Vor zehn Jahren setzte sich in Essen der erste Wünschewagen in Bewegung. Mitten in NRW fiel damals der Startschuss für ein heute bundesweites Projekt des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB), das sterbenskranken Menschen die Erfüllung ihrer letzten Träume ermöglicht.
+++ Unser Bericht über 10 Jahre Wünschewagen Essen: Ute verabschiedet sich langsam vom Leben – ihr letzter Wunsch ist „gigantisch“ +++
Einer dieser Menschen ist Norbert aus NRW. Auch ihm hat das Wünschewagen-Team – allerdings das aus Münster – seinen letzten Wunsch erfüllt. Noch einmal von der Palliativstation auf den geliebten Hof, ein letztes Mal die ganze Familie sehen – es verwundert nicht, dass viele Tränen flossen. Für einen bewegenden Moment sorgte schließlich Norberts Enkelin. Aber der Reihe nach.
NRW: Lieblingspferd erkennt Norbert sofort
Schon auf dem Weg zu seinem Hof in NRW begann Norbert (Name auf eigenen Wunsch geändert), leise aus seinem Leben zu erzählen, wie das Wünschewagen-Team auf Facebook berichtet. Zu jedem Bauernhof, den der reisetauglich umgebaute Krankenwagen passierte, hatte er etwas zu erzählen: „Da habe ich mein Vieh untergestellt, dort habe ich immer Stroh hingebracht…“
Stichwort Palliativstation: Auf einer Palliativstation in einem Krankenhaus werden schwerst- beziehungsweise sterbenskranke Menschen aufgenommen, die nicht zu Hause oder in einem Pflegeheim versorgt werden können. Spezialisiertes Personal behandelt Schmerzen sowie andere körperliche Beschwerden und auch psychosoziale Probleme, betreut außerdem Angehörige.
Am Ziel angekommen, entdeckte Norbert sofort seinen frisch gestrichenen Sulky, mit dem er einst Trabrennen gefahren war – und sein Lieblingspferd! Es erkannte direkt seinen Besitzer, streckte ihm über die Stalltür hinweg den Kopf entgegen. Welch ein emotionaler und bewegender Moment zwischen Mensch und Tier! Es sollte nicht der einzige bleiben – aber dazu gleich mehr.
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Enkelin sorgt für Gänsehaut-Moment beim Abschied
Erst einmal wurde Norbert von seiner ganzen Familie begrüßt. In der großen Küche, vom Kamin wohlig warm aufgeheizt, waren sie alle zusammengekommen: Kinder, Enkel, Nachbarn – und natürlich Norberts Frau. Die beiden sind seit 52 Jahren verheiratet. Dort, wo Norbert sich nach der Hofarbeit so gerne aufgehalten hatte, wurden nun viele Anekdoten erzählt. Und es wurde auch viel geweint.
Nach einigen Stunden des Beisammenseins stand der Abschied an, der emotionaler kaum hätte sein können. Denn eine Enkelin ritt mit dem Lieblingspferd ihres Opas vor den Stall, damit Norbert sie bei der Abfahrt vom Wünschewagen aus ein letztes Mal sehen konnte. Einige Angehörige winkten dem ASB-Fahrzeug hinterher. Ein Moment, bei dem auch das ehrenamtliche Wünschewagen-Team Sonja, Elfriede und Magdalene Gänsehaut bekam.
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Erschöpft, aber sehr glücklich erreichte Norbert mit seiner Frau schließlich wieder die Palliativstation. Auch wenn es ein Abschied für immer war, so hat der Nachmittag auf dem Hof bei ihm noch einmal für ein glückliches Gefühl und neue Kraft gesorgt.
Die bundesweit 24 Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes finanzieren sich ausschließlich durch Spenden. Wer das Projekt unterstützen möchte, bekommt hier weitere Informationen.