Gesuchter Vater aus Neuss ist womöglich noch bewaffnet
Nach den tödlichen Schüssen auf eine Frau und zwei Kinder fahndet die Polizei in Neuss auch außerhalb Deutschlands nach dem Familienvater. Fallah Sänger ist 35 Jahre alt, klein und schlank, als gewalttätig bekannt und möglicherweise bewaffnet. Für Hinweise, die zu seiner Verhaftung führen, wurde eine Belohnung von 1500 Euro ausgesetzt.
Neuss.
Die Polizei hat nach dem gewaltsamen Tod einer Frau und ihrer zwei Kinder in Neuss den Vater zur Fahndung ausgeschrieben. Der 35 Jahre alte Mann namens Fallah Sänger ist dringend tatverdächtig, wie die Staatsanwaltschaft am Dienstag mitteilte. Er soll am Montag seine 26 Jahre alte Frau, seine acht Jahre alte Tochter und seinen vier Jahre alten Sohn erschossen haben. Auch am Mittwochmorgen fehle von dem Mann weiter jede Spur, teilte die Polizei am Morgen mit. Er ist möglicherweise immer noch bewaffnet.
Bislang seien mehr als 50 Hinweise zu seinem Aufenthaltsort eingegangen,
diese würden nun überprüft, so die Polizei. Es sei aber unklar, ob darunter eine heiße Spur sei.
Nach Angaben des Sprechers wird auch außerhalb Deutschlands nach dem Mann
gesucht.
„Wir halten ihn für gefährlich“, sagte Staatsanwalt Christoph Kumpa am Dienstag. Der per Fahndung gesuchte Mann war bereits in der Vergangenheit als gewalttätig aufgefallen.
Sänger ist der Beschreibung zufolge 1,66 Meter groß und schlank. Als er zum letzten Mal gesehen wurde, trug er ein rötliches Hemd und eine kakifarbene Dreiviertelhose. Für Hinweise auf den Aufenthaltsort hat die Staatsanwaltschaft eine Belohnung von 1.500 Euro ausgesetzt.
Polizei ließ Wohnung öffnen, nachdem Angehörige sie alarmiert hatten
Die Leichen der 26 Jahre alten Mutter, des vier Jahre alten Sohnes und der acht Jahre alten Tochter waren am Montagabend in der Wohnung der Familie entdeckt worden. Angehörige hatten die Familie am Abend dort treffen wollen. Sie hatten am Vortag das Ende des Fastenmonats Ramadan gemeinsam gefeiert. Als niemand auf ihr klingeln reagierte, verschafften sie sich Zugang zum Haus und lauschten an der Wohnungstür.
„Da hörten sie Fernsehgeräusche“, berichtete der Leiter der Mordkommission, Guido Adler. Da die Mutter als sehr zuverlässig galt, informierten die Angehörigen die Polizei. Die ließ die Tür von einem Schlüsseldienst öffnen.
Mann war wegen häuslicher Gewalt bekannt
Der Verdächtige war den Angaben zufolge wegen häuslicher Gewalt gegen seine Frau und Körperverletzungen polizeibekannt. „Er war aber kein klassischer Gewalttäter“, sagte Adler. Die Delikte seien „an der unteren Schwelle“ gewesen. Die Kinder habe er nicht geschlagen. Das Jugendamt war eingeschaltet, weil sich die Eltern mehrfach trennen wollten.
Zuletzt lebte der Mann der Polizei zufolge wieder in der Wohnung. Es gibt Hinweise auf eine Auseinandersetzung am Tag vor der Tat. Das Paar war etwa acht Jahre zusammen. Seit zwei Jahren sei die häusliche Gewalt bekannt gewesen, hieß es.
Neusser Bürger trauern um die Opfer
Vor dem Haus, in dem die Familie wohnte, haben Freunde der Kinder selbst gemalte Bilder abgelegt. „Ihr werdet in unserem Herzen bleiben“, oder „Du warst meine beste Freundin“ steht darauf. Viele Anwohner sind fassungslos, was sich in dem modernen Haus mit dem gläsernen, offenen Eingang abgespielt haben soll. „Der hat praktisch seine ganze Familie ausgelöscht“, sagt ein Mann.
Viele Kinder, die eigentlich den letzten Tag der Sommerferien genießen, stoppen vor dem Haus. Ein Ort der Ruhe ist der Tatort nicht: Die Wohnung liegt an einer Hauptverkehrsstraße, gegenüber ist ein großes China-Restaurant, nebenan ein Optiker.
Bei der Tat handelt es sich bereits um die vierte Kindstötung in den vergangenen Wochen in Nordrhein-Westfalen. Anfang August waren in Dortmund drei Kinder einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen, verdächtig ist die Lebensgefährtin des Vaters. Kurz darauf soll ein geistig gestörter Mann den acht Jahre alten Sohn seiner Lebensgefährtin in Oberhausen getötet haben. Mitte August erstach eine Mutter in Essen ihre sieben Jahre alte Tochter, anschließend tötete sie sich selbst.