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Springreiter Ahlmanns Sohn vor Olympia zur Welt geholt

Springreiter Ahlmanns Sohn vor Olympia zur Welt geholt

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Foto: Jens Schlueter
Der Marler Springreiter Christian Ahlmann ist am Freitag Vater eines Sohnes geworden. Baby Leon kam, geplant, per Kaiserschnitt im St.-Vincenz-Krankenhaus in Datteln zur Welt. Ahlmann wollte den Kopf frei haben für seinen Einsatz bei den Olympischen Spielen in London.

Datteln. 

Es ist ein Junge, Leon soll er heißen. Per Kaiserschnitt hat Ahlmann junior am Freitagmorgen im St.-Vincenz-Krankenhaus in Datteln das Licht der Welt erblickt. Der frischgebackene Vater Christian Ahlmann strahlt. Mutter und Kind geht es gut. Der Springreiter aus Marl und seine belgische Freundin, Springreiterin Judy-Ann Melchior (35), haben ihrem Elternglück auf die Sprünge geholfen: Damit der 37-Jährige während der Olympischen Spiele in London den Kopf frei hat für den Medaillen-Kampf, kam sein Sohn – geplant – noch vor der Eröffnungsfeier in London zur Welt. Zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin, heißt es.

„Natürlich hat das auch etwas mit Olympia zu tun“, sagte Ahlmann. Der Mann zählt sowohl im Einzel als auch mit der Mannschaft zumindest zum erweiterten Favoritenkreis bei den Olympischen Spielen. Athen (2004) endete mit Bronze für die deutsche Springreiter-Equipe. In Peking, beziehungsweise Hongkong – dort wurde geritten – war 2008 für ihn vorzeitig Schluss. Verdacht auf verbotene Medikation an seinem Pferd Cöster. Sperre, Gerichtsverhandlungen, jede Menge Ärger.

Heute gehört Ahlmann wieder zur Weltspitze und zur deutschen Equipe, soll mit Marcus Ehning, Janne Friederike Meyer und Meredith Michaels-Beerbaum eine Medaille holen. Eine Untersuchung hat mal ergeben, dass Ahlmann den niedrigsten Ruhepuls aller Springreiter hat. „Das Größte in seinem Leben“ sei die Geburt seines Sohnes Leon, hat er vor der Entbindung betont. Und hinzugefügt: „Wir haben, soweit es ging, alles auf den Weg gebracht. Was zu planen ging, haben wir geplant.“ Ein geplanter Kaiserschnitt – für die Olympischen Spiele.

„Die Reihenfolge ist nicht wichtig, wichtig sind null Fehler“

Der Eingriff ist nicht selten. Jedes dritte Baby in Deutschland kommt heute durch Chirurgenhand zur Welt. Weil es sein muss, um das Leben von Mutter und/oder Kind nicht zu gefährden. Auch, weil Frauen sich vor den Schmerzen einer natürlichen Geburt fürchten. Für Kliniken ist ein geplanter Kaiserschnitt berechenbar. Allerdings klären Gynäkologen Schwangere vorher immer darüber auf, dass er auch Folgen haben kann, die man bedenken sollte. „Es gibt eine Narbe an der Gebärmutter. Eine Schwachstelle, die reißen kann. Außerdem hat die Frau hinterher noch eine Bauchnarbe“, betont Angela Köninger, leitende Oberärztin in der Geburtshilfe der Unifrauenklinik Essen. Dazu erhöhe sich nach einem Kaiserschnitt das Risiko für Eileiter-Schwangerschaften und Fehlgeburten leicht. „Wir raten vom Kaiserschnitt ab, wenn er medizinisch nicht notwendig ist“, so Köninger.

Springreiter Christian Ahlmann wird voraussichtlich am Montag nach London fliegen. „Die Pferde gehen am Sonntag rüber“, sagte sein Vater Georg unserer Zeitung. Die Wettkämpfe der Reiter in London werden im Greenwich Park stattfinden. „Ich habe es bislang nur auf Bildern gesehen“, sagte Christian Ahlmann, der froh ist, dass sich die Veranstalter für Sand als Untergrund entschieden haben. „Damit sollten für alle die Rahmenbedingungen gleich sein. Auf rutschigem Rasen haben gerade junge Pferde mal ein Problem.“

Sein Pferd Codex One ist jung, ist unerfahren, ist aber erfahrener, als es die Pferde von Michaels-Beerbaum und Meyer sind. Möglich, dass er deshalb beim Nationenpreis als erster Deutscher startet, oder als Letzter. „Man könnte eine Klammer um die unerfahrenen Pferde machen“, sagte der 37-Jährige. „Oder man lässt es, macht es anders und so, wie man schon mal Glück hatte. Die Reihenfolge ist nicht wichtig, wichtig sind null Fehler.“ Mit und für die Mannschaft und im Einzel. Der gelernte Pferdewirt könnte zwei Medaillen gewinnen – auf seine ruhige Art.