An Rhein und Ruhr.
Schon während der Klausur kämpften manche von ihnen mit den Tränen. Im Laufe des Tages brach sich ihre Wut dann zunächst im Internet Bahn in einer eigens gegründeten Facebook-Gruppe. „Als unsere Lehrerin die Klausuren austeilte, musste sie gestehen, dass die Matrizen-Aufgaben auch für sie unlösbar waren!“, schreibt etwa Maja W.*.
Sie sind geschockt, stinksauer und machen sich wegen der Mathematik-Klausuren große Sorgen um ihren Abiturnotenschnitt. Die Aufgaben seien zu kompliziert und nur schwer zu verstehen gewesen. „Nach der Klausur haben Mitschüler geweint oder mit Fäusten gegen Wände geschlagen“, berichtet die Gladbecker Abiturientin Maria Berke*.
Ohnehin ist der Druck des diesjährigen, eben doppelten Abitur-Jahrganges hoch. Denn sie sind so viele und die Zulassungsbeschränkungen an den Universitäten so hoch, dass die Zeit bis zum ersehnten Studienplatz mit Praktika, Auslandsaufenthalten und Jobs überbrückt werden muss.
Doch losgelöst davon kritisiert auch der NRW-Philologen-Verband die Aufgabenstellung für das Mathe-Abitur. „Ich weiß, dass meine Kollegen große Probleme gehabt haben, aus den angebotenen Abi-Aufgaben solche auszuwählen, die noch lösbar für die Schüler sind“, sagt dessen Vorsitzender Peter Silbernagel. Es könne nicht sein, dass es jedes Jahr Probleme mit den Mathe-Klausuren gebe, dass sie fehlerhaft oder schwer verständlich seien. „Das setzt sich bei den Schülern fest, die immer größeren Respekt vor Mathematik entwickeln. Wir fürchten, so etwas hat Auswirkungen auf das Wahlverhalten bei den Kursen“, so Silbernagel.
Der Sturm auf Facebook jedenfalls brauste. „Unser Fachlehrer sagte uns folgende Worte: „Von der Klausur könnt ihr höchstens ein Drittel lösen, die ist viel zu schwer!“ (Robin aus Menden). „Die Stimmung ist im Keller. Auch Einser-Kandidaten hatten Probleme“ (Tina aus Essen) oder „Wird die Prüfung extra so schwer gestellt, um unseren Schnitt zu verschlechtern und genug Studienplätze zu gewährleisten?“ (Mirco aus Bochum).
Die Abiturienten verfassten eine Petition an das Schulministerium und wollen am Dienstag demons-trieren. Und während der Philologen-Verband kritisiert, dass die Grundkurs-Klausuren oft nur abgespeckte Leistungskurs-Klausuren seien, verteidigt Barbara Löcherbach, die Sprecherin des Schulministeriums, die Aufgabenstellung: „Ein Lehrerteam hat sie erarbeitet und einem Praxis-Check unterzogen.“ Im Vorfeld habe es keinerlei Proteste der Lehrer gegeben. Die NRZ fragte beim Ministerium nach, wollte die Aufgaben gerne für die Leser abdrucken. Doch das Ministerium vom Sylvia Löhrmann blockte ab: „Das sind Prüfungsunterlagen! Die Aufgaben sind nur für den Dienstgebrauch.“
* Namen geändert