Es muss keine dicke Vogelspinne sein – es reicht auch schon eine ganz gemeine Kreuzspinne, um Menschen mit einer Spinnephobie in Panik zu versetzen. Eine Betroffene berichtet von ihrer Angst – und dem Versuch, diese wenigstens nicht an ihre Nichten und Neffen weiterzugeben.
Iserlohn.
Hanna Schulz (Name geändert) aus Iserlohn weiß es ganz genau: Eine Spinne kann ihr nicht gefährlich werden. Aber schon bei dem Gedanken, einer Spinne zu begegnen, empfindet sie nur eins: „Panik. Ekel. Irrationale Angst.“ Die 39-Jährige sagt von sich selbst, dass sie unter einer Spinnenphobie leidet. „Ab einer gewissen Größe, etwa ab einem Euro-Stück, mag ich mich mit dem Tier nicht mehr in einem Raum aufhalten“, sagt sie. „Und wenn ich zum Beispiel eine Jagdspinne sehe, diese dicken, fange ich an zu schreien. Und ich erstarre kurzfristig und rufe dann – kein Witz – um Hilfe. Auch nachts um 4 Uhr.“
Ihre Freunde kennen diese Notrufe schon, und sie wissen auch, dass es dann nichts bringt, beruhigend auf Hanna einzureden. „Ich weiß ja, dass sie mir nichts tut“, sagt die Iserlohnerin. „Aber ich finde sie so ekelhaft – obwohl ich eigentlich Tierfreund bin.“
„Bei Spinnen werde ich hysterisch“
Schon oft habe sie sich gefragt, woher diese Angst komme. Eine Antwort darauf hat sie nicht gefunden. Sie weiß nur, dass ihr die böse Spinne Thekla bei der „Biene Maja“ unheimlich war, dass schon ihre Oma unter dieser Phobie gelitten habe, und dass sie selbst etwa acht Jahre alt war, als ihr „eine ganz dicke schwarze Spinne“ über den nackten Fuß lief. „Das war das erste Mal, dass ich gekreischt habe“, blickt sie zurück.
Ob diese Angst schlimmer geworden ist, ob sie bei dem Anblick eines solchen Krabbeltieres Gänsehaut bekommt? „Was heißt Gänsehaut“, sagt Hanna, „ich werde hysterisch!“
Sie selbst empfindet diese Panikanfälle als so unangenehm, dass es für sie „eine Beeinträchtigung meiner Lebensqualität“ bedeutet. Doch professionelle, psychologische Hilfe will sie dennoch nicht in Anspruch nehmen. „Eine Therapie endet damit, dass man mir eine Spinne auf den Arm setzt“, schildert sie. „Das kommt für mich nicht in Frage. Vorher hätte ich Herzattacke erlitten.“
„Friedliche Koexistenz“ mit Weberknechten
Besonderen Wert legt sie jedoch darauf, dass ihre Nichten und Neffen nichts von ihrer Phobie erfahren: „Ich achte peinlich darauf, dass die Kinder in meiner Umgebung nichts davon mitkriegen, damit ich diese Angst nicht auf sie übertragen kann“, sagt sie.
Gerade jetzt, wenn es Herbst wird, graut ihr schon davor, dass es viele Spinnen wieder in die Häuser zieht. „Wobei ich sagen möchte, dass ich mit Weberknechten in friedlicher Koexistenz lebe, auch über Wochen – aber ab einer gewissen Größe und Dicke wird es kriminell.“
Übrigens: Freunde und Familienangehörige, die sie beim Anblick einer Spinne um Hilfe ruft, werden angehalten, das Tier nicht zu töten, sondern in einem Glas zu fangen und wieder nach draußen zu setzen. „Schließlich kann doch das arme Tier nichts dazu, dass ich solche Angst vor ihr habe…“