Mehr Kultur, weniger Kohle: So wird das Ruhrgebiet laut einer neuen Forsa-Umfrage gesehen. Offenbar hat das Kulturhauptstadtjahr 2010 eine nachhaltige Wirkung entfaltet. Fast jeder zweite Deutsche hat ein positives Bild vom Revier.
Essen.
Das Kulturhauptstadtjahr 2010 hat offenbar das Image des Ruhrgebiets verändert. Vor vier Jahren kam gerade einmal zwei Prozent der Menschen in Deutschland die Kultur in den Sinn, wenn sie befragt wurden, was ihnen spontan zum Ruhrgebiet einfalle. Mittlerweile sind es immerhin zehn Prozent. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des Initiativkreises Ruhr (IR).
„Das Bild vom Ruhrgebiet ist deutlich im Wandel“, sagte Forsa-Chef Manfred Güllner am Rande der IR-Vollversammlung am Samstag in Essen. Noch vor wenigen Jahren sei das Bild vom Ruhrgebiet außerhalb des Reviers überwiegend von der Kohle und dem Bergbau dominiert gewesen, heißt es in der Studie. Auf die Frage, was ihnen spontan zum Ruhrgebiet einfalle, nannten 53 Prozent der Menschen im Jahr 2008 die Kohle. Inzwischen sind es gerade einmal 34 Prozent der Befragten – ein starker Rückgang um 19 Prozentpunkte. Für die Studie wurden insgesamt 1500 Menschen befragt, zuletzt im Februar 2012.
„Auf den Strukturwandel folgt der Imagewandel“, sagte Initiativkreis-Ruhr-Moderator Bodo Hombach. Bemerkenswert sei auch: „Draußen ist das Bild vom Ruhrgebiet besser als die Selbstwahrnehmung im Revier.“
Der Forsa-Studie zufolge haben 43 Prozent der Deutschen, die nicht im Ruhrgebiet leben, ein positives Bild vom Revier. Nur neun Prozent der Menschen haben ein negatives Bild von der Region. Die restlichen Befragten sehen das Revier „neutral“ oder reagierten unentschieden. Viele Bürger im Ruhrgebiet hätten eine derart positive Einschätzung nicht erwartet. Nur 35 Prozent der Menschen im Revier glauben, dass die Deutschen ein positives Bild vom Ruhrgebiet haben.
Ein durchaus alarmierender Befund der Studie: Unter den Einwohnern des Ruhrgebiets gibt es eine hohe Bereitschaft, bei Gelegenheit aus der Region abzuwandern. Von den Ruhr-Bürgern könnten sich bei einem günstigen beruflichen Angebot oder im Ruhestand 59 Prozent vorstellen, auch woanders zu leben. Zum Vergleich: Gerade einmal 23 Prozent der Bürger außerhalb des Ruhrgebiets sind offen dafür, bei einem günstigen beruflichen Angebot oder im Ruhestand im Revier zu leben. Überdurchschnittlich häufig können sich die unter 30-Jährigen, Angestellte und Befragte mit Abitur oder Hochschulstudium vorstellen, aus dem Ruhrgebiet abzuwandern. Güllner sprach von einem „Defizit bei der Bindekraft“ des Reviers.