Weil weniger Insektizide versprüht werden, gibt es wieder mehr Fledermäuse an Rhein und Ruhr. Aber sie finden kaum Unterschlupfe – die meisten Häuser sind zu gut saniert, alle Nischen und Luken sind gestopft.
An Rhein und Ruhr.
Wenn die Dämmerung kommt, ziehen Abendsegler und Zwergfledermaus fast lautlos ihre Kreise. Beim Spaziergang oder vom heimischen Balkon aus kann man beobachten, wie sie Insekten nachstellen. An der Seenplatte im Duisburg etwa, an alten Flussarmen am Rhein oder am Urdenbacher See in Düsseldorf ist die Wasserfledermaus aktiv. Im Tiefflug gleitet sie über Seen und Flüsse und schnappt alles weg, was sich dort an Getier tummelt. Gerade in den mückengeplagten Sommermonaten – „da sind Fledermäuse die besten Freunde des Menschen“, sagt Peter Schütz vom Landesumweltamt Lanuv.
16 Fledermausarten gibt es laut Lanuv zwischen Rhein und Weser. Nachdem es den Nachtschwärmern sehr lange sehr schlecht ging, scheinen sich die Bestände jetzt etwas zu erholen. „Eine Reihe von gesetzlichen Regelungen hat dazu geführt, dass weniger Insektizide versprüht werden“, sagt Schütz. Insektizide sind Gift nicht für Insekten, sondern auch für Fledermäuse, die von Insekten leben.
Meisten Arten weiterauf Roter Liste
Gleichwohl: Für eine Entwarnung ist es zu früh. „Die meisten der bei uns lebenden Arten stehen weiter auf der Roten Liste“, sagt Schütz, sie sind also gefährdet. Ein großes Problem, gerade für Arten, die wie Zwerg- oder Rauhhautfledermaus beim Menschen leben: Sie finden keine Quartiere, in denen sie tagsüber im wahrsten Sinne des Wortes abhängen können. Moderne Häuser bieten von außen keinen Zugang zum Dachstuhl. Rollädenkästen sind verriegelt, hinter Fensterläden gibt es keinen Platz. Umbauten und energetische Sanierungen verschärfen die Lage noch: Weil keine Wärme aus dem Haus entweichen soll, wird auch die letzte Ritze abgedichtet. Fledermäuse müssen draußen bleiben.
„Für die Erhaltung der Art sind solche Quartiere aber ungemein wichtig“, sagt Birgit Königs vom Nabu. Der Naturschutzverband will jetzt bei Hausbesitzern dafür werden, dass sie Fledermäusen als heimliche Untermieter Platz einräumen. Der Verband bereitet derzeit die Kampagne „Fledermausfreundliches Haus“ vor, sammelt Spenden. Ein Fachmann wird voraussichtlich ab September Hausbesitzer, aber auch Fachbetriebe beraten. Mit einer Art Vogelkästen können leicht Verstecke für Fledermäuse geschaffen werden.
Vorbild für die Kampagne ist die Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ – ein Etikett, dass die Naturschützer in Nordrhein-Westfalen mittlerweile fast 2000 Mal verliehen haben (die NRZ berichtete). Ein solches Etikett solle Anerkennung symbolisieren, sagt Königs. Fledermäuse machen auch Dreck, das Zusammenleben mit diesen Untermietern ist nicht immer einfach. „Uns erreichen da mitunter ganz skurrile Meldungen“, erzählt Königs und berichtet von einem Hausbesitzer durch dessen Schlafzimmer die Fledermäuse rein- und rausfliegen. Die Tiere leben eigentlich unterm Dach; mit den Jahren habe sich aber wohl ein Spalt zwischen Dachstuhl und Schlafzimmer aufgetan…
Auch in solchen Fällen wird der Fachmann der Fledermaus-Kampagne künftig sicher Rat wissen. Angelegt ist die Kampagne auf zunächst auf drei Jahre. „Wir hoffen, dass wir durch sie auch Aufschlüsse über neue Fledermausvorkommen erhalten“, sagt Nabu-Sprecherin Königs.