Nachbarn und Freunde sind schockiert nach dem Brand in Langenfeld, bei dem eine vierköpfige Familie starb. Im Laufe des Tages erhärtet sich der erste Verdacht: Wahrscheinlich handelt es sich um ein Familiendrama. Der 34-jährige Vater tötete offenbar erst seine Familie und legte dann Feuer.
Langenfeld.
Fünf vor sieben am Freitagmorgen. Arbeitsbeginn für eine Angestellte der Physiotherapiepraxis im ersten Stock. Durch die Tür des hell-gelben Hauses an der Opladener Straße 120 in Langenfeld macht die Frau einen Schritt in den Flur, schnuppert und stutzt: „Da stimmt was nicht!“
Beißender Qualm wallt ihr entgegen. Sie ruft die Feuerwehr. Nur wenige Minuten später sammeln sich die Anwohner der Mietwohnungen in der Backstube des Supermarkts; bekommen Wasser und versuchen zu verstehen, was da passiert.
Nun schwelen die Gerüchte
Die Mieter der Eckwohnung im zweiten Stock sind nicht dabei. Die Feuerwehr findet den Familienvater (34), seine Ehefrau (33), den Sohn (5) und die Tochter (9 Monate) tot in ihrer Wohnung. Die Retter haben Wohnungstür und Fenster eingeschlagen und den Brand schnell gelöscht.
Nun schwelen die Gerüchte. „Nach der Lage der Toten war ein Fremdverschulden nicht auszuschließen“, sagt Polizeisprecher Frank Sobotta vorsichtig. Die Mordkommission aus Düsseldorf nimmt die Ermittlungen auf. Leichenwagen fahren die Toten zur Obduktion in die Gerichtsmedizin.
„Da gab es Geldprobleme“
Auf dem Bürgersteig vor dem Haus steht Rolf Günz. Ein Freund der Familie. „Er hat sein Auto vor meinem Haus abgestellt, eine Querstraße weiter.“ Die Autoschlüssel lagen in einem Umschlag in Günz’ Briefkasten. Zusammen mit einer Notiz: „Mehr Erklärungen stehen in dem Brief auf dem Beifahrersitz.“ Günz ist zu leise. Er findet in dem Gewusel aus Beamten, Journalisten und Neugierigen zunächst keinen, der ihm seine Geschichte abnimmt. Und den Schlüssel mit der Notiz.
„Was steht denn in dem Brief?“, will ein Journalist wissen. „Ich hab doch das Auto nicht angefasst“, antwortet Günz. Aber er hat eine Vermutung: „Er war ja selbstständiger Computerexperte. Da gab es Geldprobleme.“ Man habe darüber gesprochen. „Ich wusste nicht, dass es so ausweglos ist.“ Kopfschütteln. Neben ihm steht ein Mann in blauen Latzhosen und kämpft mit den Tränen. Matthias Wirtz: „Wir haben Weihnachten zusammen gefeiert… die waren wie Bruder und Schwester für mich…ich weiß im Moment gar nichts…“
Im Oktober hat dieselbe Wohnung schon einmal gebrannt. Damals konnte sich die vierköpfige Familie gerade noch auf den Balkon auf der Hausrückseite retten.
„Sie ließen niemanden wirklich an sich heran“
Angeblich war ein Computer im Rahmen eines Stresstests zu heiß geworden und hatte Papier entzündet.
„Die waren erst vor drei Wochen wieder in ihre Wohnung gezogen“, weiß Altenpflegerin Helga Schiemann (57). Sie wohnt gegenüber dem gelben Haus mit den zerschlagenen Fenstern und den Brandspuren und betreut die 80-jährige Nachbarin der getöteten Familie.
Abschiedsbrief im Internet hinterlassen
Nachbar Manfred Baller (77) ist am Morgen von den Sirenen wach geworden. „Da war fast mehr Polizei als Feuerwehr.“ Die vielbefahrene Bundesstraße 8 musste abgeriegelt werden. Dann der Schock über die Todesnachricht: „Meine Frau arbeitet als Tagesmutter. Wenn man selber jeden Tag kleine Kinder im Haus hat, dann weiß man gar nicht, was man dazu sagen soll.“ Baller steht in Hauspuschen in der Kälte und guckt. Fassungslos.
Am späten Nachmittag meldet Polizeisprecher Frank Sobotta: Mittlerweile sei ein Abschiedsbrief bekannt, den der 34-jährige Computerfachmann ins Internet gestellt habe. Die Polizei habe das Dokument gesperrt. Es erhärte den Stand der Ermittlungen.