Anderthalb Jahre nach dem Zusammenstoß von Hells Angels und Bandidos in Mönchengladbach mit zwei lebensgefährlich Verletzten hat die Staatsanwaltschaft immer noch keine Anklage erhoben. Die Beteiligten schweigen. 30 Verfahren wegen Landfriedensbruch wurden sogar schon eingestellt.
Mönchengladbach.
Mit Knüppeln, Ketten und Messern gingen Dutzende Hells Angels und Bandidos im Januar 2012 in der Altstadt von Mönchengladbach aufeinander los. Mindestens zwei Rocker wurden durch Stiche lebensgefährlich, ein weiterer schwer verletzt. Knapp anderthalb Jahre später beschäftigt die Massenschlägerei immer noch die Staatsanwaltschaft. Gegen keinen Rocker wurde in der Sache bis dato Anklage erhoben, im Gegenteil: Die Hälfte der Verfahren (zumeist wegen Landfriedensbruch) wurde mittlerweile eingestellt. „Es gab keinen Tatnachweis“, sagte Staatsanwalt Stefan Lingen gestern auf NRZ-Nachfrage.
Nach der Schlägerei in Mönchengladbach drohten die Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Rockerklubs weiter zu eskalieren. Es gab einen Handgranaten-Anschlag auf ein Klubheim in Herten, auf das Wohnhaus eines Bandido in Oberhausen wurde geschossen. Die Polizei zeigte massive Präsenz, um die Szene zu beruhigen.
30 Verfahren sind noch offen
In Mönchengladbach nahm die (mittlerweile aufgelöste) Mordkommission „Kutte“ die Arbeit auf. Die Ermittlungen gestalteten sich von Anfang an schwierig. Die Rocker zeigten sich – typisch für die Szene – unkooperativ. „Selbst die Verletzten haben uns gegenüber erklärt, dass sie ihre Verletzungen auf ganz andere Weise erlitten hätten“, berichtet Lingen.
Trotzdem gelang es den Ermittlern, rund 60 zunächst Beschuldigte zu identifizieren – vor allem dank Aufnahmen der Überwachungskameras in der Altstadt. Die Rocker waren aus der gesamten Rhein-Ruhr-Region angereist, einige sogar aus dem eine Autostunde entfernten Köln-Bonner-Raum. Etwa 30 Verfahren sind laut Lingen derzeit noch offen – dazu zählt auch der Vorwurf des versuchten Totschlags. Ein Rocker aus Leverkusen gilt hier als tatverdächtig. Ein Ende der Ermittlungen sei nicht abzusehen, so Staatsanwalt Lingen. Es gibt mehrere Beschwerden von Beschuldigten gegen Durchsuchungen und Observationen durch die Polizei.