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Viele Lehrer in NRW bekommen in den Ferien kein Gehalt

Viele Lehrer in NRW bekommen in den Ferien kein Gehalt

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Foto: WAZ FotoPool
Vom letzten Schultag in die vorübergehende Arbeitslosigkeit: Viele befristet angestellte Pädagogen in NRW bekommen sechs Wochen lang kein Gehalt, obwohl ein Erlass diese Praxis verbietet. Tendenz: steigend. Die Betroffenen müssen versuchen, den finanziellen Engpass irgendwie zu überbrücken.

Essen. 

Die meisten Lehrer gehen entspannt in die Sommerferien – für nicht wenige ihrer Kollegen beginnen dagegen bange Wochen. ,,Das ist eine harte Zeit. In diesen Wochen lebe ich vom Ersparten“, sagt eine junge Pädagogin. Ihr Vertrag endete am Freitag, dem letzten Schultag vor den großen Ferien.

Sie kann sich einreihen in die Vielzahl von Lehrern, die sich im Juni arbeitslos gemeldet haben. „In NRW verzeichnen wir einen rasanten Anstieg“, sagt ein Sprecher der Bundesagentur für Arbeit. Während im vergangenen Juni 820 Pädagogen arbeitssuchend waren, sind es aktuell 1482 oder 80,7 Prozent mehr.

Erlass sieht finanzielle Absicherung vor

Neben vielen nicht in den Schuldienst übernommenen Referendaren trifft es eben auch befristet beschäftigte Pädagogen – obwohl sie laut Gesetzeslage auch in den Ferien finanziell abgesichert sein müssten. Denn noch die alte schwarz-gelbe Landesregierung verabschiedete 2009 einen Erlass, wonach auch befristet angestellte Lehrer, die vor dem 1. Februar bis zum Ende des Schuljahres eingestellt werden, während der Sommerferien Anspruch auf Gehalt haben. Gleiches gilt für aufeinanderfolgende Zeitverträge, wenn zwischen ihnen die Ferien liegen.

Offenkundig gibt es aber immer noch befristet angestellte Lehrer, die im Sommer leer ausgehen. „Ich bin ja froh, dass ich überhaupt arbeiten durfte und das ich die Aussicht habe, das auch nach den Ferien wieder zu tun“, sagt die 29-Jährige Fremdsprachenlehrerin, die namentlich nicht genannt werden möchte. Die Frau arbeitet an einer Gesamtschule.

Gewerkschaft spricht von „mehr als Einzelfällen“

Noch während der Elternzeit, in der sie ihre wenige Monate alte Tochter betreute, holte sie der Schuldirektor an seine Schule. Damit sollten sich ihre Chancen auf eine Festeinstellung erhöhen. Das war das Versprechen. Doch am Ende erhielt eine Kollegin den Vorzug. Der 29-Jährigen wurde mitgeteilt, dass es bestimmt im nächsten Jahr klappe. Nach den Sommerferien fängt sie also wieder an, befristet zu arbeiten. Die Zeit dazwischen muss sie finanziell überbrücken.

Ein Lehrer aus Gelsenkirchen berichtet Ähnliches. Nach dem Referendariat vertrat er ein Jahr eine erkrankte Kollegin. Jetzt kommen die Ferien, in denen er ohne Einkommen ist. Im September darf er wieder arbeiten, erneut als Vertretung für die erkrankte Kollegin. Die für sechs Wochen ausbleibende Entlohnung nimmt er hin.

Offenbar sind dies keine Ausnahmen. Die Lehrergewerkschaft GEW spricht von „mehr als nur Einzelfällen, Tendenz steigend“.

Betroffene sollen sich beim Schulministerium melden

„Da es offensichtlich solche Fälle gibt, müssen sich die Personalräte einschalten. So etwas darf nicht sein. Da müssen auch die Schulleiter handeln“, fordert Peter Silbernagel, Vorsitzender des Philologen-Verbandes NRW. Und das Düsseldorfer Schulministerium bittet die Betroffenen, sich entweder beim Ministerium oder bei der Bezirksregierung zu melden. „Wir sichern Vertraulichkeit zu“, verspricht Sprecher Jörg Harm.

Doch selbst wenn in Einzelfällen geholfen wird: Das Problem der insgesamt hohen Arbeitslosigkeit von frisch ausgebildeten Lehrern dürfte damit nicht gelöst sein. Die Schulzeitverkürzung in den Gymnasien und die abnehmende Schülerzahl haben zu einem Lehrerüberschuss geführt. „Ich kann den Lehrern nur raten, sich auch mal für andere Schulformen als die gymnasiale zu interessieren. Da werden gute Kräfte gebraucht“, sagt Burkhard Paschert von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft NRW.

Den in manchen Kollegien als „Wanderpokal“ bezeichneten Lehrern – also jene Pädagogen, die von Schule zu Schule gehen, um dort in Mangelfächern Vertretungsunterricht zu übernehmen, aber auch nach Jahren nicht fest angestellt werden – rät Heinz-Peter Meidinger, Vorsitzender des Deutschen Philologenverbandes: „Qualifiziert euch nach, damit ihr rein kommt ins fest angestellten Verhältnis.“