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Schadhafte Brücken bremsen Autofahrer in NRW

Schadhafte Brücken bremsen Autofahrer in NRW

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Foto: WAZ FotoPool
Landesbetrieb Straßen NRW entdeckt bei Prüfungen immer mehr defekte Bauwerke. Geld für Sanierungen fehlt – Tempolimits sollen Schwingungen dämpfen.

An Rhein und Ruhr. 

Der Schilderwald im nordrhein-westfälischen Autobahnnetz hat seit ein paar Tagen rätselhafte, neue Auswüchse bekommen. Wer etwa täglich von Duisburg aus über die A40 pendelt oder im Raum Düsseldorf über die A3 ins Büro fährt, der passiert seit Kurzem ein schlichtes schwarz-weißes, rechteckiges Schild mit der warnenden Aufschrift „Brückenschäden“. Meistens muss er dann auch noch das Tempo senken – doch von einer Brücke und von irgendwelchen Schäden ist weit und breit nichts zu sehen.

10 000 Bauwerke werden inspiziert

Thomas Roth vom Landesbetrieb Straßen NRW erklärt das Rätsel: Der Warnhinweis bezieht sich keineswegs auf eine querende Brücke. Es geht vielmehr um die Straße, auf der man selber unterwegs ist. Denn zur Brücke werde ein Bauwerk für den Fachmann per Definition schon dann, wenn ein Hohlraum überquert wird und der Abstand zwischen den beiden Widerlagern mehr als fünf Meter beträgt.

„Das muss also nicht immer gleich eine Bahnlinie sein oder ein Fluss“, sagt Roth, „schon ein Versorgungsschacht oder ein Regenwasserkanal können eine Brücke nötig machen, davon sieht man gar nichts.“ Und solche Gelegenheiten gibt’s in NRW zu Tausenden.

Die mahnenden „Brückenschäden“-Zeichen dürften sich auf nordrhein-westfälischem Asphalt in den kommenden Monaten deutlich vermehren. Denn seit einigen Monaten werden die rund 10 000 Bauwerke auf Autobahnen und Bundes- und Landesstraßen penibel inspiziert. Die meisten haben fünf, manche sogar sechs Jahrzehnte auf dem Buckel, und sie wurden keineswegs für so viel und so schweren Verkehr konzipiert, wie er heute täglich durchs Land rollt. Die Schäden und der Verschleiß sind immens. Zwar sei für die Autofahrer akut nichts in Sachen Sicherheit zu befürchten, betont Straßen NRW-Sprecher Roth, doch die Tragreserven der Bauwerke seien ausgeschöpft.

3,5 Milliarden Euro müssten für Reparaturen her

Nach Schätzung von Straßen NRW sind Investitionen in Höhe von 3,5 Milliarden Euro nötig, um die stählernen Querungen in der Region wieder fit für die nächsten Jahrzehnte zu machen. Nicht überall ist es bei der „Brückenertüchtigung“ mit purem Renovieren getan. Schon jetzt, nach der ersten Prüfphase, ist klar, dass allein zehn NRW-Autobahnbrücken komplett ersetzt werden müssen (s. Kasten).

Bis dahin behelfen sich die Inspekteure vorerst mit dem „Brückenschäden“-Schild, das stets mit zwei Schilder-Varianten kombiniert wird: Sollte das Bauwerk laut Prüfung die hohen Lasten nicht mehr verkraften, wird an dieser Stelle ein Überholverbot für alle Brummis erlassen. Wenn zunehmende Schwingungen dem Beton zusetzten, greifen die Prüfer hingegen zum Tempolimit für alle Verkehrsteilnehmer. So wie auf der A3 und auf der A40.