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Mutmaßliche Polizistinnenmörder sollen auch Wehrhahn-Anschlag begangen haben

NRW-Polizisten ermitteln wegen Dönermorden

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Foto: Christian Ohling
Das Trio, das für den Polizistinnenmord in Heilbronn verantwortlich sein soll, hat womöglich auch in NRW zugeschlagen: Nach Informationen der NRZ ermittelt die Polizei im Fall der Bombenattentate auf den Düsseldorfer S-Bahnhof Wehrhahn und die Keupstraße in Köln. Zudem fanden die Ermittler die Tatwaffe, mit der die Opfer der Dönermorde getötet wurden.

Essen/München. 

Im Rahmen der Ermittlungen wegen des Mordanschlages auf zwei Polizisten in Heilbronn und die damit möglicherweise zusammenhängende bundesweite Mordserie gegen türkische Dönerbuden-Besitzer prüft die nordrhein-westfälische Polizei mögliche Zusammenhänge mit zwei weiteren Bombenanschlägen. Nach Informationen der NRZ stehen die am 4. November bei Eisenach tot aufgefundenen Uwe B. und Uwe M. sowie die verhaftete Komplizin Beate Z. im Verdacht, mit dem Nagelbombenaschlag am 9. Juni 2004 in der Keupstraße in Köln zu tun zu haben.

Bei dem Anschlag in der überwiegend von Türken bewohnten Keupstraßen wurden 22 Menschen zum Teil lebensgefährlich verletzt. Auch ein Zusammenhang mit einem Bombenanschlag an der S-Bahn-Station Wehrhahn am 27. Juli 2000 in Düsseldorf wird nach NRZ-Informationen untersucht. Ein in einer Plastiktüte versteckter Sprengsatz explodierte in einer Gruppe jüdischer Aussiedler. Dabei wurden zehn Menschen verletzt, zwei davon lebensgefährlich, eine Frau verlor ihr ungeborenes Kind. Aus Sicherheitskreisen erfuhr die NRZ, dass die Ermittlungen zum Wehrhahn-Anschlag wieder aufgenommen werden und NRW-Ermittler bereits auf dem Weg nach Thüringen sind.

Immer neue Beweisstücke aufgetaucht

Die Verdächtige 36-jährige Beate Z., die sich am Dienstag in Jena der Polizei gestellt hatte, schweigt bislang in ihren Vernehmungen. Die Karlsruher Ermittler vermuten, dass Z., Uwe B. und Uwe M. außer für den Mord an einer Polizistin in Heilbronn auch für die sogenannten Döner-Morde verantwortlich sein könnten: Von 2000 bis 2006 wurden neun Männer erschossen, acht türkischstämmige Bürger und ein Grieche.

In den vergangenen Tagen fanden die Ermittler immer neue Beweisstücke in den Überresten der Wohnung in Zwickau, die Z. am vergangenen Freitag in die Luft gesprengt hatte, nachdem ihre beiden Mitbewohner Uwe B. und Uwe M. sich nach einem Banküberfall in ihrem Wohnmobil selbst getötet hatten. In dem Wohnmobil fanden die Ermittler die Dienstpistolen der in Heilbronn 2007 erschossenen Polizistin und von ihrem damals schwer verletzten Kollegen. Einen noch weitaus brisanteren Fund machten die Spurensucher dann in den Trümmern der Wohnung: Dort fand sich die Pistole der Marke Ceska mit dem Kaliber 7,65 Millimeter – jene Waffe, mit der die Döner-Morde begangen wurden.

Obwohl wegen der Vielzahl der Toten mit größter Akribie gefahndet wurde, hatten die Ermittler in der Mordserie bisher im Dunkeln getappt. Mal hieß es, es gebe Verbindungen zur Wettmafia, dann wurde der Verdacht gehegt, es könne etwas mit Schulden der Getöteten zu tun haben. Alle neun Männer im Alter von 21 bis 50 Jahren waren Kleinunternehmer, einer führte eine Dönerbude.

Morde mit großer Kaltblütigkeit

Und in allen der in Hamburg, Nürnberg, München, Rostock, Dortmund und Kassel verübten Taten waren die Mörder mit größter Kaltblütigkeit vorgegangen: Jeweils am hellichten Tag gingen sie in die Läden ihrer Opfer, die sich zu diesem Zeitpunkt bis auf einen Fall jeweils alleine darin befanden. Auf der Pistole hatten sie einen Schalldämpfer, um den Lärm der Schüsse zu dämpfen. Als die Leichen entdeckt wurden, waren die Täter bereits verschwunden.

Den einzigen Zusammenhang, den die Ermittler zwischen den Morden feststellen konnten, war die Waffe – die Opfer hatten nichts miteinander zu tun. Ein Motiv fanden sie nicht – nur die Vermutung, dass es rechtsextreme Täter sein könnten, kursierte zwischenzeitlich bei den federführend in Bayern angesiedelten Ermittlungen. Dieses scheint nun bestätigt: „Bei der Durchsuchung der Zwickauer Wohnung wurde außerdem Beweismaterial sichergestellt, das auf eine rechtsextremistische Motivation der Mordtaten hindeutet“, heißt es in einer Erklärung der Bundesanwaltschaft.

Verfassungsschutz unter Druck

Die Vorwürfe gegen Beate Z., die zunächst nur wegen des Verdachts auf Brandstiftung nach der Explosion ihrer Wohnung in Untersuchungshaft genommen worden war, lauten nun auf den Anfangsverdacht der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung in Tateinheit mit Mord und versuchtem Mord sowie der schweren Brandstiftung. Nach dem Tod ihrer Komplizen sucht die Bundesanwaltschaft aber nun auch noch nach möglichen weiteren Beteiligten aus der rechtsextremistischen Szene.

Obwohl von Trio, das 1998 nach dem Fund von Rohrbomben in ihrer Wohnung abgetauchten war, nur noch Z. lebt, könnte das Verfahren somit noch weitere spektakuläre Wendungen nehmen. Längst steht auch die Frage im Raum, wieso die Gruppe dreizehn Jahre lang untergetaucht bleiben konnten. Der Verfassungsschutz in Thüringen sah sich schon zu der Erklärung genötigt, dass es keine Anhaltspunkte für eine Unterstützung der drei durch staatliche Stellen gebe. Anlass war die Tatsache, dass der Kopf der früheren Neonazi-Kameradschaft des Trios ein V-Mann war.

Und noch eine Frage wird die Bundesanwaltschaft nun zu prüfen haben: Sollte sich der Verdacht gegen Beate Z. und ihre toten Kumpane bestätigen, haben die drei dann womöglich noch weiter Morde begangen? (mit dapd)