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Wahlforscher rechnen mit AfD-Erfolgen im Ruhrgebiet

Wahlforscher rechnen mit AfD-Erfolgen im Ruhrgebiet

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In NRW hat die AfD mit rund 4000 Mitgliedern den größten Landesverband. Foto: dpa
Bei der Landtagswahl 2017 könnte die rechtspopulistische AfD auch in NRW starken Zulauf haben. Experten sehen ein hohes Wählerpotenzial im Ruhrgebiet.

Essen. 

Nach den Erfolgen der AfD bei den Landtagswahlen rechnen Experten damit, dass die rechtspopulistische Partei auch in NRW erstarken wird.

Auch das traditionell „rote“ Ruhrgebiet biete ein großes Wählerpotenzial für die AfD. Dies schließen Wahlforscher aus der Analyse der Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt, bei denen die Partei durchweg zweistellige Ergebnisse erzielte. Dabei zeigte sich, dass die AfD eine hohe Zahl von Nichtwählern mobilisieren konnte, zudem hatte sie bei Arbeitern und Arbeitslosen großen Erfolg. Vor allem im Ruhrgebiet gibt es viele Wähler, die man diesen Gruppen zurechnen kann.

Anlaufstelle für enttäuschte SPD-Wähler?

Überraschend war für Beobachter, dass auch viele enttäuschte SPD-Wähler ihr Kreuz bei der AfD machten. „Die AfD wird zu großen Teilen von jenen gewählt, die jahrzehntelang als sozialdemokratische Kernklientel galten“, sagt der Politikwissenschaftler Robert Pausch vom Göttinger Institut für Demokratieforschung. Der Bochumer Sozialwissenschaftler Klaus Peter Strohmeier teilt diese Einschätzung: „Wo die SPD ihre Hochburgen hatte, nimmt die Zahl der Nichtwähler und zugleich die der Rechtswähler zu“, sagte Strohmeier unserer Redaktion.

Zahlreiche SPD-Wähler hätten sich wegen der Agenda 2010 von Ex-Kanzler Gerhard Schröder von der Partei abgewendet, gingen nicht mehr an die Urnen oder hätten zum Teil in andere politische Lager gewechselt. Die traditionellen Arbeitermilieus, in denen die Sozialdemokraten stets stark waren, seien heute gekennzeichnet von „sozialer Deklassierung, Langzeitarbeitslosigkeit und Politikverdrossenheit“, so Strohmeier. Hier sei die Gruppe der Wahlverweigerer groß – eine Klientel, die die AfD mobilisieren konnte. Die Befunde legten insgesamt nahe, dass die rechtspopulistische Partei auch in NRW und im Ruhrgebiet starken Zulauf erhalten könne.

Erfolge bei den „kleinen Leuten“

In NRW hat die AfD mit rund 4000 Mitgliedern den größten Landesverband. Umfragen sehen die Partei an Rhein und Ruhr derzeit bei rund zehn Prozent. Bei der Landtagswahl in NRW am 14. Mai 2017 peile die Partei ein zweistelliges Ergebnis an.

Die Wahlanalysen zeigen, dass die AfD vor allem bei den „kleinen Leuten“ punkten konnte. Für sie stehen die Themen „Flüchtlingskrise“ und „soziale Gerechtigkeit“ im Vordergrund.