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Rachefeldzug gegen Rechtsanwälte

Rachefeldzug gegen Rechtsanwälte

Düsseldorf/Erkrath/Goch. 

Nachbarn schildern ihn als brutal und aggressiv, bereits zweimal wurde Yanquing T. (48) aus Düsseldorf-Rath wegen Körperverletzung verurteilt. Der Amoklauf von Freitag, bei dem der Täter eine blutige Spur des Verbrechens durchs Rheinland zog, wird ihn nun für Jahre hinter Gitter bringen. Nachdem bereits am Freitag zwei Frauen in Rechtsanwaltskanzleien getötet wurden, starb am Wochenende ein Düsseldorfer Rechtsanwalt (51) an Stichverletzungen an Kopf und Schulter.

Staatsanwaltschaft: Der Verdächtige schweigt

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mord, Totschlag und versuchtem Totschlag aus niederen Beweggründen. Sie lieferte gestern einen Ablauf des blutigen Freitags, der nach Zeugenhinweisen rekonstruiert wurde. „Der Tatverdächtige selbst äußert sich nicht“, so Staatsanwalt Christoph Krumpa. Er soll aber gestanden haben. Das Motiv der Wahnsinns-Taten: Rache an Rechtsanwälten!

Der Amoklauf des mit zwei Pistolen und zwei Messern bewaffneten zweifachen Vaters endete Freitag gegen 15 Uhr mit der Festnahme in einer Pizzeria in Goch im Kreis Kleve. Hier, so Staatsanwalt Kumpa, wollte er vermutlich einen weiteren Mord begehen: Renata P., die Chefin der Pizzeria, hatte ihn 2011 nach einer heftigen Ohrfeige verklagt. Der bei ihr als Koch angestellte Yanquing T. wurde verurteilt und zur Zahlung mehrerer tausend Euro Schmerzensgeld verdonnert. Für das angeblich ungerechte Urteil rächte sich der Täter am Freitag: In der Anwaltskanzlei am Düsseldorfer Höherweg stach er zunächst mehrmals auf Rechtsanwältin Ulrike F. (54) ein, die in der Kanzlei des renommierten Düsseldorfer Anwalts Martin Lauppe-Assmann angestellt war. Die Frau war sofort tot. Der Versuch, sie zu erschießen, schlug fehl, weil sich aus der mitgebrachten Waffe kein Schuss löste. In der Düsseldorfer Kanzlei wurde auch der inzwischen verstorbene Rechtsanwalt verletzt, ein weiterer Anwalt wurde ebenfalls angegriffen, flüchtete und überlebte.

Einem Rollstuhlfahrer in den Bauch geschossen

Nicht einmal eine Stunde später hatte der Täter in der Rechtsanwaltskanzlei von Guido Wacker im benachbarten Erkrather Ortsteil Unterfeldhaus nach einem Streitgespräch Rechtsanwaltsgehilfin Regina H. (50) durch Schüsse in Kopf und Lunge getötet und einem im Rollstuhl sitzenden Rechtsanwalt in den Bauch geschossen. In Erkrath galt der Angriff Kanzlei-Chef Wacker, der aber nicht im Büro war. Er wollte den Täter wegen der angeblich schlechten Verteidigung nicht gegen seine Düsseldorfer Rechtsanwalts-Kollegen vertreten. In beiden Kanzleien hatte der gebürtige Chinese mit Benzin Brände gelegt, die von der Feuerwehr gelöscht wurden.

Mit dem Renault seiner Frau raste der Täter von Erkrath ins 100 Kilometer entfernte Goch. Hier wollte er sich an Pizzeria-Chefin Renata P. (52) rächen, die er als Grund für seine Verurteilung ausgemacht hatte. Nachdem er die Pizzeria an der Mühlenstraße betreten hatte, drückte er sofort ab – doch auch hier versagte die Pistole. Bei einem Handgemenge mit der Pizzeria-Chefin und ihren beiden Töchtern wurden die zwar verletzt, konnten den Täter aber mit Hilfe eines Passanten überwältigen.

Um 16 Uhr wurden noch laufende SEK-Einsätze in Düsseldorf und Erkrath zur Tätersuche abgeblasen. Dann kam aus Goch die erlösende Nachricht: Der Täter ist gefasst!

„Psychiatrische Erkrankungen beim Tatverdächtigen sind nicht bekannt“, sagte Staatsanwalt Kumpa. Aber: „Das Verhalten lässt auf eine Störung der Impulskontrolle schließen.“