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Angeln in der Emscher

Angeln in der Emscher

Duisburg. 

Das Angelauswerfen ist nicht jedes Würdenträgers Sache. Dem einen wickelt sich die Schnur vor der Nase ab, der andere spießt einen Röhricht auf. Die zwei sind ja auch keine Angler, ist nur fürs Foto. Auftritt Spaziergänger mit Hund und Hintergrund: „Ist verboten angeln!“ – „Nicht mehr!“ – „Habt ihr Führerschein?“ – „Angeln ist jetzt erlaubt in der Emscher.“ – „Ah! Angenommen.“

Duisburg überspielt sein Erstaunen. In der Folge werden noch zwei weitere Passanten stehen bleiben und sich erkundigen. Angeln in der Emscher, tatsächlich? Na gut, man ist Strukturwandel gewohnt: „Sollen die Fische doch leben!“, ein flotter Spruch und weiter.

Streng genommen wird in dieser Woche mit Inkrafttreten des Pachtvertrags mit dem Angelverein FV Florian 66 auch nicht die Emscher zum Fischereigewässer, sondern die Alte Emscher. Aufgrund von Bergsenkungen ist der Lauf des Flusses mehrfach verlegt worden, er ist in drei Schritten nordwärts gewandert, von Walsum nach Alsum (1910), dann nach Dinslaken (1949), und aktuell wird in Voerde bis 2020 die vierte Mündung gebaut. Durch den Altarm, der im Duisburger Norden nahe des Landschaftsparks übrig geblieben ist, schwammen bis 1999 nur fischähnliche Schemen, die niemand im Traum zu angeln gedachte.

Die Emschergenossenschaft hat den fast 8 km langen Altarm damals renaturiert, bis heute hat die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet bereits 34 Libellenarten hier gezählt, 2012 gesellte sich sogar der gefährdete Frühe Schilfjäger hinzu, ein Jahr später die Späte Adonislibelle. Dazu die Kreuzkröte, der Bergmolch, diverse Wasservögel und 13 Fischarten. Rotaugen, Giebel, Karpfen … Nein, 14 Arten! Einen Rapfen (gehört zur Familie der Karpfenfische) entdeckt ein Biologe auf dem Pressetermin – man kann der Natur zuschauen bei ihren Eroberungen.

Hechte und Welse

Vielleicht hat den Fisch auch nur irgendwer ausgesetzt. Es gibt ja auch zwei Kois in der Alten Emscher. Und die Hechte und Welse sind wahrscheinlich nicht natürlich hinzugekommen. Mit 1,30 Meter haben die Biologen einen der letzteren vermessen, den alten Räuber. Entenküken sind schon verschwunden!

Demnächst verschwinden also auch große Fische. Für alle Angler ist die Alte Emscher aber nicht frei. Man benötigt einen Fischereierlaubnisschein, der wird nur 25-mal vergeben. Der Verein Florian 66 hat schon 23 Mitglieder – und auch die dürfen nur an definierten Stellen innerhalb von vier Kilometern angeln, wo sie keine Vögel stören. Ist ja Landschaftsschutzgebiet, die Emscher.