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Erdogan: Ausraster über Netanjahu – „Hitler von heute“

Bereits in der Vergangenheit hat der türkische Präsident Erdogan hart gegen Israel ausgeteilt. Nun zieht er einen drastischen Vergleich!

Erdoğan sorgte mit seinen Äußerungen zur Rolle der Hamas im Nahostkonflikt für heftige Kritik. Ein Experte erklärt die türkische Sichtweise auf den Krieg zwischen Palästinensern und Israelis.
© IMAGO / penofoto, Pavel Golovkin/AP/dpa (Collage der Redaktion)

Erdogan: Das ist der Machthaber der Türkei

Recep Tayyip Erdogan ist langjähriger Machthaber in der Türkei. Wir stellen den türkischen Präsidenten vor.

Die diplomatischen Spannungen zwischen der Türkei und Israel haben einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Beziehungen gelten seit langem als angespannt – vor allem der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan teilt immer wieder gegen Israel aus.

Während Israel die Hamas als eine geschlossene Terrororganisation einstuft, hat der türkische Präsident Erdogan eine andere Einschätzung: „Die Hamas ist eine Freiheitsbewegung, die für die Freiheit ihres Volkes kämpft“, erklärte Erdogan in einer Rede während eines Menschenrechte-Ausbildungsprogramms der AKP am Montag.

Erdogan verwendet Hitler-Vergleich

Doch damit nicht genug! Erdogan zog dabei einen scharfen Vergleich zu den dunklen Kapiteln der Geschichte: „So wie diejenigen, die vor 85 Jahren Hitlers Völkermordrede im Reichstag begeistert applaudiert haben, ihren Namen mit Scham in die Geschichte geschrieben haben, werden diejenigen, die den Lügen von Netanjahu, dem Hitler von heute, applaudieren, den schwarzen Fleck, der an ihren Händen klebt, ein Leben lang nicht mehr entfernen können.“

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Mit diesen Worten zielte Erdogan direkt auf Netanjahu und beschuldigte den Westen der Mittäterschaft!

„Wir haben nie zu den Teufeln gehört“

Bei seiner Rede machte Erdogan auch klar, dass er seine Meinung so schnell nicht ändern wird: „Vielleicht werden sie versuchen, uns zum Schweigen zu bringen, indem sie uns als antisemitisch abstempeln. Egal, was sie tun, wir haben nie zu den Teufeln gehört, die angesichts von Unterdrückung schweigen, und wir werden auch nicht weiterhin zu ihnen gehören.“

Demnach sei es für ihn eine „Pflicht“, sich für das palästinensische Volk einzusetzen: „Wir bemühen uns aufrichtig, die Palästina-Prüfung sowohl persönlich als auch als Land und Nation zu bestehen.“

Erdogan wirft Westen Mittäterschaft vor

Der türkische Präsident erhob zudem schwere Vorwürfe gegen westliche Staaten: „Sie bieten alle Arten von Unterstützung, einschließlich Waffen und Geheimdienstinformationen, damit Netanjahu mehr Kinder töten kann.“

Besonders die Rede von Netanjahu vor dem US-Kongress sorgte für Erdogans Unmut: „Sie zeigen diese Unterstützung öffentlich, indem sie den Mördern applaudieren, bis ihre Handflächen anschwellen, ohne dass sie es zu verbergen brauchen.“

Grenzen der Toleranz überschritten

Auch der türkische Außenminister Hakan Fidan, ehemals Chef des Geheimdienstes MIT, richtete scharfe Worte an Israel und seine Verbündeten: „Wir spielen hier kein Spiel, Israel hat die Grenzen der Toleranz überschritten. Jetzt sollten die Besitzer die Leine in die Hand nehmen. Die Region kann sich keine weiteren israelischen Provokationen leisten.“

Trotz der harten Rhetorik Erdogans gibt es Zweifel daran, ob die Türkei den Handel mit Israel tatsächlich vollständig eingestellt hat. Ein Bericht der Zeitung „Evrensel“, der sich auf Zahlen des türkischen Exporteursrates TIM (Türkiye İhracatçılar Meclisi) stützt, zeigt, dass der Handel mit den palästinensischen Gebieten im Juli dieses Jahres deutlich zugenommen hat.



Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die Exporte von 9,3 Millionen Dollar auf 119,6 Millionen Dollar. Besonders stark waren die Lieferungen von Stahl sowie Zement- und Glasprodukten.

Umgehung des Handelsverbots?

Die Zeitung „Evrensel“ spekuliert, dass türkische Unternehmen ihre Waren über Drittländer und Drittkäufer nach Israel verkaufen könnten. Einigen türkischen Exporteuren zufolge habe die Entscheidung der Türkei, den bilateralen Handel einzustellen, überraschend getroffen, weshalb sie nach alternativen Wegen suchen, um ihre Geschäfte fortzusetzen.

Der im deutschen Exil lebende türkische Journalist Metin Cihan hat in den vergangenen Monaten immer wieder aufgedeckt, wie vor allem regierungsnahe türkische Unternehmer während des Gaza-Krieges Handel mit Israel betrieben haben. Dies setzte die türkische Regierung unter Druck, den Handel offiziell einzuschränken und schließlich ganz einzustellen.

Was bedeutet das für die Zukunft?

Die jüngsten Entwicklungen und die harten Worte Erdogans zeigen deutlich die angespannte Lage zwischen der Türkei und Israel. Erdogan und seine Regierung befinden sich in einem heiklen Balanceakt: Einerseits versuchen sie, die Unterstützung für das palästinensische Volk zu demonstrieren, andererseits müssen sie die wirtschaftlichen Realitäten und die internationalen Beziehungen im Auge behalten.