Am Düsseldorfer Flughafen geht der erste Körperscanner NRWs in Betrieb. Unser Selbstversuch zeigt: Vor nackten Tatsachen müssen sich die Passagiere nicht fürchten. „Mit den Körperscannern beschleunigen wir die Abfertigung, wahren aber gleichzeitig die Intimsphäre“, erklärt Christoph Blume, Sprecher der Flughafengeschäftsführung.
Düsseldorf.
Einmal Gangster spielen. Es ist so weit. Links im Socken steckt ein Klappmesser, in der rechten Hosentasche klemmt ein Brotmesser. Und das alles auf Flugsteig C des Düsseldorfer Flughafens – nach der ersten Sicherheitskontrolle. Viele Passagiere heben gleich in Richtung Vereinigte Staaten ab. Die meisten würden wohl nicht auf die Idee kommen, Pistolen, Messer oder Sprengstoff ins Flugzeug zu schmuggeln. Um aber mögliche Terroristen zu entlarven, kontrollieren Sicherheitsleute USA-Reisende vor dem Abflug noch ein zweites Mal. Ab Donnerstag auch mithilfe von Körperscannern. Nach Frankfurt und Hamburg ist Düsseldorf der dritte Flughafen in Deutschland, der auf die neue Technik setzt. Unsere Zeitung hat sich durchleuchten lassen und zeigt im Selbstversuch: Vor nackten Tatsachen braucht sich niemand zu fürchten.
Raumschiff oder Glasfahrstuhl?
Wuchtig kommen sie schon daher, die beiden Scanner. Sie wirken futuristisch. Der eine würde sie mit „moderne Duschkabine“ umschreiben, ein Polizei-Sprecher denkt ans „Raumschiff Enterprise“. Die Kapseln ähneln einem kleinen, gläsernen Fahrstuhl, wirken klobig und grau.
„Mit den Körperscannern beschleunigen wir die Abfertigung, wahren aber gleichzeitig die Intimsphäre“, erklärt Christoph Blume, Sprecher der Flughafengeschäftsführung, welche Vorteile die Anschaffung aus Sicht des Airports hat. Aber ist das für den Passagier überhaupt angenehm und unschädlich?
Mulmig ist ihm jedenfalls schon, wenn er auf Bitte des Sicherheitspersonals in die Kapsel steigt. Besonders mit dem Wissen, ein illegales Butterfly-Messer im Socken stecken zu haben. Jacke, Gürtel und Tascheninhalte landen vorher in einer Plastik-Box. Der schwarzgeriffelte Gummi-Boden weist den Weg: Zwei knallgelbe Fußabdrücke zeigen, wo die Füße hingehören. Und Hände hoch! Wie bei einer Abklatsch-Bewegung streckt man die Finger über den Kopf, damit alle Stellen des Körpers sichtbar werden.
„Die Technik ist schwer zu erklären“
„Nicht bewegen“, schallt es von draußen her – ein Summen ertönt und der Passagier ist entblößt; zumindest ein bisschen.
Per „Millimeterwellentechnik“ spürt der Scanner fast jeden Gegenstand am Körper auf. Für die Sicherheitsexperten besonders wichtig: Jetzt erkennen sie auch alles, was nicht aus Metall besteht, zum Beispiel Keramikmesser oder Sprengstoff. Die Bundespolizei gibt selber zu: „Die Technik ist schwer zu erklären.“ Sie nutze unter anderem die Wärme des menschlichen Körpers. „Das Bundesamt für Strahlenschutz hat keine Gefährdungen festgestellt“, beteuert Thomas Hermsen von der Bundespolizei. Nach derzeitigem Wissenschafts-Stand sei die Nutzung unbedenklich.
Nur ein Strichmännchen
Nach drei Sekunden ist alles vorbei. Das Ergebnis der Wellen-Bestrahlung prangt jetzt draußen an einem Bildschirm. „Es handelt sich um rein grafische Bilder“, sagt Sprecher Blume.
Gelbe Pakete an einem Strichmännchen (nicht wirklich nackt!) zeigen, wo der Passagier möglicherweise gefährliche Gegenstände versteckt. Erscheint kein grünes „OK“, muss er zum Abtasten.
Wäre das hier ein echter Flug, ginge es also zum Rapport – Brot- und Klappmesser sind enttarnt. Statt in den USA würde diese Reise dann in Handschellen auf der Wache enden.