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Clan-Kriminalität in NRW: Nach Razzia – Angehörige residieren immer noch in Millionen-Villa!

Clan-Kriminalität in NRW: Nach Razzia – Angehörige residieren immer noch in Millionen-Villa!

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Im Rahmen von Ermittlungen gegen Clankriminalität durchsuchten Spezialkräfte im Juni rund 30 Objekte in Nordrhein-Westfalen. (Archivfoto) Foto: Marcel Kusch/dpa

Leverkusen. 

Angehörige des Al-Zein-Clans führen in Leverkusen noch immer ein luxuriöses Leben. Das wirft allerdings einige Fragen auf – vor allem in Hinblick auf Ermittlungen wegen Clan-Kriminalität in NRW.

Die Clan-Mitglieder aus NRW wohnen nicht nur in einer schicken Villa, für die sie keine Miete zahlen, wie es scheint, kassieren sie parallel auch noch Sozialleistungen.

Clan-Kriminalität in NRW: Nach Razzia – Angehörige residieren immer noch in Millionen-Villa! Doch es kommt noch dreister

Rund drei Monate nach einer Clan-Razzia, bei der die Polizei das Anwesen in Leverkusen im vergangenen Juni gestürmt und durchsucht hatten, zieht der NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) eine ernüchternde Bilanz. An der Situation hat sich nicht viel verändert.

So kann der Minister beispielsweise nicht ausschließen, dass die mutmaßlichen Clan-Angehörigen weiter Sozialleistungen kassieren, obwohl gegen sie wegen Sozialleistungsbetrugs ermittelt wird. Dies sei Sache des Jobcenters, darüber habe man keine Informationen, hieß es. Aus Datenschutzgründen könnte ohnehin keine Auskunft erteilt werden – selbst wenn die Informationen vorlägen.

Dass die Bewohner der Leverkusener Villa keine Miete an den Staat zahlen, obwohl diesem das Anwesen gehört, räumte Biesenbach jedoch ein.

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Woher kommen die Clans?

  • Wenn die Rede von kriminellen Araber-Clans ist, sind meist Mitglieder von Großfamilien mit türkisch-arabischen Wurzeln gemeint. In Deutschland gehören nach Schätzungen des Bundeskriminalamts (BKA) rund 200.000 Menschen zu solchen Großfamilien
  • Die meisten von ihnen sind nicht kriminell. Manche aber haben sich zu mafiösen Gruppierungen zusammengeschlossen, nutzen familiäre Strukturen für kriminelle Geschäfte
  • Sie leben häufig in einer abgeschotteten Parallelwelt, erkennen staatliche Strukturen nicht an. Straftaten werden zu internen Problemen erklärt, die innerhalb der Familien von sogenannten Friedensrichtern geregelt werden
  • Viele haben eine türkische (15 Prozent) oder libanesische (31 Prozent) Staatsangehörigkeit, 36 Prozent haben eine deutsche Staatsangehörigkeit, fünf Prozent sind staatenlos
  • Ausweisungen von Intensivtätern sind entsprechend schwierig

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Clan-Kriminalität in NRW: Al-Zein-Clanmitglieder leben trotz Sozialleistungen im Luxus

Zu den Hintergründen: Ein scheinbar mittelloser Sohn der Familie hatte das Haus den damaligen Angaben zufolge gekauft und an seinen Vater vermietet. Die Miete beglich das Jobcenter. Die Umstände der Finanzierung der Immobilie sprächen für „Geldwäsche in Reinkultur“, hatte Thomas Jungbluth gesagt, leitender Ermittler gegen Organisierte Kriminalität im Landeskriminalamt NRW.

Dass sich noch immer nicht viel an der Situation verändert hat, mutet seltsam an, bedenkt man, dass bei der Razzia vor drei Monaten sogar scharfe Schusswaffen und sechsstellige Summen Bargeld gefunden wurden. „Wir haben [das ranghohe Can-Mitglied im Fokus der Ermittlungen] nicht nur festgenommen, sondern ihm auch sein Zuhause weggenommen“, hatte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) damals gesagt. Die Villa werde nun im Grundbuch dem Staat übertragen.

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Die SPD-Opposition hatte darauf mit Kritik reagiert. Reul hatte daraufhin eingeräumt, dass seine Aussage juristisch nicht präzise gewesen sei, betonte Kabinettskollege Biesenbach nun noch einmal. Gemeint gewesen sei, dass ein Veräußerungsverbot für die Villa erwirkt worden sei, das ins Grundbuch eingetragen wurde. Dies bedeute, dass die Beschuldigten das Haus nicht verkaufen und das Geld beiseite schaffen können, bis die Frage einer Eigentumsübertragung an den Staat geklärt sei. Der Wert der Immobilie wird auf mehr als eine Million Euro geschätzt. (alp mit dpa)