Den Flüchtlingen in NRW droht weiterer Ärger: Das Krankenhaus in Neuss, wo ursprünglich bis zu 500 Flüchtlinge Unterschlupf finden sollten, will maximal 150 Flüchtlinge aufnehmen. Zudem hat der Betreiber, ein katholischer Orden, klare Vorstellungen, welche Flüchtlinge dort unterkommen sollen.
Neuss.
Die Landesregierung war voll des Lobes für die Stadt Neuss, die so schnell und unkompliziert Hilfe angeboten hatte, als das Land nach Unterbringungsmöglichkeiten für Asylbewerber suchte. Das Innenministerium, die Bezirksregierung Arnsberg, sogar die Stadt Dortmund lobten die niederrheinische Stadt, die so viel schneller reagierte als die Metropolen Essen und Köln. Doch wie viel Unterstützung Neuss tatsächlich bieten kann, ist seit Donnerstag Abend sehr fraglich.
Denn die Alexianer-Brüder, ein katholischer Orden und Betreiber des ehemaligen Krankenhauses, um das es geht, ist „not amused“ darüber, dass sie so spät über die Pläne der Stadt informiert wurden. „Das hat uns schon iritiert“, sagt Bruder Benedikt Ende, Sprecher des Provinzrates der Bruderschaft.
Nur 150 statt 500 Plätze für Asylbewerber in Neuss
Um selbst wieder die Kontrolle zu erlangen, hat der Provinzrat der Bruderschaft „Eckpunkte“ erarbeitet, die der Nutzungsvertrag enthalten soll, den die Brüder nun mit der Bezirksregierung Arnsberg aushandeln. Und diese Punkte dürften der Bezirksregierung Kopfschmerzen bereiten. So heißt es darin unter anderem, das Krankenhaus sei nur bereit, 150 Flüchtlinge aufzunehmen. Zuvor war verlautbart worden, in dem ehemaligen Krankenhaus fänden bis zu 500 Flüchtlinge Platz.
Doch noch ungewöhnlicher ist eine andere Forderung der Mönche: Sie wollen, „dass Asylbewerber nur aus Kriegsgebieten aufgenommen werden“. Wer sich anguckt, aus welchen Ländern die Flüchtlinge stammen, die derzeit nach NRW kommen, kann durchaus zu dem Schluss kommen, dass es den Brüdern nicht um kriegsversehrte Flüchtlinge geht – sondern darum, die Roma auszusperren, die zu hunderten aus Mazedonien und Serbien kommen. Länder, in denen zumindest derzeit kein Krieg herrscht.
„Alle Flüchtlinge sind gleich zu behandeln“
„Die Erklärung ist wahrscheinlich“, sagt Birgit Naujoks, Geschäftsführerin des Flüchtlingsrats NRW. Eine solche Praxis lehnt sie ab: „Natürlich geht das so nicht. Alle Flüchtlinge sind gleich zu behandeln.“
Die Alexianer widersprechen der Darstellung: Man habe nicht die Roma aussperren wollen, sondern sich auf die Kriegsversehrten konzentrieren, „um diesen in einem adäquaten Umfeld den Abbau ihrer Traumatisierungen zu ermöglichen“, wie es in der Pressemitteilung heißt. Auf die Frage, was das denn konkret bedeute, spricht Bruder Benedikt Ende von der „großen psychiatrischen Kompetenz“, der Mitarbeiter. Schon im nächsten Satz rudert er allerdings zurück: Eigenes Personal wolle man für die Flüchtlingsbetreuung nicht einsetzen. „Das ist Sache der Landesregierung.“