Mehrfach hatte ein Mann aus Unna mit einem Gewehr auf Jugendliche gezielt und sie bedroht — jetzt hat er sich mit der Waffe selbst erschossen. Ein Nachbar erhebt schwere Vorwürfe gegen die Polizei: Sie habe mehrfach behauptet, die Waffen des Mannes seien nur Repliken.
Unna.
Nach dem Tod eines Nachbarn erhebt ein Unnaer Bürger schwere Vorwürfe gegen Polizei, Ordnungsamt und Sozialbehörden. Bernhard Weiß hatte in diesem Jahr mehrfach Anzeige gegen seinen Nachbarn erstattet. Der Mann aus der Erdgeschosswohnung eines Hauses im Bornekamp bedrohe seine Tochter (14), lege mit einem Gewehr auf sie und andere Kinder an.
Bei den Behörden sei er mehrfach vertröstet worden: Die Waffen des Nachbarn (vier an der Zahl!) seien nicht scharf — es handele sich nur um Repliken, habe es seitens der Polizei geheißen.
Doch seit vorvergangener Woche ist der ungeliebte Nachbar tot. Polizeisprecher Ralf Hammerl bestätigt, der Mann habe sich am 17. Dezember mit einem Kopfschuss in seiner Wohnung selbst gerichtet. Gefunden wurde der Selbstmörder erst zwei Tage später. Familie Weiß und andere Nachbarn waren aufmerksam geworden, weil die Rollladen nicht mehr geöffnet wurden.
Anzeigen aktenkundig
„Wie kann sich ein Mensch mit einer Waffe erschießen, die angeblich nicht scharf ist?“, fragt Bernhard Weiß jetzt. Der Familienvater fühlt sich von den Unnaer Behörden nicht ernst genommen. „Uns wurde immer wieder gesagt, von unserem Nachbarn gehe keine Gefahr aus.“
Offenbar befand sich der Verstorbene seit Monaten in Betreuung durch die Diakonie. Am Dienstag sollte er dort erscheinen. Laut Polizeisprecher sind Anzeigen gegen den Mann vom April und Mai aktenkundig. Woher die scharfe Waffe stammt, konnte Ralf Hammerl noch nicht sagen.