Na bitte, sagen wir Niederrheiner doch schon immer: Frühstücken wie ein Kaiser soll man, und auf den Rosinenstuten gehört Käse mit Rübenkraut wie die Butter zum Brot oder die Marmelade auf die Leberwurst. Die NRZ und der Hotel- und Gaststättenverband) hatten zur Niederrheinischen Landpartie geladen.
Am Niederrhein.
Na bitte, sagen wir Niederrheiner doch schon immer: Frühstücken wie ein Kaiser soll man, und auf den Rosinenstuten gehört Käse mit Rübenkraut wie die Butter zum Brot oder die Marmelade auf die Leberwurst. Und wenn, so wie jetzt an diesem wunderbaren Lanpartie-Samstag, unverhofft frisch geräucherter Wildlachs im Wirsingmäntelchen darauf wartet, erobert zu werden, also, da sind die Menschen am Niederrhein auch nicht fies vor. Die NRZ und der Dehoga Nordrhein (Hotel- und Gaststättenverband) hatten zur Niederrheinischen Landpartie ins Land der Kühe und Kopfweiden eingeladen – und es gab eine Menge zu entdecken, nicht nur für die „Touris aus dem Ruhrgebiet“.
Seit zehn Jahren bitten NRZ und niederrheinische Köche und Gastronomen regelmäßig zur Landpartie, um allen mal die Gelegenheit zu schenken, Geschmack zu finden an einer Region, die mehr, viel mehr ist als ein geografischer Pfannekuchen, den man überfahren muss, will man an der niederländischen Küste Ferien machen. Und die 50 NRZ-Leserinnen und -Leser, die mit uns zur Landpartie aufbrachen, haben eine ordentliche Portion Niederrhein abbekommen. Aber hallo!
Wo die Menschen Rhabarbersaft ins Bier tun und den Lachs einwickeln
Wer sich mit Rosinenstuten am Morgen schwer tat – machte nix, im Waldhotel Tannenhäuschen in Wesel gab es beim opulenten Buffet reichlich Auswahlmöglichkeiten – die Hausherrin spielte Drehorgel dazu und ließ sich beim Zwischengang ablösen von zwei sehr talentierten jungen Damen der Musikschule. „Freude schöner Götterfunken“ mit Rührei und Croissant – hat man auch nicht überall.
Natürlich, wir haben zum zehnjährigen Geburtstag unserer Landpartie mächtig aufgefahren: Seine Blaublütigkeit Raphael Freiherr von Loe, zum Beispiel, führte uns durch die gräflichen Kammern und jahrhundertealten Dönekes. „Als Columbus Amerika entdeckte“, so der Schlossherr stolz, „da haben die von Loes schon eine Generation auf Wissen gelebt.“
Niederrhein, eine Region voller Geschichte. Und eine Region mit Weitsicht! Hoch oben auf der Aussichtsplattform der Hohen Mühle in Uedem kann man gucken. Und gucken. Und gucken. So viel Gegend. Eine Etage tiefer wird die Schuster-Geschichte der knapp 9000-Seelen-Gemeinde erzählt. Rainer Weber, der Bürgermeister, kam auf einen Kaffee mit Kuchen vorbei und verriet Unglaubliches: „Uns geht es gut in Uedem. Wir sind bald schuldenfrei!“ Ein Bürgermeister der nicht jammert – der Niederrhein ist voller besonderer Menschen.
Und voller kulinarischer Verführungen: im Steinofen gebackenes Dinkelbrot in Kalkar, zum Beispiel. Selbst gebrautes Bier mit Rhabarbersaft geschorlt – eine Offenbarung im schattigen Büdericher Brauparadies! Und dann Beilagen wie diese: Der Skulpturenpark vom Museum Schloss Moyland. Beuys drinnen, okay. Aber draußen, zum Beispiel, dieser „Lichtstein“ des Bildhauers Christoph Wilmsen-Wiegmann. Weiß, schlank, auf den ersten Blick nix sagend. Brigitte Alex, eine kundige Moyland-Führerin, weiß es besser: „Schauen Sie da oben, diese kleine runde Stelle.“ Hauchdünn wie ein Carpaccio ist die Stele da geschliffen – die Sonne tanzt leicht und leuchtend hell durch den eigentlich undurchdringbaren Klotz.
Wahrlich, dieser Niederrhein macht ganz schön Appetit auf mehr.