Das Zugunglück von Recklinghausen hatte Anfang Februar nicht nur die Stadt, sondern ganz NRW erschüttert. Dabei kam ein zehnjähriger Junge ums Leben. Sein ein Jahr jüngerer Spielgefährte überlebte nur knapp.
Er musste notoperiert werden und liegt nun in einer Spezialklinik. Sein Vater hat nun gegenüber den „Ruhr Nachrichten“ erzählt, wie sich sein Sohn zurück ins Leben kämpft. Allerdings erschweren ihm seine schlimmen Verletzungen den Weg. Der Recklinghausener hat jedoch Hoffnung.
Recklinghausen: Junge (9) überlebt Zugunglück – mit inoperablem Hirnschaden
Am 2. Februar hatte ein Güterzug in Recklinghausen zwei kleine Kinder erfasst und mitgeschleift. Ein Zehnjähriger starb, sein neunjähriger Freund schafft es. Nach einer Not-Operation hat der Jungen nun eine Reha angefangen. Allerdings ist es fraglich, ob er je wieder so sein wird wie früher.
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Denn sein Hirn hat erheblichen Schaden am Corpus callosum genommen. „Das ist die Verbindung zwischen der rechten und linken Gehirnhälfte“, erklärt sein Vater. Das sei nicht operierbar. Zudem hat er ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, mehrere Schädel- und Rippenfrakturen, ein Thoraxtrauma und einen beidseitigen Pneumothorax erlitten. Er kann weder sprechen noch laufen und sich kaum aufsetzten – das alles muss er erst wieder lernen. Doch sein Vater will ihn auf keinen Fall aufgeben.
Recklinghausen: Vater bangt um Sohn
60 Meter hinter dem Wohnhaus der Familie im Stadtteil Hillerheide fahren regelmäßig Züge vorbei. „Wenn hier ein Zug entlangfährt, muss ich jedes Mal an dieses schreckliche Unglück denken“, verrät der traumatisierte Familienvater. Der 44-Jährige hatte seinem Sohn erst kurz vor dem Unglück ein Fahrrad gekauft. Ob der jemals damit fahren wird, steht in den Sternen. Damit das klappt, sucht der Vater einen Spezialisten für seinen Sohn. „Vielleicht gibt es irgendwo auf der Welt einen – jetzt oder in der Zukunft“, erhofft er sich.
Seine Mutter und der kleinere Bruder versuchen im Krankenhaus den Neunjährigen zu motivieren und zu animieren. Seine Mutter sei seit dem Unfall nicht von seiner Seite gewichen, isst und schläft kaum. Dabei sagen die Ärzte, dass der Verletzte noch mindestens zwei bis drei Monate dort bleiben muss. Sein Vater wünscht sich nichts sehnlicher, als ihn wieder bei sich zu haben. „Ich hoffe, er kommt in sein Leben zurück.“
Vater beschuldigt die Deutsche Bahn
Der Vater sieht einen Teil der Schuld auch bei der Deutschen Bahn. Sie hätte die Gleise nicht ausreichend eingezäunt und durch Rodung die natürliche Schutzbarriere zerstört. „Ich gebe der Deutschen Bahn eine Teilschuld am Unfall meines Sohnes.“ Vor allem innerhalb der Wohngebiete gäbe es kaum Schutz. „Und da drüben ist ein Sportplatz – dort sind immer Kinder!“
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Er denke aktuell über eine Klage nach. „Aber erst mal will ich meinen Sohn wieder bei mir haben, dann sehe ich weiter.“
>> Anmerkung der Redaktion <<
Der Verlust eines Kindes ist für Eltern ein zutiefst traumatisierendes Ereignis. Wer mit der Bewältigung der Trauer überfordert ist, kann sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Sie ist erreichbar unter der Telefonnummer 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt. Ebenfalls kostenlos ist das Sorgentelefon Oskar vom Bundesverband Kinderhospiz unter der Nummer 0800 8888 4711.