Überfälle auf Geldtransporter beschäftigen die Polizei schon lange. In Duisburg steckte die RAF dahinter – in Köln war ein Pferdeanhänger im Spiel.
Dortmund.
Panzerfäuste, Maschinenpistolen, maskierte Gangster. Der Dortmunder Überfall auf einen Geldtransporter erinnert an Szenen aus Action-Filmen. Doch nichts ist daran Fiktion: Zwar sind die jüngsten zwei Straftaten dieser Art – ohne den Einsatz von Panzerfäusten – in diesem Herbst aus Berlin gemeldet worden. Gerade Nordrhein-Westfalen aber ist seit vielen Jahren ein berüchtigtes Terrain für Verbrechen dieser Art.
Spektakulärster Geldboten-Überfall geschah in Duisburg
Ganze Überfall-Serien mit dem Schwerpunkt im Rheinland sind ungeklärt geblieben. Fahnder sind dabei immer wieder auch der Frage nachgegangen, ob sich die seit den 90erer Jahren weitgehend untergetauchte dritte Generation der „Baader/Meinhof“-Bande („Rote Armee Fraktion“ RAF) auf diese Art und Weise und mit schwersten Waffen eine Altersversorgung beschafft hat.
Denn der dramatischste und spektakulärste Überfall dieser Art – in Duisburg 1999 – hat nachgewiesen diesen terroristischen Hintergrund. Schauplatz: Der linksrheinische Stadtteil Rheinhausen. Tatzeit: Gegen 21.30 Uhr am 30. Juli. Trotz der Sommerruhe liegt viel Geld in dem Transportauto, das ein Einkaufszentrum an der Schauenstraße verlässt. Eine Million D-Mark sind in den Geldkoffern des Fahrzeugs gebunkert. Es ist ja ein einkaufsstarker Freitag.
Was dann passiert, beschreibt der Autor Butz Peters („Tödlicher Irrtum. Die Geschichte der RAF“) so: „Ein amerikanischer Jeep kommt angeschossen. Drängt den Geldtransporter mit Schwung ab. Der Fahrer macht eine Vollbremsung. Von vorne ein zweites Auto. Ein Passat knallt frontal in den Geldtransporter wie bei einer Stuntmen-Show der ‚Hell drivers‘. Für den Lenker des fahrbaren Tresors: keine Chance zu flüchten. Die beiden Geldboten blicken in eine Panzerfaust, eine Maschinenpistole und ein Sturmgewehr“.
RAF-Terroristen wollten wohl ihr „Ruhegeld“ erbeuten
Die drei mit Integralhelmen und Sturmhauben maskierten Täter zwingen die Fahrer, die Tür zu öffnen. Sie laden die Behälter ein und sind weg. Passat und Jeep, beide mit gefälschten Kennzeichen, werden später gefunden – und auch die zurückgelassene Maskierung.
Das Landeskriminalamt NRW hat damals die gefundenen DNA-Spuren untersucht und ist dabei bei einem Abgleich der einschlägigen Datei zu einem verblüffenden Ergebnis gekommen. Am Überfall beteiligt waren sicher die RAF-Terroristen Volker Staub und Daniela Klette, die schon wegen Sprengstoffanschlägen gesucht waren. Ihr Kumpan Burkhard Garweg könnte in Duisburg der dritte im Spiel gewesen sein.
Dabei hatte sich die RAF 1998 nach einem Terror-Krieg mit 62 Toten und 250 Millionen Euro Schaden für aufgelöst erklärt. War es das Motiv für die drei im Untergrund lebenden RAF-Mitglieder, sich eine „Pension“ zu beschaffen? Der Verfassungsschutt vermutet das. Der Haftbefehl besteht weiter. Die Täter wurden nie gefasst.
Rund ein Dutzend weitere Millionen-Raube auf Geldtransporter, darunter in Düsseldorf, fanden in den letzten 29 Jahren an Rhein und Ruhr statt. Ermittler haben auch immer vermutet, dass eine geschlossene Tätergruppe dahinterstecken könnte. Die gepanzerten Fahrzeuge wurden meist gerammt oder eingekeilt, die Täter traten vermummt auf, die Fahrer teilweise mit Schüssen zum Verlassen der Kabine aufgefordert.
Überfälle sind nicht immer erfolgreich
Eine Garantie für einen „Erfolg“ war das nicht: Unternehmen dieser Art scheiterten in Bochum und 2013 in Köln, bei dem die Täter einen Pferdetransporter als Rammbock einsetzten. Und zuletzt auch in Berlin im Stadtteil Marienfelde. Ende November beschossen Geld-Gangster in der Hoffnung auf viel Beute einen Transporter, der aber über eine Spezialpanzerung verfügte. Der Versuch, das Fahrzeug mit einem Flex zu öffnen, gelang ihnen nicht. Sie flüchteten.