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Lützerath: Anwohner entsetzt von Aktivisten – „Haben die ganzen Dörfer zugeschissen“

Der Protest um Lützerath geht trotz der Räumung weiter. Anwohner umliegender Dörfer berichten von untragbaren Zuständen.

Lützerath
© IMAGO / ANP & Jochen Tack

Räumung hat begonnen: Polizei-Großeinsatz in Lützerath (REEL)

In Lützerath ist am Donnerstag (19. Januar) das letzte Haus abgerissen worden. Hier hatten sich Klimaaktivisten über Monate verschanzt, um zu verhindern, dass das Dorf den Braunkohle-Baggern zum Opfer fällt. Nach der Räumung durch die Polizei in der vergangenen Woche mussten die Aktivisten umziehen.

Um den weiteren Protest gegen RWE zu koordinieren, haben Aktivisten auf dem Sportplatz im angrenzenden Ort Keyenberg ein Klimacamp errichtet. Hunderte Protestler sollen hier am vergangenen Wochenende Unterschlupf gefunden haben, als bis zu 35.000 Menschen in Lützerath protestierten. Anwohner berichten von erschreckenden Zuständen, berichtet die „Rheinische Post“.

Lützerath: Schwere Vorwürfe gegen Aktivisten

Demnach hätten 45 Bewohner aus den umliegenden Dörfern Lützeraths einen Brandbrief verfasst. „Wir haben schlichtweg Angst“, heiße es darin an die Adresse von Polizeipräsident Dirk Weinspach, Landrat Stephan Pusch und den Bürgermeister Stephan Muckel aus Erklelenz. Die Anwohner erheben schwere Vorwürfe gegen einen Teil der Aktivistinnen.

„Sie rennen wie selbstverständlich in zwei Nächten durch die Dörfer, vermummt, schlagen Scheiben ein, beschmieren Wände und feuern Böller ab“, berichten die Anwohner, von denen die meisten anonym bleiben wollen. Barbara Oberherr aus Keyenberg, die in der Vergangenheit häufiger das Wort für die Menschen in den verbliebenen Dörfern erhoben habe, berichtet von einem Sittenverfall: „Die haben im Grunde die ganzen Dörfer zugeschissen, an den Häusern und auf den Feldern massive Schäden hinterlassen“, poltert sie in der Zeitung. Auf Nachfrage von DER WESTEN bestätigte ein Sprecher der Polizei Aachen den Eingang des Schreibens.

Lützerath
Klima-Aktivistinnen campierten am Rande der Dörfer um Lützerath. Foto: IMAGO / Jochen Tack

Lützerath-Protest: „Stimmung schlägt um“

In dem Brief stellen die Anwohner klar: „Viele von uns haben selber für den Klimaschutz demonstriert, sind geblieben und respektieren rücksichtsvollen, nicht strafbaren Aktivismus.“ Umso größer sei das Unverständnis über das rücksichtslose Verhalten. Ganz bewusst grenzen sie sich von einem radikalen Teil der Aktivistinnen ab. Sie hoffen auf eine Reaktion der Behörden.


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„Wir haben in den vergangenen Tagen unzählige Anrufe und Mails erhalten und Gespräche geführt, mit Menschen aus den fünf Dörfern, aber auch aus Holzweiler“, bestätigt Bürgermeister Stephan Muckel gegenüber der „Rheinischen Post“. Er habe das Gefühl, dass die Stimmung umschlägt. Sprecher der Aktivisten haben sich bislang noch nicht zu den Vorwürfen geäußert. Der Aachener Polizeisprecher teilte gegenüber DER WESTEN mit, dass die zuständigen Polizeibehörden aktiv würden, wenn Anwohner offiziell Anzeige erstatten würden.