Bei einer groß angelegten Razzia im Rockermilieu sind am Mittwoch in Hessen und dem Saarland sieben Verdächtige festgenommen worden. Die bundesweite Aktion richtete sich gegen die Osmanen Germania, die als türkisch-nationalistisch gelten. Schwerpunkt war Hessen, wo nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) an 16 Orten Durchsuchungen stattfanden.
Wiesbaden.
Der hessische Landespolizeipräsident Udo Münch sagte in Wiesbaden, in Hessen habe es sechs Festnahmen gegeben, eine weitere im Saarland. Neben Speichermedien seien in den rund 50 durchsuchten Büros, Wohnungen und Gewerberäumen auch Schusswaffen, Munition, Drogen und Bargeld in Höhe von etwa 53 000 Euro sichergestellt worden.
Die Beamten, darunter auch Mitglieder eines Spezialeinsatzkommandos (SEK), waren auch im bayerischen Aschaffenburg, in Hamburg, dem niedersächsischen Steinfeld, in sechs Städten Nordrhein-Westfalens sowie sieben Orten in Baden-Württemberg im Einsatz, wie die Staatsanwaltschaft Darmstadt und das LKA am Mittwochabend mitteilten.
Der hessische Innenminister Peter Beuth (CDU) sagte, die Aktion habe um 6.00 Uhr morgens begonnen, rund 1500 Polizisten seien beteiligt gewesen. Ziel sei gewesen, Beweismittel zu finden, die Strukturen der Organisation aufzuhellen und Täter zu ermitteln. Der saarländische Innenminister Klaus Bouillon (CDU) sagte, es sei gelungen, die Strukturen der Osmanen im Saarland zu zerschlagen. Drei der im Saarland und in Hessen festgenommenen Männer im Alter von 21 bis 28 Jahren werde unter anderem versuchter Mord vorgeworfen.
In Dietzenbach im hessischen Landkreis Offenbach haben die Osmanen ihr sogenanntes World Chapter. Hier wurden mehrere Objekte des „Osmanen Germania Boxclubs“ durchsucht. Bei der Aktion wurde nach Waffen, Drogen, Munition, Schriftstücken und anderen Beweismitteln gesucht, die konkretere Hinweise auf illegale Geschäfte geben können. „Wir haben alle durchsuchten Objekte unter Kontrolle“, schrieb das hessische LKA auf Twitter.
Einer der Eingänge des Bürokomplexes mit dem Hauptquartier der Osmanen war von Polizeiwagen umstellt. Ein Mitarbeiter eines benachbarten Fitnessclubs mit gemeinsamem Innenhof beschrieb die Nachbarn als weitgehend ruhig und unauffällig: „Ab und zu hört man sie abends, wenn sie trainieren oder feiern.“
Beuth sprach von einem „sorgfältig geplanten Schlag gegen die Organisierte Kriminalität in der Bundesrepublik“. Von den Durchsuchungen solle eine klare Botschaft ausgehen: „Egal in welcher Kutte Kriminelle glauben, sich in unserem Land betätigen zu können, wir werden gemeinsam mit aller Härte des Rechtsstaats gegen sie vorgehen.“
2016-11-09 18:00:32.0