Kreis Wesel.
Jubiläen sind normalerweise ein Grund zum Feiern; bei diesem ist das ein wenig anders. „Eigentlich sollten wir feiern, wenn es uns nicht mehr geben müsste“, sagt Dietmar Heyde, Geschäftsführer der Aids-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel.
„Aber wir haben trotz jahrelanger Aufklärungsarbeit immer noch so viel zu tun, dass es uns auch noch länger geben wird.“ Seit 25 Jahren engagieren sich die Mitarbeiter der Aids-Hilfe in der Prävention und Begleitung Betroffener. Leichter geworden ist ihre Arbeit in all den Jahren nicht – im Gegenteil.
Zwar seien die Gefahr einer HIV-Infektion und Möglichkeiten, sich davor zu schützen, in den vergangenen Jahren mehr und mehr bekannt geworden und Aufklärung habe zu einer größeren Akzeptanz in der Gesellschaft geführt, beobachtet Dietmar Heyde in seiner täglichen Arbeit. Zudem sei die medizinische Versorgung viel besser geworden, so dass Betroffene häufig viel länger und „normaler“ mit der Krankheit leben können. „Das Ganze hat aber leider auch einen Haken.“ Da, wo medizinische Erfolge verbucht werden, entstehe oft eine Sorglosigkeit, die leicht auch zu Unvorsichtigkeit führe. „Entdramatisierung ist gut“, sagt Heyde. „Banalisierung aber völlig fehl am Platz.“
Neueste Daten bestätigen diesen gefährlichen Trend. Den stärksten Anstieg an Neuinfektionen verzeichnet die Aids-Hilfe in der Altersgruppe der 21- bis 24- Jährigen. „Und die sollten doch wirklich aufgeklärt sein“, sagt Heyde. Bundesweit gab es 2010 rund 3000 Neuinfektionen aller Altersgruppen, seit 2008 ist diese Zahl stabil. Im Kreis Wesel waren es etwa 15. Aufgrund anonymisierter Meldeverfahren beruhe die Zahl aber auf Schätzungen, betont Heyde.
Festakt am Freitag
Für das Team der Aids-Hilfe wird mit wachsender Banalisierung die Präventionsarbeit wichtiger. Die Mitarbeiter gehen unter anderem in Schulen und sprechen dort vor allem die 14- bis 17-Jährigen an. Zudem ist zielgruppenorientierte Arbeit wichtig, da nach wie vor bestimmte Gruppen von Menschen am häufigsten erkranken. Betroffen sind vor allem Männer, die sexuellen Kontakt zu Männern haben, aber auch Drogensüchtige, Prostituierte oder Menschen in Haftanstalten. Zudem begleiten die Mitarbeiter erkrankte Männer und Frauen. „Durch die medizinischen Fortschritte ist das immer mehr eine Begleitung durchs Leben statt in den Tod“, sagt Dietmar Heyde. „Und das ist dann ja trotz wachsender Kosten und aller Schwierigkeiten doch wieder ein Grund zu feiern.“
Den 25. Geburtstag der Aids-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel begehen die Mitarbeiter und Gäste mit einem Festakt am Freitag, 27. Mai, um 16 Uhr im Duisburger Rathaus.