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Trotz Ökostrom-Krise – Datteln soll ans Netz

Trotz Ökostrom-Krise – Datteln soll ans Netz

Essen/Datteln. 

Die Energiewende macht den Betrieb vieler Kohlekraftwerke unrentabel, klagen die Stromkonzerne. Weil die Zunahme von Ökostrom den Börsenpreis fallen lässt und die erneuerbaren Energien bevorzugt eingespeist werden, müssten unter Umständen zig Kraftwerke vom Netz, warnten vor wenigen Tagen Eon und Co. – Stoßrichtung ist wohl die Hoffnung auf neue Subventionen der Bundesregierung. Trotz der misslichen Situation will Eon aber auf keinen Fall auf den Weiterbau des umstrittenen Kohlekraftwerks in Datteln verzichten. Das erstaunt Umweltschützer.

Die Bauarbeiten am Kraftwerksblock Datteln 4 liegen seit 2009 brach. Das Oberverwaltungsgericht Münster hat den entsprechenden Bebauungsplan für ungültig geklärt. Seitdem wird versucht, die Planungsfehler zu heilen. Zuletzt hatte der Regionalverband Ruhr Anfang Juli dafür politische Unterstützung signalisiert. Wie passt es zusammen, dass Eon einerseits sagt, die Energiewende gefährde die Wirtschaftlichkeit von Kohlekraftwerken – und andererseits alles dafür tut, ein neues in Betrieb zu nehmen?

Das geplante Kraftwerk in Datteln sei wesentlich „wettbewerbsfähiger und effizienter“ als alte Kohlekraftwerke, sagt Eon-Sprecherin Fabienne Twelemann. Zudem gebe es für Datteln 4 eine „zwingende energiewirtschaftliche Notwendigkeit“. Schließlich solle der Neubau alte Kraftwerke wie Datteln 1 bis 3 und Shamrock ersetzen; und Datteln 4 werde einen „erheblichen Teil des deutschen Bahnstroms sowie Fernwärme für die bestehenden Fernwärmenetze in Datteln und in der Region liefern“.

Dirk Jansen, Sprecher der Umweltschutzorganisation BUND, hält diese Begründungen für fadenscheinig. Die Zahl der Volllaststunden von Kohlekraftwerken würden dank der Zunahme von Ökostrom künftig weiter in den Keller gehen. „Ein neues Kraftwerk kann nicht wirtschaftlich betrieben werden“, meint Jansen. Er vermutet: Eon geht es längst nicht mehr um energiewirtschaftliche Fragen. Sondern ums Prinzip. „Datteln 4 ist mittlerweile eine rein politische Frage“, meinte Jansen im Gespräch mit der NRZ.