Der Bundeswehr gehen die Soldaten aus. Mehr als 20.000 Dienststellen sollen laut Wehrbericht nicht besetzt sein. Deswegen überprüft Verteidigungsminister Boris Pistorius (53, SPD) nun sämtliche Möglichkeiten. Darunter auch das Schweden-Modell.
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„Dort werden alle jungen Frauen und Männer gemustert, und nur ein ausgewählter Teil von ihnen leistet am Ende den Grundwehrdienst. Ob so etwas auch bei uns denkbar wäre, ist Teil dieser Überlegungen“, sagte Pistorius der „Welt am Sonntag“
Modell bräuchte politische Mehrheit
Pistorius weiter: „Aber jedes Modell, egal welches, braucht auch politische Mehrheiten“, sagte er. Der Regierungspartner FDP hält vom Schweden-Modell wenig. Es wäre ein „enormer Eingriff in die Freiheitsrechte, der nicht im Verhältnis zur Bedrohung Deutschlands steht“, sagt FDP-Verteidigungsexperte Alexander Müller.
Wie sieht das Schweden-Modell aus? Im Schweden-Modell werden alle Frauen und Männer gemustert. Richtig gelesen: (auch) alle Frauen. Bei der alten Wehrpflicht waren Frauen noch nach Artikel 12a GG von Dienst in den Streitkräften befreit, auch wenn sie nach dem Gleichstellungsgrundsatz am freiwilligen Wehrdienst teilnehmen konnten.
Nur ein kleiner Teil de Gemusterten würde ausgewählt
In Schweden wird von den Gemusterten jedoch nur ein kleiner Teil zum Grundwehrdienst ausgewählt. Eine allgemeine Dienstpflicht gibt es dort nicht. Würde Deutschland dem schwedischen Modell folgen, stünde ein größrerer Bewerberpool zur verfügung.
Patrick Sensburg (52), Chef des deutschen Reservisten-Verbandes hält das schwedische Modell für Deutschland „vorbildlich“. Es verbinde Freiwilligkeit und Pflicht, sagt er zu BILD. Und: „Ohne Wehrpflicht ist Deutschland nicht verteidigungsfähig, da wir im Falle eines Krieges ohne sie die Aufwuchsfähigkeit nicht schaffen können, um durchhaltefähig zu sein. Auch Schweden hat dies erkannt und die Wehrpflicht wiedereingeführt.“ Heißt: Nur so könnten im Ernstfall rechtzeitig Soldaten in großer Zahl bereitstehen.