Erfstadt-Blessem.
Baustellenstimmung in Erftstadt. Besonders die Einwohner im Stadtteil Blessem hat das Hochwasser in NRW schwer getroffen. Rund acht Wochen nach der Katastrophe ist die Flut, die viele Häuser mit sich riss und etliche Existenzen in nur einer Nacht zerstörte, noch längst nicht vergessen.
Tagtäglich wird hier geackert, was das Zeug hält, um die Folgen, die das Hochwasser in NRW verursacht hat, Stück für Stück zu beseitigen. Doch an jeder Hauswand findet sich ein Symbol wieder, das wohl noch ewig an das Leid erinnern wird.
Hochwasser in NRW: Bewohner empört – „Einfach die Häuser beschmutzt“
Ein Spaziergang durch die Straßen Erftstadt-Blessems zeigt deutlich: Geruht wird hier zurzeit an keinem Tag. Der Wiederaufbau ist im vollen Gange und alle helfen fleißig mit. Die Schubkarren werden von A nach B geschoben, um das Chaos zu beseitigen. Doch gegen eine Sache kann scheinbar niemand etwas tun.
„Da haben sie wohl nicht nachgedacht“, sagt ein Erftstädter gegenüber DERWESTEN und zeigt auf eine knallrote Markierung, die sich an der Außenwand seines Hauses befindet.
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Alle wichtigen Infos zur Hochwasser-Katastrophe in NRW im Überblick:
- 47 Menschen starben in NRW in den Wassermassen oder bei Hauseinstürzen, weitere Personen wurden verletzt
- Bei den Unwettern fielen innerhalb kurzer Zeit bis zu 200 Liter Regen pro Quadratmeter
- 25 Städte und Landkreise waren in NRW von Überschwemmungen betroffen
- 22.000 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Hilfsorganisationen waren in NRW im Einsatz
- Auch die Bundeswehr schickte hunderte Soldaten ins Bundesland
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Mit „sie“ meint der Mann die Feuerwehr. Diese hatte die roten Markierungen in der Nacht des Unglücks an allen Häusern angebracht, um zu markieren, welche davon bereits durchsucht wurden.
„Haben uns einfach die Häuser beschmutzt und jetzt geht die Farbe nicht mehr ab“, bedauert der Erftstädter empört. Wie Christoph Rudolph von der Moerser Feuerwehr erklärt, handelt es sich bei den roten Markierungen allerdings um eine wichtige Maßnahme.
Hochwasser in NRW: Feuerwehrmann berichtet aus der Unglücksnacht – „Ausnahmesituation“
Als das Hochwasser den Stadtteil Blessem überschwemmte, wurde dem Fachbereich fünf der Moerser Feuerwehr die heikle Aufgabe zugeschrieben, alle Häuser nach verbliebenen Bewohnern abzusuchen. „Das Wasser stand uns bis zu den Knien und wir mussten feststellen, ob sich Leichen in den Häusern befinden“, berichtet Rudolph gegenüber DER WESTEN. Sobald die Luft in einem Haus rein war, wurde die rote Markierung an der Hauswand angebracht, damit die nächste Schicht Bescheid wusste, welche Häuser schon kontrolliert wurden.
„Normalerweise nehmen wir für sowas Kreide oder Wachsmalstifte – irgendwas, dass sich gut abwischen lässt. Aber in der Ausnahmesituation hatten wir keine Zeit, darüber nachzudenken, welche Farbe sich nun am besten eignet. Wir haben schnell gehandelt und gegriffen, was wir finden konnten“, erklärt der Feuerwehrmann. „So einen Einsatz hat man nun mal nicht alle Tage.“
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Der Erftstädter Ulrich Dunkel sieht das Ganze etwas lockerer als seine Nachbarn. Der 75-Jährige hatte vergeblich versucht, die rote Farbe mit einem speziellen Spray gegen Graffiti loszuwerden.
„Das kann sonst auch so bleiben. So sieht immerhin jeder, was hier passiert ist“, winkt Dunkel gelassen ab. (mkx)