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Putin meldet sich nach Wagner-Revolte zu Wort: „Westen wollte, dass sich Russland selbst zerfleischt“

Kremlchef Putin hat in seiner TV-Ansprache den Putschversuch der Wagner-Gruppe vom Wochenende aufgearbeitet. Seine Sicherheitsorgane bekamen großes Lob.

Kremlchef Putin hat in seiner TV-Ansprache den Putschversuch der Wagner-Gruppe vom Wochenende aufgearbeitet. Seine Sicherheitsorgane bekamen großes Lob.
© IMAGO/ZUMA Wire

Putin entscheidet Machtkampf für sich - Keine Spur von Prigoschin

Mehr als 24 Stunden Revolte, dann ist der Aufstand von Wagner-Söldnern gegen die Führung in Moskau plötzlich wieder vorbei. Präsident Putin bleibt an der Macht. Die Rebellen sollen straffrei davonkommen, Wagner-Chef Prigoschin soll nach Belarus. Hält das?

Nach rund 24 Stunden Aufstand war alles vorbei: Die russische Wagnergruppe unter Chef Jewgeni Prigoschin marschierte am Wochenende von der Ukraine aus nach Russland ein. Mit dem Ziel, die Militärführung in Moskau zu stürzen.

Der monatelange Machtkampf zwischen Prigoschin und der russischen Militärführung ist am Freitagabend eskaliert (23. Juni). Rund 24 Stunden später gab es dann die überrasche Wende: Der Wagner-Chef beorderte seine Söldner zurück. Jetzt hat sich Wladimir Putin erstmals nach dem Ende des bewaffneten Aufstands der Wagner-Gruppe öffentlich im Staatsfernsehen geäußert.

Putin: „Blutvergießen verhindern“

Putin hat den russischen Sicherheitskräften und der Bevölkerung nach der rasch beendeten Revolte der Privatarmee Wagner für ihren Rückhalt gedankt, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete. „Ich danke allen Soldaten, Mitarbeitern der Geheimdienste, die sich den Aufständischen in den Weg gestellt haben“, sagte der russische Machthaber am Montag (26. Juni) in einer im Staatsfernsehen übertragenen Rede.

Auf seinen Befehl hin sei alles getan worden, um ein Blutvergießen zu verhindern. „Das hat Zeit gebraucht“, sagte Putin. „Der bewaffnete Aufstand wäre auch so zerschlagen worden.“ Aber: Erstmals gestand die russische Führung Opfer während des Aufstands ein. So lobte er den Mut und die Selbstaufopferung russischer Piloten, die getötet worden seien, als sie sich den Umstürzlern entgegenstellten.

Die meisten Wagner-Kämpfer seien auch Patrioten, so Putin. Diese könnten sich entscheiden, ob sie sich der russischen Armee anschließen oder ins Nachbarland Belarus gehen wollten.

Putin: Das waren die Gründe für den Aufstand

Putin warf der Ukraine und ihren westlichen Verbündeten vor, diese „wollten, dass sich russische Soldaten gegenseitig umbringen“. Deren Hoffnung, dass sich Russland selbst zerfleischen werde, habe sich aber nicht erfüllt. Kurz zuvor hatte US-Präsident Joe Biden jegliche Verwicklung des Westens in die Revolte der Söldnergruppe Wagner  zurückgewiesen. Der Westen habe mit dem Aufstand „nichts zu tun“ gehabt, sagte Biden im Weißen Haus. „Das war Teil eines Kampfes innerhalb des russischen Systems.“

Jewgeni Prigoschin hatte zuvor dementiert, einen Machtwechsel in Moskau angestrebt zu haben. „Wir sind losgegangen, um Protest zu demonstrieren, nicht um die Obrigkeit im Land zu stürzen“, sagte der 62-Jährige in einer Sprachnachricht, die am Montag (26. Juni) von seinem Pressedienst via Telegram verbreitet wurde. Angaben zu seinem aktuellen Aufenthaltsort machte Prigoschin nicht.


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Aber der Wagner-Chef wiederholte seinen Vorwurf gegen das russische Verteidigungsministerium, Angriffe auf Militärlager der Söldner am vergangenen Freitag angeordnet zu haben. Dabei waren seinen Angaben nach 30 Wagner-Kämpfer getötet worden. Neben der vom Ministerium angestrebten Auflösung der Wagner-Truppe sei dies der Auslöser für den Marsch Richtung Moskau gewesen.

(mit AFP)