Millionenschaden nach Unwettern – Blitzschlag in Schloss
Örtlich heftige Gewitter mit zum Teil kräftigen Hagelschauern haben am Sonntag in Teilen NRWs gewütet. Der Blitz ist in das Wasserschloss Dieprahm in Kamp-Lintfort eingeschlagen und hat für einen Millionenschaden gesorgt. In NRW gab es Hunderte Rettungseinsätze.
Düsseldorf/Essen.
Schwüle Luft und Sommer-Temperaturen zwischen 23 und 27 Grad haben am Sonntag in einigen Landesteilen von NRW für Unwetter gesorgt. Die Unwetterzentrale des Wetterdienstes Meteomedia meldete am Abend auf Anfrage von DerWesten vereinzelt heftige Gewitter, zum Teil mit kräftigen Hagelschauern.
Bei einem Brand im denkmalgeschützten Wasserschloss Dieprahm im Kreis Wesel entstand in der Nacht zu Montag ein Sachschaden in Millionenhöhe. Durch einen Blitzschlag brach das Feuer im Dachstuhl des Gebäudes in Kamp-Lintfort aus, wie die Polizei mitteilte. Dabei seien das Mittelschiff und ein Turm erheblich beschädigt worden. Personen wurden nicht verletzt. Die Löscharbeiten dauerten um die vier Stunden. Im Dachgeschoss befinden sich mehrere – auch bewohnte – Wohnungen. In dem denkmalgeschützten Schloss fand das Feuer günstige Bedingungen, da dort viel Holz und Stroh unter den Dachziegeln verbaut wurde. Der Schaden durch Löschwasser hielt sich in Grenzen, da die Feuerwehr einen „gezielten Innenangriff“, wie sie es nennt, vornnehmen konnte.
Am Eltenberg, auf dem Teilstück der B8 zwischen der Straße Am Englischen Hügel und dem Bahnübergang in Elten, kam es wegen starker Regenfälle zu einem massiven Erdrutsch. Ein Wirtschaftsweg am Eltenberg wurde mit einer zehn bis 20 Zentimeter dicken Schicht aus Geröll, Lehm, Schlamm und Ziegelsteinen bedeckt. Über den Wirtschaftsweg gelangte die Erdmasse auf die Bundesstraße 8. Die Kommunalbetriebe halfen der Feuerwehr bei der Reinigung, da sie über die notwendige Ausrüstung verfügen. Die Beseitigung der Erdschicht dauerte über vier Stunden.
Für Rebekka Krampitz, Meteorologin beim Wetterdienst Meteomedia, war die Regenmenge, die in Emmerich-Elten am Abend herunterkam, denn auch die „beeindruckendste“ im ganzen Land: 45,8 Liter seien dort innerhalb einer Stunde gefallen – davon 34 Liter in nur 20 Minuten, twitterte die Wetterfrauam Montagmorgen. Sonst regne es dort im kompletten Monat nur rund 60 Liter.
Kurz und heftiger Regen sorgte am Abend auch in Düsseldorf für eine Kette von Feuerwehreinsätzen. Insgesamt 140 Rettungseinsätze bilanzierte die Feuerwehr seit dem Abend. Dabei waren vor allem nördliche und östliche Stadtteile, darunter etwa Flingern, Grafenberg, Derendorf und Rath, betroffen. Zahlreiche Keller und Garagen liefen mit Wasser voll. Der Zugang zum S-Bahnhaltepunkt Rath war nicht mehr begehbar, das Wasser setzte die Unterführung bis zu einen Meter tief unter Wasser. Allein dort pumpten die Einsatzkräfte 70.000 Liter Wasser aus der Unterführung ab. Zahlreiche Gullys an Straßen waren durch Hagelkörner verstopft.
Vollgelaufene Keller meldete auch die Feuerwehr in Ratingen im Kreis Mettmann. Zahlreiche Straßen waren nach Angaben der Rettungskräfte zeitweise nicht befahrbar. Die Feuerwehr wurde zu mehr als 50 Einsätzen gerufen.
In Sonsbeck am Niederrhein verstopfte Schlamm Einläufe, Kanäle und Gräben, so dass das Wasser und der Schlamm teilweise bis zu einem halben Meter hoch durch die Straßen Xantener-, Balberger- und Parkstraße, sowie Huf und Dassendaler Weg liefen. Viele Keller liefen zum Teil bis unter die Kellerdecke voll. Die betroffenen Straßen wurden gesperrt und erst nach Mitternacht teilweise wieder freigegeben.
Auch in Mechernich im Kreis Euskirchen sei der Hagel so kräftig gewesen, dass er einen Großeinsatz von Rettungskräften ausgelöst hatte. Ebenso wurden Unwetter im Raum Köln gemeldet. Dabei handele es sich nicht um eine Schlechtwetterfront, sondern um örtliche Gewitter, die durch die warme Luft entstehen, erklärt Thomas Saevert, Wetterexperte in der Unwetterzentrale.
Die Gewitter rühren sich nur wenig von der Stelle, sagt Saevert. Sie ziehen mit 15 bis 20 Stundenkilometer von Süden nach Norden, normale Gewitter seien doppelt so schnell. „Das ist keine geschlossene Unwetterfront“, erklärt Saevert, die Gewitter bildeten sich örtlich und seien deshalb schwer vorhersagbar, erklärt der Meteorologe.
Nach Auskunft bei Meteomedia soll die Wetterlage in NRW auch am Montag und Dienstag unbestimmt bleiben. Auch Hagelschauer seinen weiter möglich, sagt Thomas Saevert: „Gewitterwolken türmen sich bis zu 15 Kilometer hoch – mit enormen Temperaturunterschieden.“ So herrschten aktuell in 5500 Metern Höhe etwa 19 Grad unter Null. Da kann Regen zu Hagel werden. Die allermeisten Menschen in NRW, beruhigt Rebekka Krampitz derweil via Twitter, blieben am Montag aber voraussichtlich trocken. Die Gewittergefahr sei im Bergland am höchsten. (dae/ik/WE/dapd/WFK)