Mehr Lohn für Erzieher – das fordert die Gewerkschaft Verdi aktuell für Beschäftigte in NRW. Und da die Tarifverhandlungen noch nicht zu einem für sie zufriedenstellenden Ergebnis gekommen sind, gab es nun kürzlich wiederholt Warnstreiks – zuletzt am Mittwoch (8. März).
Doch nicht nur der niedrige Lohn macht den Beschäftigten in den Kitas und in der Ganztagsbetreuung in NRW zu schaffen. DER WESTEN hat mit einer Erzieherin aus dem Rheinland über ein ebenfalls drängendes Problem gesprochen.
NRW: Betroffene beklagt Erziehermangel
Die Erzieherin arbeitet mit Kindern im Alter von fünf bis zwölf Jahren in einer Offenen Ganztagsschule (OGS) im Rheinland, aktuell vor allem mit Erstklässlern. Mit ihrem Gehalt sei sie grundsätzlich zufrieden, das sei nicht der Knackpunkt, sondern der Personalmangel. „Den Erziehermangel spüre ich schon“, sagt die 27-Jährige.
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In der rheinländischen OGS gäbe es sieben Gruppen à 25 bis 27 Kinder mit nur einer Erzieherin, selten mit zusätzlichen Hilfskräften. „Man bräuchte locker für jede Gruppe eine mehr.“ Alleine sei die Betreuung wirklich „stressig“, merkt die Teilzeitangestellte. Da müsste man sich unter Kollegen aushelfen, kurzfristig füreinander einspringen. „Man muss sehr flexibel sein.“
„Wir haben uns ja diesen Zustand nicht ausgesucht“
Aufgrund der angespannten personellen Situation habe es auch schon echte Engpässe gegeben. Teils mussten die Erzieher die Eltern bitten, ihre Kinder früh abzuholen, „da leider einfach keine Leute da waren“. Das sei aber wirklich die letzte Alternative: „Auf diese Maßnahme greifen wir wirklich so wenig wie möglich zurück, aber manchmal lässt es sich nicht vermeiden.“
Beschwerden seitens der Eltern kann die gelernte Erzieherin verstehen, denn sie zahlen nun mal für den Betreuungsplatz. „Allerdings würde ich auch klar sagen, dass wir uns ja diesen Zustand nicht ausgesucht haben und dass wir einfach mit dem leben müssen, was wir haben.“ Ein Streik wegen des Erziehermangels käme für die Angestellte daher auch nicht in Frage. „Dann sind die Kinder ja auch wieder ohne Betreuung.“
NRW: Stress für Erzieher bedeutet Stress für Kinder
Der Personalmangel bedeutet allerdings nicht nur eine zusätzliche Belastung für die Erzieher und Ärger für die Eltern, sondern auch für die Kinder. „Die Kinder spüren das natürlich, besonders, wenn man jetzt nicht wirklich Zeit mit denen verbringen kann“, bedauert die Erzieherin. Da heiße es häufig „Essen, Hausaufgaben – zacki, zacki“.
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Bei ihren Erstklässlern ginge es noch, da bei ihnen die Zeitaufteilung deutlich entspannter sei. Bei den älteren Schülern würden ihre Kollegen aber teilweise unter Zeitdruck geraten. Und ihr Stress übertrage sich dann auch auf die Kinder. Viele könnten damit noch umgehen, aber eben nicht alle.