Ein katholisches Krankenhaus lehnt die Behandlung eines Vergewaltigungsopfers ab, weil die „Pille danach“ nicht mit dem Glauben vereinbar sei. Doch wenn Frauen das von der katholischen Kirche abgelehnte Mittel nehmen, verhüten sie eine Schwangerschaft. Mit Abtreibung hat das nichts zu tun.
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Nach der Weigerung zweier katholischer Kliniken in Köln, ein mutmaßliches Vergewaltigungsopfer zu untersuchen, ist die sogenannte „Pille danach“ ins Zentrum der Diskussion um Kirchenrecht und Moral gerückt. So wird sie landläufig mit der Unterbrechung einer bereits bestehenden Schwangerschaft in Verbindung gebracht und somit fälschlicherweise mit der Abtreibungspille verwechselt.
Tatsächlich ist die Pille danach eine reine Verhütungspille, heißt es etwa auf den Aufklärungsseiten von „Pro Familia“: Sie verhindert oder verzögert lediglich den Eisprung. Somit kommt es erst gar nicht zu einer Befruchtung. Erfolgt die Einnahme in den ersten 24 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr, wird so zu 95 Prozent die Schwangerschaft verhindert. Nach 48 Stunden sind es noch 85 Prozent. Ab 72 Stunden ist die „Pille danach“ wirkungslos.
Mit der katholischen Morallehre vereinbar
Laut Weltgesundheitsorganisation WHO hat das niedrig dosierte Gestagen-Präparat kaum Nebenwirkungen. Aufgrund der guten Verträglichkeit moderner Präparate hält die WHO eine gynäkologische Untersuchung vor der Einnahme für unnötig und empfiehlt, die „Pille danach“ rezeptfrei zugänglich zu machen. Tatsächlich ist sie – anders als in Deutschland – in den meisten europäischen Ländern ohne vorherigen Arztbesuch zu erwerben.
Nach Ansicht des Medizinethikers Stephan Sahm ist die „Pille danach“ als Verhütung nach einer Vergewaltigung auch mit der katholischen Morallehre vereinbar. Da es erst gar nicht zu einer Befruchtung komme, gebe es auch keine Tötungshandlung, so der Chefarzt eines katholischen Krankenhauses in Offenbach.