Der Tod eines achtjährigen Mädchens in Kevelaer scheint aufgeklärt. Das Kind starb wohl an einer Grippe. Zunächst war ein Zusammenhang mit dem Wohnort der Familie vermutet worden, einem Ferienhaus auf einem ehemaligen Munitionsbunker.
Kevelaer/Essen.
Einsatzkräfte in Schutzanzügen, eine provisorische Schleuse, Polizisten und Rettungssanitäter: Im sogenannten Traberpark Den Heyberg im Örtchen Twisteden bei Kevelaer müssen sich in der Nacht auf Ostermontag gespenstische Szenen abgespielt haben. Am Tag zuvor war ein achtjähriges Mädchen in der Essener Uni-Klinik aus unbekannten Gründen gestorben. Im Traberpark bei Twisteden wurde die Ursache vermutet. Vermutlich aber starb das Kind an einer Grippe.
Das Mädchen lebte in dem Traberpark mit seinen Eltern und fünf Geschwistern in einem zum Ferienhaus umgebauten ehemaligen Munitionsbunker. Vor einigen Tagen wurde die Kleine krank und musste mit Grippesymptomen erst in ein Krankenhaus im benachbarten Geldern, dann in die Essener Uni-Klinik eingeliefert werden, wo die Ärzte vergeblich um ihr Leben kämpften. Auch drei der Geschwister mussten ins Essener Klinikum eingeliefert und auf einer Isolierstation medizinisch betreut werden. Die Mutter und die zwei weiteren Geschwister kamen zur Untersuchung in ein niederrheinisches Krankenhaus.
Suche nach Hintergründen auf dem ehemaligen Munitionsdepot
„Es gab keine Hinweise auf ein Gewaltverbrechen“, sagte eine Sprecherin der Essener Polizei auf Anfrage der NRZ. Die dortige Kriminalpolizei ermittelt derzeit in dem Fall. Aufgrund der Geschichte des Traberparks kam es in der Nacht auf den Ostermontag zu dem spektakulären Einsatz dort.
Bis 1975 nutzten die britischen Streitkräfte das Gelände als Munitionsdepot. Danach waren die Amerikaner in Kevelaer-Twisteden stationiert, bis sie 1992 abzogen. Die 325 oberirdischen Bunker standen nur kurz leer. Ein Zusammenschluss von 30 Gesellschaften kaufte schon im Jahr darauf das gesamte Gelände. Zum einen entstand dort ein Traberzentrum. Andere Bunker werden als Lagerhallen genutzt oder zu Ferienwohnungen umgebaut. Auch ein Reisemobilhafen ist auf dem Gelände entstanden.
Keine Hinweise auf atomare, chemische oder biologische Stoffe
Um auszuschließen, dass möglicherweise militärische Altlasten ein Grund für die Erkrankung und den Tod des Kindes sein könnten, rückten gegen Mitternacht über 100 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdiensten an. Darunter auch Spezialisten der „Analytischen Taskforce“ aus Essen, Köln und Dortmund. Rund zehn Stunden dauerte der Einsatz im Bereich des Ferienhauses, danach konnte Entwarnung gegeben werden. „Wir haben bei unseren Messungen keinen Hinweis auf atomare, chemische oder biologische Stoffe gefunden“, berichtete Philipp Köhler, der Sprecher der Kevelaerer Feuerwehr am Sonntag.
Die Ergebnisse der Obduktion durch die Rechtsmedizin stehen noch aus. Die Beobachtung der Krankheitssymptome der Geschwister ließen aber den Schluss zu, dass das Kind an den Folgen einer Grippe gestorben sei, so die Polizei.