Veröffentlicht inRegion

Schicht im Schacht – Einer der letzten Lehrlinge im Bergwerk West

Schicht im Schacht für die letzten Azubis im Bergwerk West

06460840-545--656x240.jpg
Foto: NRZ
Denis Knobling ist Lehrling, bald beendet er seine Ausbildung als Industriemechaniker – und steht vor einer ungewissen Zukunft. Denn er hat seine Lehre beim Bergwerk West in Kamp-Lintfort gemacht. Das schließt am 31.12. Warum Knobling sich trotzdem nie scheute, einer der letzten Lehrlinge dort zu werden.

Kamp-Lintfort. 

Es war nicht die pure Nostalgie, die den 19 Jahre alten Denis Knobling dazu brachte, sich vor knapp drei Jahren ausgerechnet bei einem Bergwerk um eine Lehrstelle zu bemühen. Es war der eigene Vater, der selbst unter Tage arbeitet: „Er hat mich dazu gebracht, mich hier zu bewerben.“ Doch nun, kurz bevor Knobling seine Ausbildung als Industriemechaniker beenden wird, wird Schluss sein. Am 31. Dezember ist für das Bergwerk West in Kamp-Lintfort Schicht im Schacht.

Ausgerechnet in seinem Jubiläumsjahr geht damit die Geschichte eines der letzten Bergwerke an Rhein und Ruhr zu Ende. Dabei war im Sommer noch das 100-jährige Jubiläum des Bergwerks West in Kamp-Lintfort groß gefeiert worden. Immerhin haben fast alle der zuletzt noch knapp 2000 Mitarbeiter eine neue Arbeitsstelle bekommen, zum Beispiel auf Prosper-Haniel in Bottrop oder Auguste Victoria in Marl. Viele gehen auch in die Anpassung, wie der Vorruhestand bei Bergleuten genannt wird.

Rund 100 Menschen bleiben auf der Strecke

Doch etwa 100 Menschen bleiben auf der Strecke. Sie sind nicht alt genug für die Anpassung, haben nicht genügend Bergbaujahre auf dem Buckel. Immerhin: Die Ruhrkohle AG bemüht sich, für sie Arbeitsplätze bei den Kooperationsunternehmen Deutsche Bahn oder Evonik zu finden.

Die Stadt Kamp-Lintfort trägt mit großer Wehmut an der Zechenschließung. Ohne den Bergbau gäbe es den Stadtteil Lintfort gar nicht. Nach der Abteufung der Schachtanlage 1906 brauchten die Betreiber jede Menge Arbeitskräfte, auch für die jahrzehntelang betriebene Kokerei. Lintfort wuchs und wuchs, die Beamtensiedlung wurde gebaut – auf der windabgewandten Seite der Zechenanlage – und die Arbeitersiedlung – Wohnungen für viele Kumpel.

Die Stadt wird ihr Gesicht verändern

Die Siedlungen werden ihr Gesicht verändern, ebenso wie die Stadt, die mit dem Bergwerk West 100 Ausbildungsplätze verliert. Denis Knoblings Zukunft jedenfalls ist im Moment eher ungewiss. Was, wenn die Zeche dicht ist? „Eine Bewerbung auf den anderen drei Bergwerken bringt nichts – da wird auch niemand mehr übernommen“, sagt er.

Bislang hat Knobling schon eine Menge Bewerbungen geschrieben, aber nur Absagen bekommen. „Ich hatte noch nicht einmal eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. Vielleicht braucht man dafür Vitamin B, Beziehungen eben.“ Bei der Arbeitsagentur ist er gemeldet, bekommt Stellenangebote über das Internet zugeschickt.

Aber er ist guten Mutes. „Ich hoffe, dass ich eine andere Arbeitsstelle bekomme.“ Schließlich gebe es viele Unternehmen, die Maschinen einsetzen – auch über Tage.