Ein Essener Oldtimer-Freak und seine Liebe zum Morris Minor – ab Mittwoch sind die beiden Mittfünfziger auf der Techno Classica in Essen zu Gast.
Essen.
Schauen Sie sich die beiden auf den Fotos mal ganz in Ruhe und genau an: Den Mann, das Auto. Haben die sich nicht gesucht und gefunden? Sind auch in etwa ein Jahrgang, beide knapp über 50, ein paar altersbedingte Schrammen, etwas Rost, sonst gut in Schuss. Die Zeit zeichnet halt Mensch und Maschine. Aber sie schweißt auch zusammen.
Stellen wir die beiden doch am besten erstmal vor: Der Mann heißt Volker Hülsewiesche, 53 Jahre alt, betreibt in Essen einen ambulanten Pflegedienst. Der Wagen heißt Morris Minor, genannt Traveller. 48 PS, 1100 Kubik, Baujahr 1963. Und kein gewöhnliches Automobil: Der hintere Aufbau trägt Fachwerk, ruht in einer Holz-Konstruktion, tragend, aus Esche, stabil und elastisch zugleich. Das Dach ist aus Alu. Das hat Vorteile, die Hülsewiesche aber relativiert: „Stimmt. Alu rostet nicht, aber es rottet.“
Kennengelernt haben sie sich im Urlaub
Wie und wo haben sich die beiden denn jetzt kennengelernt? „Im Urlaub. Also indirekt. Ich war vor 20 Jahren mit meiner Familie in Devon in England. Und plötzlich kam ein Morris Minor um die Ecke gefahren.“ Da war’s um Volker geschehen. Gleich mehrere Exemplare hat er sich in den zwei Jahrzehnten angeschafft, drei fährt er jetzt noch, nicht nur privat, die kleinen Engländer arbeiten auch für ihn. „Wir fahren sie im Pflegedienst. Erstens ist das gar nicht so teuer, zweitens freuen sich auch unsere Kunden, wenn wir mit so einem Wagen vorfahren.“
Der Minor hat übrigens den selben Vater wie der Mini, Sir Alec Issigonis, der geniale britisch-griechische Ingenieur. Beide Nachkriegskinder teilen auch die Besonderheit, dass die Instrumente wie der Tacho in der Mitte angebracht sind. Die Erklärung: Nach 1945 musste England Autos dringend exportieren. Da war es nur praktisch, wenn bei der Umstellung von Rechts- auf Linkslenkung möglichst wenig umgeschraubt werden musste.
1,6 Millionen Morris wurden gebaut
Zwischen 1948 und 1971 wurden 1,6 Millionen Morris Minor gebaut. Ein großer Erfolg auf der Insel, ein zuverlässiges Auto, beides verhalf ihm zum Ehrentitel: der englische Käfer.
Wie das bei langjährigen Gefährten so ist, weiß Volker vortrefflich vom Morris zu schwärmen: „Ein wirklich tolles Auto für alle, die sich einen Oldtimer zulegen wollen. Und eben bezahlbar.“ Das geht schon bei der Anschaffung los: „Für 8000 bis 12 000 Euro bekommt man schon was wirklich gescheites.“ Und hört beim kleinen Durst auf: „5,4 Liter“.
Ersatzteilversorgung ist „ausgezeichnet“
Aber die ewigen Reparaturen? Volker lächelt, er hat die Frage erwartet. „Die Ersatzteilversorgung ist ausgezeichnet. Und die Teile sind etwa ein Drittel günstiger als für den Käfer.“ Wie oft liegt man denn am Wochenende unter dem englischen Patienten: „Ich bin nur ein halber Schrauber. Ich mache einiges selbst, aber auch keine Blech- und Schweißarbeiten. Gut, mein Bruder ist Kfz-Meister.“ Das hilft. „Ja klar. Seit 1994 gibt’s aber auch das deutsche Morris-Minor-Register, ein lockerer Zusammenschluss von 200 Besitzern, die sich mit Rat und Tat helfen.“
Jetzt noch die Foto-Fahrt. Volker geht zu seinem Freund und will auf der Beifahrerseite einsteigen, die natürlich die richtige ist. „Bei dem, den ich habe ist das Steuer rechts, original halt.“ Ist das ein Problem im Essener Alltagsverkehr? „Beim Überholen musst du am Anfang vorsichtig sein. Na ja, und dann das Parkhaus.“ Wieso? „Ja, Parkticket ziehen. Entweder du hast einen Beifahrer oder du bist gelenkig.“
Wienern für die „Techno Classica“
Nun, guten Freunden verzeiht man kleine Fehler. Zumal beide jetzt wieder ein gemeinsames Ziel haben: Die Techno-Classica gleich um die Ecke, Messe Essen. Muss man für so einen Auftritt proben, irgendwas umbauen? „Nö. Wir fahren da nur hin und ich stell den Wagen ab. Ein bisschen wienern werde ich ihn.“ Das Morris-Minor-Register hat da einen kleinen Stand. Schon seit einigen Jahren. „Wir stellen aber nur zwei unserer Wagen aus, wir verkaufen nicht. Ich setze mich dann daneben und beantworte wirklich alle Fragen.“
Wenn Sie also die beiden rüstigen 50iger persönlich kennen lernen wollen. Volker und der Traveller warten in Halle 8.1.