Die letzte Schulwoche feiern viele Abiturienten ausgiebig. Dabei kommt es bisweilen zu Tumulten. In Hagen sorgt eine Polizei-Einheit für Prävention.
Essen.
Für viele Oberstufenschüler ist die letzte echte Schulwoche ihres Lebens angebrochen. Und vor den eigentlichen Abiturprüfungen steht an den meisten NRW-Gymnasien und -Gesamtschulen jeder Tag unter einem bestimmten Motto: Die Schüler verkleiden sich entsprechend, feiern ein bisschen oder spielen den Lehrern kleine Streiche.
Immer wieder arten die Mottowochen aber aus – bis hin zur völligen Eskalation mit Verletzten und hohen Sachschäden. In Köln hat es in der Nacht zu Montag handfeste Tumulte gegeben, mehrere Hundert angehende Abiturienten hatten randaliert. Ein paar weitere Beispiele aus den letzten Jahren:
2013 zündeten Schüler an einem Düsseldorfer Gymnasium Bengalos und beschmierten Autos mit Ketchup – bis die Polizei kam. In Bochum sorgten letztes Jahr rund 60 Schüler für ein Verkehrschaos: Sie hielten wahllos Autos in einem Kreisverkehr an, stiegen zu und ließen sich – einige von ihnen hingen dabei aus den Autofenstern – in Richtung Innenstadt fahren. In Bottrop erlitt eine Abiturientin am Albers-Gymnasium schwere Brandverletzungen, weil ihr Watte-Kostüm Feuer gefangen hatte. Und in Hagen gab es 2013 einen regelrechten Kampf zwischen zwei Gymnasien: Schüler warfen Eier und Mehlbomben auf die Fassade des Theodor-Heuss-Gymnasiums – und verursachten einen Schaden von rund 10.000 Euro.
Eintrag im Führungszeugnis als Job-Hindernis
Ein ganz neues Phänomen sei das nicht, sagt Polizist Matthias Ewert. Zusammen mit zwei Kolleginnen gehört er zu den „Jucops“ – so nennt sich die kleine Einheit von Jugendkontaktbeamten der Kreispolizeibehörde Hagen. „Bei den Mottowochen gab es immer schon ein etwas höheres Einsatzaufkommen. 2013 und 2014 war es aber besonders auffällig. Eine grundsätzliches Problem, dass die Jugend plötzlich ausrastet, sehe ich aber eher nicht.“
Jedes Jahr gehen er und seine beiden Kolleginnen direkt an die Schulen, um die Schüler darüber aufzuklären, welche Folgen ein vermeintlich harmloser Scherz haben kann. „Die jungen Leute wollen ja bald studieren oder einen Job, und dann können ein Eintrag im Führungszeugnis oder Schadenersatzforderungen schon sehr hinderlich sein.“ Zwar würde man den Schülern vermitteln, dass ein bisschen Feierei durchaus in Ordnung sei, aber: „Wir sagen ihnen klar, dass wir solche Eskalationen nicht dulden und konsequent durchgreifen.“ Die meisten Jugendlichen würde das durchaus beeindrucken. Wenn die Mottotage anlaufen, fahren die „Jucops“ in Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt zu den Schulen und sprechen dann nochmal mit den feiernden Schülern. „Da läuft meist immer alles ohne Probleme ab, wir werden immer freundlich empfangen.“
Mottowoche auf drei Tage verkürzt
Auch am Gymnasium Essen-Werden gebe es selten Probleme, sagt Schulleiterin Felicitas Schönau. In Essen sollten die Mottotage vor zwei Jahren eigentlich ganz verboten werden. Darauf hatten sich die Schulleiter der Gymnasien und Gesamtschulen bei einer Konferenz geeinigt. „In Essen-Werden haben wir einen Kompromiss mit den Schülern getroffen. Die Mottowoche dauert jetzt nur noch drei Tage“, sagt Schönau. Die Lehrer würden die Schüler noch einmal gezielt darauf hinweisen, was erlaubt ist – und was nicht. „Maskierungen etwa dulden wir nicht. Dasselbe gilt für allzu freizügige Kleidung. Wir haben hier ja keine Disco.“ (pen)