Bad Berleburg.
Knapp vier Wochen nach einem Großbrand, bei dem im Bad Berleburger Ortsteil Elsoff das Anwesen einer Familie zerstört worden war, hat ein Feuer in der Osternacht erneut eine Scheune und ein Wohnhaus in dem Ort komplett zerstört. Ein 17 Jahre alter Jugendlicher gestand, sein Elternhaus angesteckt zu haben. Mit ihm bringt die Kriminalpolizei auch den länger zurückliegenden Brand eines Autos sowie einen Missbrauch des Notrufes in Verbindung.
Um kurz nach zwei Uhr in der Nacht schlugen die Funkmeldeempfänger Alarm und wieder lautete die Meldung: „Scheune bei Wohnhaus in der Mennertalstraße brennt“. Viele der Einsatzkräfte mochten es kaum glauben, doch es war Realität. Erneut stand eine Scheune im idyllischen siegerländischen Dorf, 13 Kilometer von Bad Berleburg entfernt, in Brand, und die Flammen hatten sich bereits vom Heuboden in den Dachstuhl des angrenzenden Wohnhauses gefressen. In Panik geratene Rinder kamen den Einsatzkräften entgegengelaufen. Brennendes Plastik war aus Lichtbändern in der Stallung auf das Fell der Tiere getropft und hatte sie teilweise in Brand gesetzt.
79 Einsatzkräfte retten die umstehenden Häuser
„Wir haben sofort eine Riegelstellung eingenommen, um die benachbarten Wohnhäuser zu schützen“, erklärte Einsatzleiter Reiner Schilling. Durch den starken Wind angefacht waren die Flammen und der Funkenflug diesmal eine noch größere Bedrohung für die Nachbargebäude. Doch die Feuerwehr rettete sämtliche umstehenden Häuser. Bei der Löschwasserbeschaffung wurde sie von Landwirten mit Güllefässern unterstützt.
Die 79 Einsatzkräfte aus Elsoff und den umliegenden Orten Alertshausen, Arfeld, Schwarzenau, Bad Berleburg und dem Siegerland konnten aber ein Abbrennen der Gebäudeteile, die bereits in Brand geraten waren, nicht mehr verhindern. Dafür waren die Flammen zu mächtig. Den Sachschaden beziffert die Polizei mit 300 000 Euro. Die vier Hausbewohner konnten zunächst in der Nachbarschaft unterkommen, mussten aber mit Verletzungen bzw. Schock vom Notarzt versorgt und ins Krankenhaus gebracht werden.
Polizeibeamte aus Bad Berleburg hatten noch in der Nacht die Ermittlungen zur Brandursache gemeinsam mit der Kripo aufgenommen. Bereits nach einem Großbrand in Elsoff in der Nacht zum 16. März war der junge Mann in den Fokus der Ermittler geraten, obwohl er sich zunächst als Retter der geschädigten Hausbewohner ausgeben wollte. Er hatte an deren Tür geklingelt, als die Scheune schon in Flammen stand. Die Menschen konnten sich und einen Teil ihrer Habe in Sicherheit bringen.
Ohnmacht und Hilflosigkeit
Der Verdächtige hatte damals sogar in einer ersten Vernehmung ein Geständnis abgelegt, es kurze Zeit später aber widerrufen, bestätigte die Polizei. Seit Montagabend sitzt der 17-Jährige in der Justizvollzugsanstalt Wuppertal in Untersuchungshaft.
Die Menschen in Elsoff lebten seit dem ersten Brand in ständiger Angst. „Wer wird der Nächste sein?“ war die bange Frage. Siegfried Prietzel ist direkter Nachbar der abgebrannten Gebäude, wohnt mitten zwischen den beiden Brandruinen. Der 76-jährige Rentner drückt mit Tränen in den Augen aus, was wohl alle im Dorf gedacht haben: „Wir haben doch kaum noch ruhig schlafen können. Ich weiß, wie schnell es geht, wenn du Haus und Hof verlierst.“ Auch das Haus der Prietzels ist bei den Bränden beschädigt worden. Auf beiden Seiten sind die Fenster-Rollläden durch Hitze geschmolzen.
Nun ist in Elsoff Ohnmacht in Bestürzung umgeschlagen. Über die Grenzen des Elsofftales hinaus hat das tragische Geschehen die Menschen betroffen gemacht. „Was geht in solch einem Jungen vor?“ fragen sich viele.