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Hund Bruce wird von Polizei auf A46 erst beschossen und dann überfahren

Hund wird von Polizei erst beschossen und dann überfahren

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Foto: WP
Familie Kobold aus Arnsberg-Hüsten trauert um Hund „Bruce“. Der Vierbeiner war augebüxt und später auf der A46 gesichtet worden. Dort schoss die Kreispolizei zunächst auf ihn. Anschließend wurde „Bruce“ zweimal überfahren. Die Polizei rechtfertigt die Aktion: Menschenleben seien gefährdet gewesen. Der Hund war aus den Kanaren eingeflogen worden und vor seinem Verschwinden erst wenige Stunden in der Obhut der Kobolds.

Arnsberg. 

„Was ist mit unserem Bruce passiert?“, fragen sich die Hüstener Familie Kobold und Sandra Ehlers, 2. Vorsitzende des Vereins „Kanarenhunde e.V.“.

Die Auskunft der Polizei, „sie sollten sich damit abfinden, dass der Hund tot ist“, wollen sie nicht einfach so hinnehmen. Auf den Vierbeiner wurde von zwei Streifenbeamten zunächst geschossen, anschließend überfuhren sie das Tier.

Den Ablauf der Ereignisse schildert die noch immer entsetzte Sandra Ehlers wie folgt: „Bruce“, ein Mischling, den ihr Verein auf Fuerteventura aus einer Tötungsstation retten konnte, wurde am vergangenen Mittwoch von den Kanaren nach ­Düsseldorf eingeflogen und am Flughafen von den Kobolds aus Hüsten in Empfang genommen, die dem Findling ein neues Zuhause geben wollten.

Mischling war beim Spaziergang in Panik geflohen

Doch am selben Abend nahm das Unheil seinen Lauf: Bei einem Spaziergang in der Von-Lilien-Straße erschrak der Hund wegen eines Geräusches, riss sich von der Leine los und rannte in Panik davon. Die Kobolds wandten sich in ihrer Not an den Verein, der für das Tier noch immer verantwortlich ist. „Ich habe sofort geraten, Polizei und Feuerwehr zu informieren“, berichtet Sandra Ehlers im Gespräch mit unserer Zeitung. Gesagt, getan, doch „Bruce“ blieb verschwunden.

Erst am Donnerstagmorgen bekam das Ehepaar Kobold einen Anruf von der Polizei, Wortlaut:

Eine Streife habe den Hund gegen 3 Uhr morgens auf der A 46 nahe Hüsten entdeckt, er ließ sich nicht einfangen oder verscheuchen, daher hätten die Beamten zunächst auf ihn geschossen.

Hund auf A46 zweimal von Polizeiauto überrollt 

Anschließend habe die Polizei ihn überfahren. Man habe ihn zweimal überrollt. Der Hund sei aber noch nicht tot gewesen, sondern anschließend davon gelaufen(!).

Als Tierschützerin Ehlers daraufhin bei der Wache Hüsten anrief, wurde ihr dieser Sachverhalt so bestätigt. Auf unsere Anfrage bei der Kreispolizeibehörde erhielten wir die Auskunft, die Maßnahme sei korrekt und gerechtfertigt.

Mehrere Anrufer hätten den Hund auf der Autobahn gemeldet, eine Streifenwagenbesatzung sei ausgerückt. „Die Beamten haben vergeblich versucht, den Hund von der Fahrbahn zu scheuchen und sich schließlich entschlossen, das Tier zu überfahren“, erklärt Ludger Rath. Menschenleben seien gefährdet gewesen, die Streife habe daher abwägen müssen und habe eine vorschriftsgemäße Entscheidung getroffen, so der Polizeisprecher. „Auch, wenn es uns um den Hund sehr leid tut“. Bleibt die Frage, wie der zweifach überrollte Hund „davon laufen“ konnte? Dazu konnte die Polizei auf Nachfrage keine weiteren Angaben machen.

Fall „Bruce“ ist für Polizeibehörde abgeschlossen

Für die Behörde ist der Fall abgeschlossen, für den Verein „Kanarenhunde e.V.“ jedoch keinesfalls.

„Wir haben unseren angeblich toten Hund nicht gesehen, man hat ihn uns nicht übergeben, selbst suchen durften wir im Bereich der Autobahn nicht“, stellt Sandra Ehlers fest „Auf Nachfrage bei der Autobahnmeisterei erfuhren wir, dass dort kein toter Hund abgeliefert wurde.“ Die Gelsenkirchenerin will nun so schnell wie möglich das Schicksal von Bruce aufklären: „Vielleicht liegt er noch irgendwo schwer verletzt…“

In Briefen an die Staatsanwaltschaft Arnsberg und das NRW-Innenministerium fordert ihr Verein, „das Verhalten der Polizei Arnsberg in dieser Sache zu klären.“

Hundefreunde hoffen auf Hinweise

Wer in der Nacht zum 4. Juli auf der A 46 im Bereich Neheim-Süd unterwegs war und etwas beobachtet hat, sollte die Hundefreunde kontaktieren. „Eventuell hat jemand ja sogar ein Fahrzeug beobachtet, dessen Insassen den Seitenstreifen abgesucht und eventuell einen lebenden oder toten Hund eingeladen haben“, so der Vorstand des Vereins.

Hinweise an: sandra.ehlers@kanarenhunde.de