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Wahlbeteiligung sinkt weiter – Gleichgültigkeit als Ursache

Wahlbeteiligung sinkt weiter – Gleichgültigkeit als Ursache

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Wahlbeteiligung Foto: dpa
Viele junge Leute drehen der Demokratie und ihren Wahlvorgängen den Rücken zu. Warum das so ist, haben die Bertelsmann-Stiftung und das Allensbach-Institut ermittelt und herausgefunden, dass sich seit 20 Jahren eine große politische Gleichgültigkeit in Teilen der Bevölkerung breit macht.

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Wahlsonntag? Ist da was? Vor allem Einkommensschwache und Menschen mit weniger Bildung drehen der Demokratie und ihren Wahlvorgängen den Rücken zu. Viele junge Leute sind dabei. Warum, haben Bertelsmann-Stiftung und das Allensbach-Institut ermittelt. Sie befragten 1548 Personen „face-to-face“, also persönlich.

Der Kern der Erkenntnis aus dieser Befragung: Es macht sich seit 20 Jahren eine große politische Gleichgültigkeit in Teilen der Bevölkerung breit. Absurd: Gleichzeitig steigt in weiten Kreisen die Zufriedenheit mit der bundesdeutschen Demokratie. Heute sind lediglich elf Prozent mit der Demokratie unzufrieden.

Diese Zufriedenheit ist vor allem im Osten Deutschlands angestiegen. Doch das macht die Wahlbeteiligung kaum größer. Mitte der 80er Jahre gaben rund 90 Prozent der Wahlberechtigten bei Bundestagswahlen ihre Stimme ab. Bei der letzten Wahl zum Bundestag vor vier Jahren waren es nur noch 70 Prozent. Und: „Die Wahlbeteiligung in Deutschland wird auf lange Sicht weiter sinken“, sagt die gemeinsame Studie voraus.

„Wir erleben eine zunehmend sozial gespaltene Demokratie“

Dabei hat die Abstinenz am Wahltag weniger mit Frust und Protest zu tun. „Wir haben keinen Demokratie- oder Politikverdruss. Wir erleben aber eine zunehmend sozial gespaltene Demokratie“, sagt Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung: Die oben wählen, die unten bleiben fern.

Einerseits sagen 68 Prozent der oberen Schicht, dass sie bei der kommenden Bundestagswahl am 22. September auf jeden Fall zur Urne gehen. Denn diese Menschen kommen aus einem politisch interessierten Umfeld. Ob jemand wählen geht, hänge viel davon ab, wo er wohne, welche Freunde er habe und ob in der Familie über Politik gesprochen werde, ergibt sich aus den Daten. Die, die wählen gehen, finden offenbar auch Jahr für Jahr mehr, dass das politische System sie zufrieden stellt – zumal sie deutlich unterscheiden können, wofür die Parteien stehen.

Politik zu undurchsichtig und schwer nachvollziehbar

Anders bei den Einkommensschwachen und Bildungsfernen. Nur 31 Prozent glauben hier, dass sie zur Wahl gehen werden. Die Motive für die Zurückhaltung haben sich aber durchaus verschoben. Waren 2007 der Nichtwähler der Meinung, dass sie mit ihrer Stimmabgabe sowieso nichts ausrichten können, sind das heute nur noch 45 Prozent in dieser Gruppe. Dafür sagen 46 Prozent, Privates und Beruf seien ihnen wichtiger. 61 Prozent – deutlich mehr als vor sechs Jahren – beklagen zudem, Politik sei oft schwer nachvollziehbar und undurchsichtig.

Alarmierend ist: Vor allem junge Leute setzen sich bei Wahlen ab. „Heute findet die Nicht-Wahl vor allem in den jüngeren Generationen breite gesellschaftliche Akzeptanz“, stellt die Bertelsmann-Stiftung fest. 76 Prozent der unter 30-Jährigen sagen, dass ihre Freunde Verständnis dafür haben, wenn man nicht wählen geht. Von den über 45-Jährigen findet das nur die Hälfte. „Zu Beginn der 90er-Jahre hat es einen Bruch gegeben. Wählen wird seitdem immer weniger als Bürgerpflicht gesehen“, stellt Dräger fest.