlaglöcher die Straßen. Die aufgerissenen Stellen sehen nicht nur hässlich aus, sie sind auch gefährlich, können zu Unfällen oder Schäden am Auto führen. Doch mit der Reparatur scheinen viele Städte nicht hinterher zu kommen. Über 400 Fotos von Asphaltkratern haben die User mit der App von Scoopshot geschossen, als wir die Aufgabe stellten: „Fotografiert die nervigsten Schlaglöcher“. Fünf Beispiele aus fünf Städten.

Fast täglich fährt Dirk Honsberg über die Sontumer Straße in Velbert. Was sich dort auf dem Asphalt befindet, sei „ein Chaos“. Auf einem Stück der Straße reiht sich Schlagloch an Schlagloch. Der 46-Jährige Velberter zückte sein Handy und machte ein Foto für die Scoopshot-Aufgabe „Fotografiert die nervigsten Schlaglöcher“. Sein Bild zeige nur einen Ausschnitt, „das geht so noch zehn Meter weiter“, erklärt Honsberg. „Es ist nicht nur dieses eine Stück auf dem Foto.“

Von Scoopshot hat Honsberg vor wenigen Tagen in der WAZ gelesen. „Ich dachte mir, ich mache einfach mal mit. Das ist eine witzige Sache, die Spaß macht. Und ich bin eh viel mit dem Auto unterwegs.“

Straßenbegeher kontrollieren in Velbert die Fahrbahn

Wie viele Schlaglöcher es in Velbert gibt, kann Hans-Joachim Blißenbach, Sprecher der Stadt, nicht sagen. Aber er versichert: „Sobald die Kälte weg ist, werden die Schlaglöcher repariert. Uns ist bekannt, dass einiges gemacht werden muss.“ Die Technischen Betriebe der Stadt Velbert könnten nur noch nicht mit den Arbeiten anfangen, solange Nachtfrost herrscht. Denn dann sei die Arbeit umsonst, weil der Asphalt durch den Forst wieder kaputt gehe. „Das ist rausgeschmissenes Geld“, so Blißenbach.

Sogenannte Straßenbegeher kontrollieren in Velbert die Fahrdecken. Rund 250 Kilometer kommunale Straßen gibt es in der Stadt. Aber auch die Mitarbeiter der Reinigungsbetriebe melden, wenn sie ein Schlagloch entdecken. Kaputte Stellen im Asphalt können auch die Bürger melden. Entweder unter der Telefonnummer 02051 262626. Oder über die Internetseite der Technischen Betriebe Velbert.

Den Technischen Betrieben stehen jährlich circa eine Million Euro für die Reparatur der Schlaglöcher zur Verfügung. Drei bis vier Millionen können sie für größere Arbeiten, wie Teil- oder Komplettsanierungen ausgeben.

Um Straßen großflächig zu sanieren bräuchte Dortmund sechs Millionen Euro mehr 

Ein Autoreifen steht tief im Loch. Dieses Scoopshot-Foto hat Carsten Richter in Dortmund an der Klönnestraße Ecke Güntherstraße aufgenommen. Der Asphalt ist mürbe, bröckelt, hat sich zu kleinen Schotterstücken zersetzt, die im Schlagloch liegen. „Am Autoreifen kann man sehen, wie tief das Loch ist“, erklärt der 33-jährige Dortmunder das „nervige“ Schlagloch. Es sei zwar das einzige Loch auf der Straße gewesen, aber andere Straßen würden noch viel schlimmer aussehen. Richter merkt an, dass in Dortmund die Gelder einfach nicht ausreichen, um die Straßen richtig zu reparieren.

2,6 Millionen Euro kann die Stadt Dortmund für die Verkehrssicherung ausgeben. „Das ist zu wenig“, sagt Ulrich Finger, Betriebsleiter des Regiebetriebs Technische Dienste Grün-Straße. Und spricht damit aus, was wahrscheinlich auch für viele weitere Kommunen gilt. Die Städte und Gemeinden haben zu wenig Geld für grundlegende Reparaturen.

Große Investitionen nur im bescheidenen Rahmen möglich

Eigentlich bräuchte man in Dortmund sechs Millionen Euro mehr für die Substanzerhaltung der Straßen. Große Investitionen, wie beispielsweise die Sanierung einer ganzen Straße, seien leider nur in einem recht bescheidenen Rahmen möglich, so der Betriebsleiter.

Es sei ein wirklich langer Winter gewesen, mit einer ziemlich starken Kälte, erklärt Finger. Und gerade die Kälte und der Frost-Tau-Wechsel seien das Problem. Seit Wochen herrschen nächtliche Minustemperaturen. Dringt Wasser in die vorgeschädigte Fahrbahn ein, dehnt es sich bei der Kälte aus und sprengt die Fahrbahn. Die Fahrzeuge fahren das ausgesprengte Material anschließend heraus. Fertig ist das Schlagloch.

Die Kontrolleure sind durchschnittlich 12,5 Kilometer am Tag unterwegs – zu Fuß

„Unser Bestreben sind geschlossene Decken“, sagt Finger. Das sei aber nur mit ausreichend Geld möglich. „Seit vielen Jahren gibt es einen nicht gedeckten Bedarf.“

Die Stadt ist für 1780 Kilometer Straßen, Gehwege und Plätze in Dortmund zuständig. 80 Handwerker in gelben Wagen sind im Dienste der Stadt unterwegs. Hinzu kommen 20 Verkehrssicherheitskontrolleure, die die Straßen im Auge behalten. Innerhalb von drei Wochen prüfen sie alle Fläche in Dortmund. Durchschnittlich 12,5 Kilometer sind sie jeden Tag zu Fuß unterwegs. Manche Straßen werden öfter untersucht. Etwa die B1. Sie wird täglich mit dem Wagen abgefahren.

In extremen Situationen, wie in den letzten Wochen, seien die Kontrolleure auch in einzelnen Bezirken unterwegs und würden dort „alles abgrasen“, so Finger. Jedes Schlagloch wird notiert und auf eine Prioritätenliste gesetzt. Von April bis November wird diese Liste dann abgearbeitet. Im Winter kann die Stadt nur mit kurzlebigem Kaltasphalt arbeiten. Heißasphalt kommt erst ab einer durchgehenden Temperatur von fünf Grad zum Einsatz.

Bürger können der Stadt Schlaglöcher bei der Doline melden.

Löcherige Straßen gibt es auch in Duisburg-Obermeiderich 

„Wir fühlen uns durchgeschüttelt, wenn wir über die Albrechtstraße fahren“, sagt Saskia Hennen aus Duisburg-Obermeiderich. Die 19-Jährige hat eines der vielen Schlaglöcher fotografiert und das Bild bei Scoopshot eingestellt. Fast jeden Tag muss sie über die Albrechtstraße fahren. Und andere Straßen im Stadtteilen seien genauso von Asphaltkratern übersät.

Bei den Wirtschaftsbetrieben Duisburg wird Buch über die Schlaglöcher geführt: Vom 1. November 2012 bis zum 5. März 2013 wurden den Betrieben 3568 Schlaglöcher gemeldet – von Bürgern, Mitarbeitern oder auch der Polizei. Davon wieder verfüllt wurden bisher 1801 Löcher.

Besonders tiefe Schlaglöcher werden zuerst beseitigt

Bleibt also noch viel Arbeit für die 25 Mitarbeiter, die mit 20 Fahrzeugen das ganze Jahr über ausrücken. „Alle Schlaglöcher werden nach und nach gemacht“, sagt Silke Kersken, Sprecherin der Wirtschaftsbetriebe Duisburg. Gefahrenstellen, wie besonders tiefe Schlaglöcher, würden zuerst beseitigt. Wer Schlaglöcher in Duisburg melden möchte, kann dies unter der Telefonnummer 0203 2834000.

Dieser Winter hat offenbar Duisburgs Straßen nicht zu sehr strapaziert. Im Vergleich zu den Vorjahren seien nicht vemehrt Schlaglöcher gemeldet worden, so Kersken. Die Asphaltschäden werden momentan in Duisburg mit Kaltasphalt gefüllt. Dafür werde, erklärt Kersken, zunächst das lose Material aus dem Loch gefegt. Anschließend wird spezieller Haftkleber und schließlich der Kaltasphalt aufgetragen.

Die Wirtschaftsbetriebe arbeiten im Auftrag der Stadt. Darum entscheidet die Kommune auch, welche Straßen einen komplett neuen Überzug erhalten. Insgesamt stehen den für alle Straßenarbeiten drei Millionen Euro zur Verfügung. „Davon ist nur ein Teil für Schlaglöcher“, so Kersken.

Übersät mit Schlaglöchern – die Blankensteiner Straße in Hattingen 

Fabrice Lezze macht gerade sein Abitur. Auf dem Weg zur Schule muss der 19-Jährige aus Hattingen über die Blankensteiner Straße. Sie ist übersät mit Schlaglöchern, wie sein Scoopshot-Bild zeigt. „Dort ist alles nur notdürftig geflickt. Das hält nur drei Monate und danach sind die Löcher noch größer“, ärgert sich Lezze.

Mittlerweile würden die Autofahrer einen Parcour auf der Straße hinlegen müssen. „Sie versuchen den Schlaglöchern auszuweichen, damit die Autos keinen Schaden nehmen“, erklärt der Hattinger. Ursprünglich habe man auf der Blankensteiner Straße 70 Stundenkilometer fahren dürfen. Jetzt seien es nur noch 50 Stundenkilometer, weil die vielen Straßenschäden das Fahren gefährlicher machen.

Die Blankensteiner Straße soll eine neue Decke bekommen, so Straßen.NRW

„Alle hier regen sich über die Blankensteiner Straße auf“, sagt Lezze. Die Blankensteiner Straße ist ein Landesstraße, somit ist das Land für die Instandhaltung zuständig.

Auch wenn die Hoffnung auf eine neue Straßendecke bei einigen Hattingern gering ist, gibt es zumindest ein positives Signal vom Landesbetrieb Straßen.NRW. Denn: „Die Blankensteiner Straße bekommt auf circa zwei Kilometern eine neue Decke“, sagt Michael Overmeyer von Straßen.NRW. Das steht für dieses Jahr im Plan des Landesbetriebs. Die Fahrbahndecke werde voraussichtlich zwischen der Kreuzung mit der Feldstraße und der Bogenstraße saniert, so Overmeyer.

Genaueres kann Straßen.NRW aber bisher nicht zu den Arbeiten sagen. „Die Ausschreibung ist gerade in Planung“, so Overmeyer. Was die neue Fahrbahndecke kosten wird, wann die Arbeiten beginnen, wie lange sie dauern werden, welche Umleitungen es geben wird – diese Fragen kann Straßen.NRW derzeit nicht beantwortet.

In Essen gibt es über 10.000 Schlaglöcher – „und es kommen noch mehr dazu“ 

Aus seinem Bürofenster kann Christian Bierbrauer direkt auf die „großflächige Schlaglochansammlung“ auf dem Helgolandring in Essen-Margarethenhöhe schauen. „Ich muss mich entscheiden, welches Loch ich nehme“, scherzt der 30-jährige Essener. Durch den Frost im Winter sei die Situation auf der Straße schlimm geworden. Wie sein Scoopshot-Foto zeigt, ist an zahlreichen Stellen der Asphalt aufgebrochen, in den Vertiefungen sammeln sich einige Schottersteine. Auch um die Löcher herum sieht die Fahrbahndecke sehr brüchig aus.

Hinzu komme, dass der Bus im Zehn-Minuten-Takt über die Schlaglochpiste fahre. In den letzten Jahren seien die Löcher zwar geflickt worden, doch das sei keine Dauerlösung. Mittlerweile könne Bierbrauer mit seinem Auto nur noch Salom über die Straße fahren.

„Es gibt weit über 10.000 Schlaglöcher in Essen und es kommen noch mehr dazu“, erklärt Jeanette Kern, stellvertretende Pressesprecherin der Stadt Essen. Jeden Tag seien 74 Mitarbeiter unterwegs, um die Löcher in den Fahrbahndecken zu flicken. Als erstes werden auch in Essen die Löcher gestopft, die den Verkehr gefährden können.

„Wenn Sie Pech haben, fliegt ihnen das Zeug am gleichen Tag wieder raus“

Bei der momentanen Witterung ginge dies allerdings nur mit Kaltasphalt. Er schließt die Löcher provisorisch, hält aber nicht lange. „Im besten Fall acht Monate“, sagt Kern.

„Wenn Sie Pech haben, fliegt ihnen das Zeug am gleichen Tag wieder raus“, sagt Michael Overmeyer von Straßen.NRW über den Einsatz von Kaltasphalt. Erst bei wärmeren Temperaturen kann Heißasphalt eingesetzt werden, der länger hält.

Stehen größere Baustellen an, wird nur provisorisch geflickt

Immer wieder würden sich Anwohner fragen, wann die Stadt die Schlaglöcher dauerhaft repariere, erklärt Kern. An manchen Stellen, so erklärt Kern, warte die Stadt größere Baumaßnahmen ab. Dort würden die Schlaglöcher nur provisorisch geflickt, weil die Stadtwerke eine größere Baustelle planen. Es wäre „unwirtschaftlich“, wenn in einem solchen Fall die Schlaglöcher vernünftig repariert werden und an der Stelle nur wenig später die Straße wieder aufgerissen wird.

In diesem Jahr hat der Rat der Stadt Essen für die Beseitigung von Winterschäden an den Straßen vier Millionen Euro bewilligt. Bürger können auch in Essen Schlaglöcher melden. Für die Region Nord gibt es die Telefonnummern: 0201 8866350 und 0201 8866351. Für die Region Süd die Telefonnummern: 0201 8866346 bis -9.