- Bundesregierung räumt ein, dass mindestens vier Ku-Klux-Klans in Deutschland bestehen
- Mitglieder des Klans müssen „germanischer Abstimmung“ sein
- Bei 68 Straftaten seit Beginn der 90er-Jahre sehen Ermittler Bezüge zum Klan
Essen.
Bodenlange Kutten, weiß Kapuzen, brennende Kreuze. Es sind die Symbole des rassistischen Ku-Klux-Klan (KKK), der nach dem verlorenen amerikanischen Bürgerkrieg die Vorherrschaft der Weißen sichern wollte und Schwarze brutal teerte und federte und abschlachtete. Das war 1865 so und noch bis in die 60er-Jahre des 20. Jahrhunderts.
Doch die Insignien und Geheimbünde tauchen bis in die Gegenwart auf – und auch in Deutschland. Die Bundesregierung räumt jetzt ein, dass mindestens vier Gruppierungen existieren und sechs deutschsprachige Webseiten. Eine Gruppe davon tummelt sich in NRW. Sie behauptet von sich selbst: Wir haben dreizehn Ortsvereine im Ruhrgebiet.
Ortsbereiche mit germanisch klingenden Bezeichnungen
Die Palette teils skurriler, teils extremistischer Organisationen im rechten Spektrum ist vielleicht viel breiter als angenommen. Der Verfassungsschutz hat Hinweise auf Ku-Klux-Klan-Aktivitäten in Nordrhein-Westfalen. Hier nennen sich die Mitglieder „Teutonische Ritter des KKK in Deutschland – Distrikt NRW“. Ein Wirkungszentrum ist nach Angaben ihrer eigenen Homepage das Revier.
Aufgelistet sind dort für die „Ruhrprovinz“ die Ortsbereiche, in denen sie aktiv sein sollen – als „Klantone“ offenbar mit germanisch klingenden Bezeichnungen versehen: So nennt sich der Klanton in Duisburg „Thusburg“, in Essen „Assindia“, in Herne nach dem Schloss „Strünkede“. Der Ortsbereich in Dortmund heißt „Thormunde“, der in Mülheim schlicht Broich, der in Gladbeck „Yckhorne“. „Alstedon“ ist Oberhausen, „Sutheim“ Gelsenkirchen.
Mitglieder müssen „germanischer Abstammung“ sein
Wie kopfstark diese Gruppen tatsächlich sind oder ob sie nur in der Phantasie weniger bestehen, bleibt am Ende offen. Die Bundesregierung sagt dazu, „die deutschen KKK-Gruppierungen stellten innerhalb des deutschen Rechtsextremismus lediglich ein Randphänomen ohne Bedeutung“ dar. Es gebe nur „sehr geringe Mitgliederzahlen“, vor allem: „Keine nennenswerte Organisationsstruktur“. Doch das hat Berlin auch von den „Reichsbürgern“ angenommen, bis deren Mitglied in diesen Tagen einen bayerischen Polizisten kaltblütig ermordete.
Was will der Ku-Klux-Klan in NRW? „Die Teutonischen Ritter des KKK in Deutschland sehen sich als einen elitären Geheimbund, dessen Mitglieder Deutsche ‚germanischer Abstammung‘ sein müssen“, heißt es in der Antwort des Bundesinnenministeriums auf Fragen der Linkspartei nach „verfassungsschutzrelevanten Erkenntnissen“. Sie liegt unserer Redaktion vor. „Sie berufen sich, wie die meisten KKK-Gruppierungen, auf ‚christlich-abendländische Werte‘ und wollen diese bewahren“. Die Gruppe lehne indes Gewalt zur Durchsetzung politischer Ziele allerdings ab.
Feurig entflammtes Kreuz Symbol des Ku Klux Klans
Das scheint auch ein erster Blick in die umfangreiche Selbstdarstellung der NRW-Teutonenritter auf ihren Internetseiten zu bestätigen. „Grundsätzlich kann sich bei uns jeder christliche Deutsche mit germanischer Abstammung, ob männlich oder weiblich, bewerben“, heißt es dort. Und auch: „Das hat für uns nichts mit Rassismus zu tun“. Man stellt sich als gemeinwohlorientierte Organisation dar, die Menschen auf der Straße hilft und nur „die Anerkennung des germanischen Kodex, ein gesunder Patriotismus, Vertrauen und Hilfsbereitschaft, Tatkraft und Verschwiegenheit“ als „wichtig“ betrachtet und zur Voraussetzung der Mitgliedschaft macht. Mit einem Schwur und einer Spende von mindestens 50 Euro müssen Bewerber für eine Mitgliedschaft das bekräftigen.
Auch auf die Zeremonien legen die nordrhein-westfälischen Kukluxer großen Wert . „Die Teilnahme daran ist absolute Pflicht“. „Man sollte also keine Berührungsängste haben. Das feurig entflammte Kreuz ist eine der stärksten Symbole des Ku-Klux-Klan“.
Bei knapp 70 Straftaten Bezüge zum Klan gefunden
Die Kommentare auf den Websites der NRW-Gruppe sind allerdings voll rassistischer Schmähungen und Beschimpfungen – und bestätigen so, was das Bundesinnenministerium feststellt: „Die teilweise Negierung von Menschen- und Grundrechten für ’nicht-weiße Rassen’“ sei vorhanden. So fordere, berichtet die Bundesregierung, eine andere deutsche Gruppe („European White Knights of the burning Cross“), ein „Ende von angeblichen Anti-Rassegesetzen“, die sich gegen das „eigene, weiße deutsche Volk“ richten sollen. Bei 68 Straftaten seit Beginn der 90er-Jahre sehen die Ermittler Bezüge zum Klan. In Brandenburg soll es zu einem Tötungsversuch eines Klan-Mitglieds an einem Afrikaner gekommen sein.
Der Verfassungsschutz hat vereinzelt Aufenthalte von Aktivisten US-amerikanischer KKK-Gruppierungen in Deutschland festgestellt werden – so 2011 „im Raum Köln“. Nordrhein-Westfalen hat also schon durchaus eine eigene, etwas länger zurück reichende Geschichte mit Ku-Klux-Klan-Gruppen. 1991 gab es einen Anschlag auf ein Asylanten-Heim in Neuenrade. Die Täter wurden gefasst. Bei ihnen fanden sich Aufkleber des „KKK Herford“ mit einem Kapuzenmann und einer Bielefelder Adresse. Die gleichen Aufkleber tauchten später im Ruhrgebiet auf.