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Tierschützer protestieren gegen Wildpferdefang in Dülmen

Tierschützer protestieren gegen Wildpferdefang in Dülmen

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Wildpferdefang im Merfelder Bruch bei Dülmen Foto: dpa
Tierschützer haben zum ersten Mal gegen den traditionellen Wildpferdefang im münsterländischen Dülmen protestiert. Die Demonstranten kritisierten, dass das „Spektakel mit Volksfestcharakter“ großen Stress für die Tiere bedeute; sie könnten verletzt und sogar getötet werden. Der Besitzer der Tiere bestritt das.

Dülmen. 

Erstmals haben beim traditionellen Wildpferdefang in Dülmen Tierschützer protestiert. Sie trugen Transparente mit Aufschriften wie „Tiere sind keine Ware“. „Wir möchten den Besuchern verdeutlichen, dass dieser eine Tag für die Pferde unheimlicher Stress ist“, sagte die Sprecherin der Tierschützer, Sabine Hasselbeck-Grütering. „Es geht um dieses inszenierte Spektakel mit Volksfestcharakter.“ Die Pferde litten dabei Todesangst, könnten verletzt und sogar getötet werden.

Im vergangenen Jahr war bei dem Spektakel im Münsterland ein Fohlen umgekommen. Rudolph Herzog von Croÿ, dem die Wildpferde gehören, bestreitet die Vorwürfe. Nach seiner Überzeugung gibt es keine bessere Möglichkeit, die Junghengste aus der Herde auszusondern. Auf die mit dem Wildpferdefang verbundenen Einnahmen kann von Croÿ nach eigenen Worten zudem nicht verzichten, da die 400 Tiere große Kosten verursachten.

Dülmener Wildpferde zum ersten Mal im 14. Jahrhundert erwähnt

Das Dülmener Wildpferd ist eine Ponyrasse im Merfelder Bruch bei Dülmen im Münsterland. Die etwa 400 Tiere umfassende Herde lebt in einem 360 Hektar großen Areal, das eingezäunt ist. Genetisch betrachtet sind es keine Wildpferde, da sich immer wieder Hauspferde unter die Herde gemischt haben. Die Bezeichnung „wild“ bezieht sich auf ihre Lebensweise: Die Tiere werden nur im Winter gefüttert, sonst hält sich der Mensch so weit wie möglich zurück.

Die Pferde, die 1316 erstmals erwähnt wurden, gehören Rudolph Herzog von Croÿ. Mitte des 19. Jahrhunderts hatte der damalige Herzog ein eingezäuntes Reservat geschaffen, das den damals nur noch etwa 40 Tieren das Überleben sicherte. Andere Herden, die noch durch die nordwestdeutsche Heide- und Moorlandschaft streiften, starben in den Jahrzehnten der Industrialisierung allesamt aus.

Die Wildpferde gehen ohne Hufschmied und Tierarzt durchs Leben, sie haben keinen Stall und keinen Namen. Nur Heu erhalten sie im Winter vom Menschen. Und manchmal, wenn sich ein altes Tier sehr quält, bekommt es den Gnadenschuss. (dpa)