Der Rockerclub „Hells Angels MC Cologne“ und der Supporter Club „Red Devils MC Cologne“ sind am Donnerstag verboten und aufgelöst worden. Hunderte Polizeibeamte durchsuchen am Donnerstagmorgen verschiedene Räumlichkeiten der Rockerbanden in NRW und Rheinland-Pfalz.
Köln.
Zum zweiten Mal binnen weniger Tage ist in Nordrhein-Westfalen ein gefährlicher Rockerclub verboten worden. Innenminister Ralf Jäger (SPD) löste am Donnerstag den Verein „Hells Angels MC Cologne“ und eine Unterstützergruppe auf. Die Landespolizei mache bei der Verfolgung krimineller Rockergruppen keine Pause, teilte Jäger mit.
Mehr als 800 Polizeibeamte durchsuchten heute Morgen zeitgleich in NRW und Rheinland-Pfalz das Vereinsgelände und die Wohnungen der 32 Mitglieder des „Hells Angels MC Cologne“ und des „Red Devils MC Cologne“. Dabei handelte es sich um Objekte in Köln, Bergheim, Bornheim, Elsdorf, Erftstadt, Essen, Euskirchen, Frechen, Kerpen, Leverkusen, Hattingen, Hürth, Mechernich, Pulheim, Ratingen, Siegburg, Simmern, Troisdorf und dem Landkreis Ahrweiler.
Beweise gegen kriminelle Hells Angels
Das Vereinsvermögen und die Vereinssymbole wurden beschlagnahmt. Außerdem stellten die Beamten unter anderem einen scharfen Revolver, eine scharfe Pistole und Munition, ein Vorderlader-Gewehr, fünf Luftdruckgewehre, sieben Gasrevolver mit entsprechender Munition, zwei Schusswesten, drei Samuraischwerter, vier Macheten, zehn Einhandmesser, ein Tomahawk, zwei Morgensterne, 20 Schlagstöcke, zwei Teleskopschlagstöcke, sechs Baseballschläger, Pfefferspray, 26 Kutten, Bargeld und 28 Ampullen mit Testosteron sicher.
„Nach dem Verbot der Bandidos Aachen haben wir jetzt auch genügend Beweise gegen nicht minder kriminelle Hells Angels in Köln“, betonte Jäger. „Wir stehen diesen Gewalttätern schon lange auf den Füßen.“ Wesentliches Merkmal der Hells Angels in Köln sei ihre hohe Gewaltbereitschaft. „Sie setzen in Köln ihre Gebiets- und Machtansprüche brutal mit Bedrohung, Erpressung und Gewalt gegen andere durch“, unterstrich der Minister am Donnerstag.
Jäger wirft „Hells Angels“ Selbstjustiz vor
„Die Hells Angels ignorieren bewusst die Grundwerte unserer Gesellschaft. Sie schotten sich ab, stellen ihre eigenen Regeln auf und üben Selbstjustiz“, stellte der Minister fest. „Mit dem heutigen Verbot zeigen wir erneut, dass wir keine rechtsfreien Räume dulden.“ Die Schlägerei der Rocker und ihr Widerstand gegen die eingesetzten Polizisten am vergangenen Wochenende vor einer Diskothek in Köln seien ein weiterer Beweis für ihre Gefährlichkeit und ihre große Gewaltbereitschaft. Mit Motorradromantik habe das nichts zu tun. „Wir gehen entschieden gegen diese gewalttätigen Subkulturen vor“, betonte Jäger.
Das Verbot der Hells Angels in Köln sei Bestandteil der konsequenten Strategie der NRW-Polizei gegen kriminelle Rockerclubs. Am 26. April hatte Innenminister Jäger bereits den Rockerclub „Bandidos MC Chapter Aachen“ und fünf seiner Teilorganisationen verboten. Alle Aktionen verlaufen derzeit in der heißen Phase des Landtagswahlkampfes. Am 13. Mai wird in Nordrhein-Westfalen gewählt.
Deutsche Polizeigewerkschaft begrüßt hartes Durchgreifen
Die Deutsche Polizeigewerkschaft, DPolG NRW begrüßt die Aktionen in einer Pressemitteilung: „Ein Verbotsverfahren gegen Rockerclubs kann nur über einzelne Chapter zum Ziel führen. Minister Jäger setzt ein konsequentes Konzept um und zeigt Entschlossenheit und Härte, um die organisierte Kriminalität zu bekämpfen.“ Die DPolG NRW habe stets ein hartes Durchgreifen gefordert und die Sicherstellung/Beschlagnahmung von Kutten, Motorrädern, Fahrzeugen und Vereinsvermögen angeregt.
„Die Polizei muss deutlich machen, dass das Gewaltmonopol beim Staat liegt und sich nicht von Rockerclubs untereinander aufteilen lässt“, heißt es in der Pressemitteilung.
Innenminister Ralf Jäger hatte erst vor einer Woche den Verein „MC Bandidos Chapter Aachen“ und fünf seiner Untergruppen in der Region aufgelöst. „Wir wissen, dass die Bandidos im Aachener Raum ihre kriminelle Vormachtstellung ausweiten wollten“, sagte der SPD-Politiker in Düsseldorf zur Begründung.
Zahl der Rockervereine nimmt rasant zu
Nach Angaben des nordrhein-westfälischen Landeskriminalamts (LKA) hat sich die Zahl der Bandidos-Chapter im Land seit 2005 mehr als verdoppelt. Während es damals 12 Gruppen gab, seien es inzwischen 25. Allein seit Mai 2011 seien sieben Neugründungen registriert worden.
Mit 400 Mitgliedern sind die Bandidos laut LKA die mitgliederstärkste Rockergruppierung in NRW, gefolgt von den Hells Angels mit 250, Gremium mit 200 und den Outlaws mit 50 Mitgliedern. Insgesamt sind die Rocker im Land in 48 Chaptern organisiert – vor sieben Jahren waren es nur 26. (we/mit dapd)