Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich es gehasst habe zu Fuß nach Hause zu laufen. Nach langen Abenden in Clubs im Ruhrgebiet wollte ich nur noch ins Bett. Wenn ich dann den Nachtexpress verpasst habe, habe ich mich auch im kalten Winter an die Haltestelle gesetzt und eine Stunde auf den nächsten Bus gewartet.
Diese Einstellung habe ich seit der Corona-Pandemie nicht mehr.
Laufen nur um des Laufens willen? Niemals! Spazierengehen war in meinen Augen nur etwas für Spießer und ältere Menschen. Wozu sollte ich ohne Ziel im Ruhrgebiet in der Gegend herumlaufen?
Ruhrgebiet: Menschen wollen Revierstädte verlassen – sie alle haben nur EIN Ziel
Doch plötzlich hat sich mein innerer Kompass geändert. Liegt es daran, dass ich die magische Grenze von 30 Jahren überschritten habe und wirklich erwachsen geworden bin? Oder liegt es eher an der Lethargie der pandemischen Situation, die uns allesamt übermannt?
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Wohl eher Zweiteres. Fast jeder hat sich in der pandemiebedingten Langeweile ein neues Hobby gesucht. Mancher hat das Gärtnern für sich entdeckt, andere wurden zu Profi-Köchen oder puzzelten 1000 Teile weg. Doch viele Menschen zieht es einfach nach draußen – raus aus den Revierstädten und rein in die Natur.
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Im Ruhrgebiet spricht man Tacheles und redet nicht lange um den heißen Brei herum. DER WESTEN-Redakteurin Julia Scholz beschäftigt sich in der Kolumne „Da sachste, wat Sache ist“ mit aktuellen Themen, die die Menschen im Revier bewegen.
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Zurzeit sitze ich im Homeoffice und verlasse meine Wohnung nur noch selten. Damit mir im wahrsten Sinne des Wortes nicht die Decke auf den Kopf fällt, gehe ich jetzt spazieren. Und damit bin ich nicht alleine.
Wie die WAZ berichtete, zog es im Winter doppelt so viele Menschen aktuell in die Ruhrgebietswälder. Am Wochenende herrscht Hochzeit. Dann seien es viermal so viele Wanderer. Die Haardt in Recklinghausen, der Schellenberger Wald in Essen oder auch der Hiesfelder Wald in Oberhausen – sie alle sind Magnete für Tagesausflügler im Pott.
In meiner näheren Umgebung habe ich im Sommer gefühlt fast jeden Stein umgedreht – im Winter sogar mit Glühwein. Doch schnell wollte ich dabei was anderes sehen, Abwechslung genießen.
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Ich entdeckte Wander- und Touren-Apps für mich – die ich nur jedem empfehlen kann. Es gibt viele verschiedene. Ich habe mich für „Komoot“ entschieden. Die App bietet Wanderern, Radlern und Mountainbikern kostenlos viele Strecken an. Du wirst es nicht glauben, aber das Revier ist vielfältig: Im Umkreis von 50 Kilometern um Essen werden mir beispielsweise 25.167 Wander-Vorschläge gemacht!
Diese Tipps von anderen Nutzern werden nicht nur unter Menschen im Ruhrgebiet ausgetauscht. Der Spiegel berichtete jüngst von schönen Touren in Deutschland, die du bei „Komoot“ ganz leicht finden kannst.
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Einer von fünf wunderschönen Wander-Tipps: eine Tour im Ruhrgebiet! Die fünfeinhalb Kilometer lange Runde namens „Blick auf die Ruhr“ wurde wärmstens empfohlen. Du startest an der Stiepeler Dorfkirche in der Nähe vom Kemnader See in Bochum und läufst in rund 90 Minuten gen Westen auf dem historischen Leinpfad und wieder zurück zur Kirche.
Die Tour wird in der App in einem Atemzug mit anderen Routen an der Mecklenburgischen Seenplatte, in München oder der Sächsischen Schweiz genannt. Alle Achtung!
Geheimtipp: Wandern mit „Blick auf die Ruhr“
Diese Tour steht nun auf meiner Liste. Die Strecke muss ich unbedingt mal am Wochenende laufen, wenn das Wetter mitspielt. Im Frühling bieten sich natürlich mehr Möglichkeiten.
Dass Spazierengehen den Kopf frei macht und uns kreativer arbeiten lässt, muss ich wohl nicht noch erwähnen?!
Beachte die geltenden Corona-Regeln in NRW
Doch beim Spazierengehen solltest du aktuell immer auf die geltenden Corona-Regeln achten. Wenn du die Kontaktbeschränkung und den nötigen Abstand einhältst, steht einem kleinen abgelegenen Spaziergang im Wald nichts entgegen.