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Atomreaktor-Rückbau in Jülich verzögert sich immer weiter

Atomreaktor-Rückbau in Jülich verzögert sich immer weiter

Atomversuchsreaktor Jülich
Der Reaktorbehälter in Jülich soll schon seit Jahren zurückgebaut werden. Foto: Hans Blossey
Der Atomversuchsreaktor in Jülich könnte zum Milliarden-Grab werden. Wieder wird der Termin für das Herausheben des Reaktorbehälters verlegt. Nun soll es erst in der zweiten Jahreshälfte 2014 los gehen. Jeder Monat, in dem nicht mit den Arbeiten angefangen wird, kostet 1,3 Millionen Euro.

Jülich/Berlin. 

Es scheint kein Ende in Sicht: Der Rückbau des Atomversuchsreaktors in Jülich verzögert sich weiter. Dies teilte das Bundesforschungsministerium auf Anfrage des Grünen-Bundestagsabgeordneten Oliver Krischer mit. Bereits in der Vergangenheit wurde der Termin für das Herausziehen des Reaktorbehälters mehrfach verschoben.

Demnach werde das Herausziehen der Reaktorbehälter nicht wie bislang vorgesehen 2013 angegangen, sondern erst in der zweiten Jahreshälfte 2014. Die Gründe seien laut Bundesforschungsministerium „technischer Natur“.

Das Ministerium verweist dabei auf „Unzulänglichkeiten“ in der Dokumentation der Anlage aus den 1960er Jahren: Der tatsächliche Zustand der Betonstrukturen sei nicht zutreffend wiedergegeben.

2000 Tonnen schwerer und 26 Meter hoher Reaktorbehälter

Außerdem seien einzelne Bauteile kontaminiert. Um die Gefährdung des Personals, das den Rückbau vornehmen soll, auszuschließen, brauche man mehr Zeit, so das Ministerium.

Der Reaktorbehälter in Jülich ist 2000 Tonnen schwer und 26 Meter hoch. Von 1966 bis 1988 war der Reaktor in Betrieb. In dem Reaktor waren tennisballgroße Brennkugeln aufgeschüttet. Da es sich um einen Hochtemperatur-Reaktor handelt, sind die Bauteile offenbar extrem stark radioaktiv kontaminiert.


„Seit fast 25 Jahren scheitern alle Versuche, diesen Schrottreaktor zurückzubauen“, kritisiert Oliver Krischer. Schlimm sei dies nicht nur wegen des radioaktiv verseuchten Erdreichs unter dem Reaktor in Jülich sondern auch wegen der Kosten.

600 Millionen Euro hätten die bisherigen Rückbauversuche und die Atommülllagerung gekostet, sagt Krischer. 1,3 Millionen Euro kommen pro Monat, in dem nicht rückgebaut wird, hinzu, so das Bundesforschungsministerium.

Endabrechnung könne bei über einer Milliarde Euro liegen

„Ich bin mir sicher: Wenn es überhaupt jemals eine Endabrechnung über die Rückbau- und Entsorgungskosten geben wird, wird diese weit über eine Milliarde Euro liegen“, sagt Krischer. „Es wird Zeit, dass sich Bundes- und Landesregierung endlich intensiv und kritisch mit dem Rückbaukonzept für den Atomversuchsreaktor auseinandersetzen, ob es überhaupt umsetzbar ist. Daran kann man inzwischen berechtigte Zweifel haben“, erklärt der Bundestagsabgeordnete.