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Düsseldorf: Zwei Obdachlose innerhalb kurzer Zeit erfroren! Appell macht betroffen – „Wir trauern um Horst und Rudolf“ +++ Obduktionsbericht da

Düsseldorf: Zwei Obdachlose innerhalb kurzer Zeit erfroren! Appell macht betroffen – „Wir trauern um Horst und Rudolf“ +++ Obduktionsbericht da

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Bereits bei Temperaturen von unter 10 Grad kann das Schlafen im Freien für Wohnungslose lebensgefährlich sein. (Archivfoto) Foto: IMAGO / Rolf Kremming

Düsseldorf. 

Diese Nachricht macht betroffen. Obwohl die Temperaturen noch nicht unter den Gefrierpunkt geklettert sind, hat der Winter in Düsseldorf binnen kürzester Zeit die Leben zweier Wohnungsloser gefordert. Das hätte verhindert werden können!

Der gemeinnützige Verein „fiftyfifty“, der 1995 als „Asphalt e.V.“ gegründet wurde und sich der Unterstützung von Obdachlosen im Raum Düsseldorf verschrieben hat, hat sich nun mit einem Appell an die Öffentlichkeit gewendet.

Düsseldorf: Zwei Wohnungslose sterben eisigen Tod

Auf seiner Facebookseite hatte „fiftyfifty“ den Tod von Horst und Rudolf bekanntgegeben. Beide Männer seien über 60 Jahre alt gewesen, hätten auf der Straße gelebt und an einsamen Plätzen geschlafen.

Der Obdachlose namens Horst sei zufällig am Rhein im Rosengarten in der Nähe der Tonhalle von einem Arzt gefunden worden. Dieser habe sofort den Rettungsdienst verständigt. Doch jede Hilfe kam zu spät: Sanitäter stellten bei Horst eine Körpertemperatur von nur 27 Grad fest, später verstarb er im Krankenhaus.

Den zweiten Mann habe ein ähnliches Schicksal ereilt. „Auch Rudolf war einsam, er hat allein an der Witzelstraße geschlafen. Eine Anwohnerin hat einen Streetworker der Wohnungslosenhilfe informiert, der umgehend zur Platte gefahren ist.“ Schnell sei klar gewesen, dass auch Rudolf mit einer Körpertemperatur von unter 30 Grad stark unterkühlt war. Und auch er hat es leider nicht geschafft, er ist ebenfalls im Krankenhaus gestorben.

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Erste Hilfe leisten – das kannst du tun!

  1. Bei einem Unfall die Unglücksstelle absichern.
  2. Den Notruf unter 112 oder 110 wählen.
  3. Ständig die lebenswichtigen Funktionen des Verletzten kontrollieren.
  4. Im Fall der Fälle: Wiederbelebung starten / Blutungen stillen.
  5. Stabile Seitenlage.
  6. Die Person mit einer Rettungsdecke wärmen. Dabei auch auf Wärme von unten achten.
  7. Psychische Betreuung: Mit der betroffenen Person sprechen, ihr über den Kopf streichen. Auch Bewusstlose spüren diese Fürsorge.

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Wie die Staatsanwaltschaft Düsseldorf am Dienstag bekannt gab, soll der 72-jährige Obdachlose an einer Kombination aus Unterkühlung und einer Corona-Erkrankung gestorben sein. Das Virus verursachte bei Horst eine Lungenentzündung, wie es in dem Bericht heißt. Für den zweiten Toten Rudolf steht das Ergebnis noch aus.

Düsseldorf: „Wir sind schockiert und traurig, dass Menschen in einem so reichen Land wie unserem auf der Straße sterben“

„Wir sind schockiert und traurig, dass Menschen in einem so reichen Land wie unserem auf der Straße sterben“, schreibt „fiftyfity“. Obwohl längst bekannt sei, dass bereits bei Temperaturen von unter 10 Grad Lebensgefahr für Wohnungslose bestehe, werde nicht genug unternommen. Und der Verein hat recht: Vielen ist das nicht bewusst, sie glauben, erst bei Minusgraden, Schnee und Eis werde das Schlafen im Freien zur tödlichen Gefahr.

„Die Temperaturen waren in der letzten Woche nicht unter null Grad, aber es war nass und kalt. Und obwohl Menschen zweimal richtig gehandelt haben und den Krankenwagen gerufen haben, sind doch zwei Menschen gestorben. Uns machen diese Tode auch deshalb so fassungslos, weil sie vermeidbar gewesen wären. Es ist unsere gesellschaftliche Verpflichtung, uns zu hinterfragen, wie es dazu kommen konnte, und insbesondere, wie wir Erfrierungen grundsätzlich verhindern können“, heißt es weiter.

Düsseldorf: Nächtlicher Zugang zu U-Bahnhöfen oder dem HBF kann Obdachlosen das Leben retten

Die Stadt Düsseldorf habe vor allem zu Beginn der Pandemie Vieles ermöglicht, um obdachlose Menschen zu schützen. Gleichzeitig sei es jedoch die gemeinsame Aufgabe aller, Angebote für obdachlose Menschen zu gestalten, zu verbessern oder auszuweiten.

„Fiftyfifty“ hat auch eine Idee für einen ersten Schritt: Hilfreich wäre zum Beispiel ein Tagesaufenthalt in Notschlafstellen und die Unterbringung in Einzelzimmern, sodass die Akzeptanz gegenüber Notschlafstellen steige. Die Vorbehalte obdachloser Menschen gegenüber Notschlafstellen bestünden auch deshalb, weil manche sich dort unwohl fühlten oder Diebstähle fürchteten. Auch der nächtliche Zugang wohnungsloser Menschen in U-Bahnhöfen oder den Hauptbahnhof könnte Leben retten.

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Weitere Meldungen aus Düsseldorf und dem Rest von NRW:

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„Wir appellieren an alle Menschen in dieser Stadt: Achten Sie auf obdachlose Menschen, sprechen Sie sie an und wählen Sie im Zweifel die 112!“, so der finale Appell. (alp)