Im Alter von 84 Jahren ist jetzt der Düsseldorfer Modemacher Hanns Friedrichs gestorben. Der gebürtige Dresdner war über Jahrzehnte Mittelpunkt im Düsseldorfer Gesellschaftsleben und ein unermüdlicher Förderer der Aidshilfe.
Düsseldorf.
Als Deutschland in Sack und Asche ging, der Schwarzmarkt boomte und die Menschen in den Trümmern für ein besseres Dasein beteten – da kreuzte ein junger Mann auf einem Schneidertisch die Beine und machte den Rücken krumm: Hanns Friedrichs, 17, zur Näherei übergewechselter Jung-Schauspieler, stichelte als Schneider-Lehrling seine ersten Kleider zusammen: 1945 war das, als er lediglich aus Herren-Krawatten sein erstes Cocktail-Kleid zauberte. „Ich mache keine Mode, ich ziehe Frauen an“, sagte der Mann über sich, der, Jahre nachdem er 1949 seinen Modesalon in Düsseldorf eröffnete, von seinen Anhängerinnen als der „Dior vom Rhein“ geadelt wurde. Im Juni noch feierte Hanns Friedrichs seinen 84. Geburtstag in einem In-Restaurant an der Lorettostraße – vergangenen Samstag starb er dann im Uni-Klinikum.
Seit Jahren schon kämpfte der Modezar mit der Parkinson-Krankheit, er sah schlecht, stürzte immer mal wieder. Vor Wochen dann so schwer, dass er sich in einer Rehaklinik erholen musste. „Am Montag sollte er doch eigentlich entlassen werden“, so Gisela Moog, Venetia von 1957 und seit Jahrzehnten enge Freundin des Couturiers. Doch Friedrichs muss wieder gestürzt sein, erlitt schließlich Hirnblutungen, die die Ärzte nicht mehr stoppen konnten, so heißt es aus seinem engsten Umfeld. Moog: „Sein Tod ist ein großer Verlust für Düsseldorf. Seine Modenschauen waren ein gesellschaftliches Muss. Er hat Geschichte geschrieben.“
„Er hat Geschichte geschrieben“
Damals, 1954, als der Mann, der die Frauen verzauberte, Kostüme für die erste Nackt-Revue Deutschlands im „Tabaris“ an der Kö schneiderte – und die Bilder der Frauen tagsüber abgehängt werden mussten, damit sie die Kinder nicht sahen. So war sie nun mal, die Moral der 1950er-Jahre. Aber Friedrichs entwarf eben nicht nur die hauchdünnen Kleidchen – in den 1980er Jahren zauberte er die Roben für Joan Collins in der Kultserie „Denver Clan“. Sängerin Eartha Kitt gehörte zu seinen Kundinnen ebenso wie die Düsseldorfer Prominenz.
Hanns Friedrichs wurde am 4. Juni 1928 in Dresden geboren. 1934 trat er als Tänzer im Staatstheater auf, danach folgten sporadische Auftritte bei größeren Veranstaltungen, er wirkte als Darsteller in verschiedenen Kinderfilmen und am Fronttheater mit. 1945 begann er eine Schneiderlehre in Berlin, auch, weil der Nachweis einer Arbeit für die Zuteilung von Lebensmittelkarten erforderlich war. 1947 machte Friedrichs seine vorzeitige Gesellenprüfung, zog 1948 nach Düsseldorf, eröffnet hier ein Jahr später einen Salon und machte 1950/’51 seine Meisterprüfung. Neben seinen Ausstattungen für Film, Theater und das Fernsehen, gehörte sicherlich auch 1993 eine Modenschau im Rahmen einer großen Fernsehgala in Moskau zu seinen größten internationalen Erfolgen.
2003 bekam Hanns Friedrichs das Bundesverdienstkreuz für sein soziales Engagement verliehen.
„Hanns Friedrichs war wirklich der große Designer vom Rhein. Aber er war auch ein sehr liebevoller Mann, der sein ganzes Leben lang im Zuge der Pflichterfüllung gestanden hat“, sagt einer seiner Weggefährten aus der Modeszene, Albert Eickhoff. Denn Friedrichs, den die Gleichgültigkeit der Menschen gegenüber anderen Menschen traurig machte, zeigte auch ein Herz für die, die nicht im Rampenlicht standen.
„Wir werden ihn sehr vermissen“
Seit 1993 war er 1. Vorsitzender, seit 2002 dann Ehrenvorsitzender des Förderkreises A.I.D.S. (Alle im Dienst solidarisch): Unter seiner Ägide sammelte der Verein sechsstellige Summen für HIV-infizierte Menschen. Fast 30 Jahre lang, 2010 zum letzten Mal, verkaufte die Modelegende seine Kreationen zugunsten der Aidshilfe. „Wir sind traurig und werden ihn sehr vermissen“, sagt Elisabeth Nellen, Vorsitzende von A.I.D.S., „den großen Wohltäter, den Unterhalter, den Modeschöpfer, den Menschen Hanns Friedrichs!“
Hanns Friedrichs wird am kommenden Montag auf dem Nordfriedhof beigesetzt. Sein Erbe soll an die Aidsstation des Uni-Klinikums gehen.